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Elegie - Fluch der Götter

Elegie - Fluch der Götter

Titel: Elegie - Fluch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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verzaubert von der Schönheit der Hohen Frau wie unser lieber Heerführer?«
    Mit den Knien wendete Speros sein Pferd und sah Uschahin an. Er hatte das Kinn vorgereckt, und Röte kroch an seinen Wangen hoch. »Ihr tut mir unrecht«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen, »und mehr noch dem Heerführer.«
    Uschahin sah ihn an, ohne eine Antwort zu geben. Er streckte seine geistigen Fühler aus und durchstöberte die Gedanken des Mittländers. Speros’ erschrockenes Zusammenzucken über dieses Eindringen beachtete er nicht, sondern betrachtete die tiefe und noch fortdauernde Ehrfurcht, die der junge Mann für die Hohe Frau der Ellylon empfand. Diese wog Uschahin gegen seine treue Ergebenheit für Tanaros ab, die von der gemeinsam durchlittenen Mühsal in der Wüste sowie von seinen inneren Dämonen herrührte. »Es ist also die Treue, die gewinnt«, sagte er sanft. »Oder muss ich noch weitersuchen? Soll ich dir deine tiefsten Ängste und dunkelsten Albträume verraten?«
    »Bitte nicht.« Speros würgte die Worte hervor. Das Blut war ihm aus dem Gesicht gewichen, und die weit aufgerissenen braunen Augen hoben sich stark von seiner Blässe ab. »Bitte nicht, Fürst! Es tut so weh.«
    Uschahin seufzte und ließ ihn los. »Dann sprich die Wahrheit, Speros von Haimhault. Was bedrängt dich?«
    Speros erzitterte und zog den Kopf in den Kragen seines Mantels, der wie der von Uschahin aus schwerer Schafswolle bestand. »Ihr habt ihn verraten«, sagte er mit leiser Stimme. »Den Fürsten Satoris.«
    »Nein.« Uschahin schüttelte den Kopf und schaute an dem Mittländer vorbei über die Ebene. »Ich habe mich ihm widersetzt, und das ist eine ganz andere Sache.« Er richtete den Blick wieder auf Speros. So jung und so sterblich! Warum wirkte er so viel verletzlicher als seine eigenen Irrlinge? Er war bei seiner Ankunft hier nicht willkommen gewesen, hatte viel Schlimmeres erduldet als seine Irrlinge, die unversehrt aufgenommen worden waren. Dennoch. Es lag
etwas Anrührendes darin: in seiner Angst und seiner Treue. »Weißt du, was uns bevorsteht, mein Kind?«
    »Krieg.« Speros reckte trotzig das Kinn, und die Farbe kehrte in sein Gesicht zurück. »Ich bin kein Kind , Fürst Traumspinner.«
    »Krieg«, wiederholte Uschahin. »Ein Krieg, wie ihn die Welt seit dem Vierten Zeitalter der Gespaltenen Welt nicht mehr gesehen hat.« Er deutete in Richtung Osten. »Weißt du, was ich heute gesehen habe, Mittländer? Zwerge. Marschierende Zwerge. Eine ganze Kompanie, die einer Truppe vedasianischer Ritter folgt.«
    Speros lachte. »Zwerge, mein Fürst?«
    »Du lachst darüber«, murmelte Uschahin. »Yrinnas Kinder haben den Frieden gebrochen, und du lachst. Du solltest nicht lachen, Mittländer. Sie sind stark und stur und so kräftig wie die Wurzeln eines alten Baumes. Vor sehr langer Zeit, bevor die Welt gespalten wurde, haben sie den Ellylon den Krieg erklärt.«
    »Sie sind sehr … klein«, sagte Speros vorsichtig. »So sagt man jedenfalls.«
    Uschahin schenkte ihm ein grimmiges Lächeln. »In den Augen der Fjel sind wir alle kleine Leute, und sie können doch besiegt werden. Weißt du, was ich nicht gesehen habe? Eine ganze Kompanie Fjel, die zwei kleine Leute jagen sollen. Nicht heute, nicht gestern, schon seit vielen Tagen nicht mehr. Ja, Mittländer, ich habe dem Fürsten getrotzt. Mir ist wegen der Zeichen, die auf uns zukommen, sehr unbehaglich zumute. Ich besitze nicht den Stolz der Schöpfer, nicht einmal den der Menschen, vor einer unehrenhaften Handlung zurückzuschrecken. Wenn es eine andere Möglichkeit gäbe, Haomanes Prophezeiung mit einem einzigen Schlag zunichte zu machen, dann würde ich es tun.«
    Lange schwieg Speros. »Ich verstehe«, sagte er schließlich.
    »Gut.« Uschahin wendete sein Pferd. »Dann bring mich zur Waffenschmiede.«
    Hintereinander ritten sie den Pfad entlang, und der diensthabende Tordenstem-Fjel salutierte vor ihnen, als sie an ihm vorbeikamen. Speros warf einen Blick auf die Fallen, die er am Rande der Verderbten Schlucht errichtet hatte – auf die hölzernen Behälter
voller Felsbrocken und die Hebel, die eingelegt und bereit waren. »Finsterflucht ist gut geschützt, Fürst Traumspinner«, sagte er. »Ich möchte Euren Ängsten nicht widersprechen, aber wir sind auf jede Armee vorbereitet, egal ob sie aus Menschen, Ellylon oder Zwergen besteht.«
    »Und was ist mit den Schöpfern?«, wollte Uschahin wissen.
    Speros warf ihm einen Blick des Entsetzens zu. »Mit den Schöpfern

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