Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elegie - Fluch der Götter

Elegie - Fluch der Götter

Titel: Elegie - Fluch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
Vom Netzwerk:
Fragen, Vetter, und irgendwann wird er an deine fernste Vorratskammer denken oder von meinen Irrlingen auf sie hingewiesen. Willst du, dass der Fürst von deiner Verstrickung in die Sache erfährt? Willst du das wirklich riskieren?«
    »Nein.« Vorax schüttelte den Kopf und erbebte. »Nein, auf keinen Fall.«
    »Also gut.« Mit seiner seit Kurzem kräftigen rechten Hand wickelte Uschahin das Päcken aus. Ein kleiner Haufen aus Kräutern lag in der Mitte des faltigen Tuchs. Es war einmal mehr gewesen. Er sog die Luft ein, seine Nasenflügel blähten sich. »Allfluch«, murmelte er. »Gesprossen auf dem Grabhügel eines toten Wehrs. Ich habe es nicht mehr gerochen, seit ich in den Wäldern von Pelmar war.«
    »Ja«, meinte Vorax. »Zumindest haben die Rukhari behauptet, dass es das ist. Ich habe es als Ausgleich für unseren fehlgeschlagenen Handel verlangt. Sie wollten sich gar nicht gern davon trennen.« Er zuckte die Schultern. »Glaubst du, es hätte sie getötet?«
    »Ja«, sagte das Halbblut. »O ja, Vetter. Allfluch, Oronins Ruf. Wer davon kostet, hört, wie das Horn des Frohen Jägers den eigenen Namen schmettert. Der Tod reitet in seinem Gefolge, und nicht einmal die Ellylon sind immun gegen seine Berührung.« Er betrachtete die Kräuter mit einem verzerrten Lächeln. »Wenn Oronin der Letztgeborene seine Kinder nur so gut im Leben geschützt hätte, wie er es im Tod getan hat! Die Hohe Frau wäre gestorben, wenn sie die Brühe getrunken hätte.«

    »Was für eine Schande«, sagte Vorax und griff nach einer Fackel. »Es war ein so ehrenhafter Versuch.«
    »Ja.« Uschahin reckte sich und stand auf. »Das war es allerdings.«
    Vorax hielt die Fackel an das Paket. Das Wachstuch fing sofort Feuer, wurde verzehrt, und bald standen die getrockneten Kräuter in Flammen. Rauchfäden stiegen auf, dicht und grau und mit einem schwachen Stich ins Violette. Es war mehr Rauch, als man es bei einer so kleinen Menge erwartet hätte. Er schlängelte sich über den Boden und stieg dort auf, wo er lebendigem Fleisch begegnete.
    »Es riecht … beinahe süß«, sagte Vorax erstaunt. »Kein Wunder, dass die Fjel es nicht als Gift erkannt haben.« Eine angenehme Mattigkeit legte sich auf seine Glieder, und seine Augenlider fühlten sich so schwer an. Er atmete tief ein. »Was ist das für ein Aroma? Es riecht wie Vulnus-Blüten, aber … aber die Erinnerung, die es hervorruft, ist angenehm. Er erinnert mich an … an was, Traumspinner? « Er lächelte, schloss die Augen und tauchte in seine Erinnerung ein. »An meine Kindheit in Stakkia und an die blühenden Goldrauten auf den Wiesen.«
    »Wach auf, Vetter. Wach auf! «
    Die Worte drangen wie durch einen Schleier zu ihm – durch einen vergoldeten Schleier, einen Dunst aus schwimmendem Licht, violett gefärbt; die Luft war erfüllt mit Blütenstaub. Vorax öffnete die Augen und runzelte die Stirn, als er Uschahin Traumspinners Gesicht dicht vor dem seinen erkannte; die Haut spannte sich über den missgestalteten Wangenknochen. »Was ist los, Vetter?«, fragte er mit belegter Stimme.
    Blasse Lippen bildeten einen Fluch in der Sprache der Wehre; er sah mit mildem Interesse zu, beobachtete den wohlgestalteten rechten Arm, wie er vor und zurück schwang; Rauchfahnen wirbelten im Luftzug herum. Es schien alles so langsam zu sein, doch dann war es das nicht mehr. Vorax schwankte auf seinen Hacken, als die Handfläche des Halbbluts gegen seine bärtige Wange schlug.
    »Es reicht!«, brüllte er. Zorn stieg in seinem Bauch auf. »Stell meine Geduld nicht auf die Probe!«
    Uschahins Augen glitzerten durch den Rauch. Das eine war
schwarz, abgrundtief schwarz, verschluckt von der Pupille; das andere war silbergrau, zerteilt in unzählige Splitter, wie ein Spiegel, der in tausend Scherben zerbrochen war, mit einer schwarzen Nadelspitze in der Mitte. Seine Hand, seine rechte Hand legte sich mit unerwarteter Kraft auf die Schulter des Stakkianers und drehte ihn um. »Vorax von Stakkia, verschwinde von diesem Ort! «
    Vorax erhielt einen kräftigen Stoß zwischen die Schulterblätter und ging los. Unsicher setzte er einen Fuß vor den anderen, bis er den Eingang mit seinem schmalen Sims erreicht hatte. Dort war die Luft kalt und sauber, und er atmete hastig ein und betrachtete das Gelände von Finsterflucht, bis sich sein Kopf allmählich klärte. Da waren die Gebäude und die Begrenzungsmauer. Da floss der Gorgantus. Und dort, in der Ferne, waren die Weiden und Minen. In größerer Nähe

Weitere Kostenlose Bücher