Elegie - Fluch der Götter
berührt.«
Cerelinde entfernte sich von ihm, setzte sich und richtete ihren beunruhigenden Blick weiterhin auf ihn. »Ihr kennt mich nicht gut genug, um zu wissen, was mich berührt, Tanaros Schwarzschwert.«
»Hohe Frau, ich kenne Euch besser, als Ihr glaubt«, murmelte er. »Aber ich will die Wahrheit nicht erzwingen, die Ihr mir freiwillig nicht verraten wollt. Da ich in gutem Glauben hier bin, möchte ich Euch fragen, ob ich Euch irgendwie zu Diensten sein kann.«
Verlangen flackerte in ihren Augen auf, und sie holte tief Luft und stieß sie langsam wieder aus. Ihre Stimme zitterte, als sie antwortete: »Ihr könntet mir sagen, was in der Welt außerhalb dieser Mauern vorgeht.«
Tanaros nickte. »Auch mich würde es nach Neuigkeiten dürsten, wenn ich an Eurer Stelle wäre, Cerelinde. Ihr sollt nicht sagen, dass ich unhöflich zu Euch war. Yrinnas Kinder marschieren.«
» Was? « Das Verlangen wandelte sich zu Hoffnung. Cerelinde beugte sich vor und packte die Armlehnen so fest, dass ihre Finger weiß wurden. Tränen standen in ihren hellen Augen. »Tanaros, ich bitte Euch, spielt nicht mit mir.«
Er lächelte sie traurig an. »Das würde ich niemals tun.«
»Yrinnas Kinder haben den Frieden gebrochen!«, wunderte sie sich. »Und …« Ihre Stimme versagte, doch dann fuhr sie mit harter Entschlossenheit fort: »Und was ist mit Aracus?«
»Er ist auf dem Weg hierher.« Tanaros seufzte. »Sie alle sind auf dem Weg, Cerelinde.«
»Ihr wisst, dass es noch nicht zu spät ist …«
»Nein.« Er unterbrach sie nur mit diesem einen Wort. Es schmerzte ihn, solche Hoffnung und Freude in ihrem Gesicht zu sehen. Schließlich und endlich stimmte es: Er war ein Narr. Aber er war ein treuer Narr, und seine Treue galt dem Fürsten Satoris und den anderen, die ihm vertrauten. Tanaros befingerte das Rhios, das in einem kleinen Beutel an seinem Gürtel hing. »Spart Euch die Worte, Hohe Frau. Wenn Ihr noch etwas braucht, ruft nach mir, und ich werde kommen.«
Damit verließ er sie, denn das war einfacher, als bei ihr zu bleiben. Die Mørkhar-Fjel salutierten wie üblich vor ihm. Tanaros sah
sie finster an. Zu viel Misstrauen und Verlangen lagen in seinem Herzen.
»Sorgt dafür, dass niemand unbemerkt hineingelangt«, sagte er. »Das gilt auch für die Irrlinge des Traumspinners, ist das klar? Es war eine Irrlingsfrau, die der Hohen Frau das Gift gebracht hat.«
»Heerführer.« Es war Krognar, einer der vertrauenswürdigsten der Wächter, der ihm mit einem tiefen Brummen antwortete. »Vergebt uns. Sie sehen alle gleich aus.«
» Riechen sie auch gleich?«, fragte Tanaros scharf.
Die Mørkhar tauschten einen raschen Blick aus. »Nein«, sagte Krognar. »Aber Ihr hattet uns nicht gebeten, auf ihren Geruch achtzugeben. Es sind Fürst Uschahins Irrlinge. Ihr hattet noch nie Schwierigkeiten mit ihnen.«
»Dann bitte ich euch eben jetzt darum.«
Die Mørkhar verneigten sich vor ihm. »Es wird geschehen«, sagte Krognar.
Tanaros verließ sie und schritt durch die Korridore. Er fühlte sich nicht wohl, und seine Füße waren rastlos. Kurz dachte er daran, Meara aufzuspüren und sie zu befragen, aber er hatte keine Ahnung, wo in diesem Labyrinth aus Gängen innerhalb der Mauern sie sich befinden mochte. Was würde es bringen? Sie war ein Geschöpf Uschahins. Falls sie es gewesen war, dann hatte sie nur seinen Befehl befolgt. Er hatte den Preis dafür bezahlt – für sie alle. Der Fürst war zufrieden. Musste Tanaros es nicht ebenfalls sein?
Da er keine Antworten erhalten hatte, ging er zu Hyrgolf.
Es war immer sinnvoll, die Kaserne zu besuchen. Tanaros verließ das eigentliche Finsterflucht und begab sich zu den Erdlöchern der Fjel nördlich der Festung. Er schlenderte durch Tunnel, blieb hier und da stehen und suchte die großen Schlafsäle auf. Die Fjel freuten sich über seinen Besuch und waren stolz auf ihre Vorbereitungen. Sie zeigten ihm die bereitliegenden Rüstungen und die sorgfältig geschärften, tödlichen Waffen. Die Botschaft von seiner Anwesenheit eilte ihm voraus, und er hatte noch keine weiteren hundert Schritte zurückgelegt, als sich die Fjel bereits in die Korridore ergossen, ihre Augenzähne in breitem Grinsen bleckten und ihn begrüßten.
»Hallo, Heerführer!«
»He, Anführer!«
»Kommt und überprüft unsere Waffen!«
»Wann geht’s in den Krieg?«
Die schiere Macht ihrer Begeisterung beruhigte seine Nerven und brachte ihn zum Lächeln. Die Fjel, die nach Haomanes Prophezeiung am
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