Elegie - Fluch der Götter
lagen die Schmieden und Brennöfen unter einem Schleier aus Rauch.
Unwillkürlich blickte er hinter sich, doch der Rauch des Allfluchs war ihm nicht gefolgt. Dort stand nur Uschahin, eingewickelt in seinen Schafswollmantel, und wirkte unglücklich in der Kälte.
»Geht es dir gut, Vetter?«, fragte er leise.
»Ja«, sagte Vorax mit rauer Stimme. Mit dem Kinn deutete er auf den verborgenen rechten Arm des Traumspinners. »Wer hätte je geglaubt, dass eine solche Kraft in diesem Arm steckt! Das ist es also, was du hättest sein können?«
»Vielleicht.« Uschahin stieß ein angespanntes Lachen aus. »Ich bin schließlich der Fehlgezeugte.«
»Du hättest einen tapferen Krieger abgegeben, Vetter.« Er wollte nicht weiter darüber reden. Vorax atmete langsam und stetig und beobachtete den träge dahinfließenden Gorgantus unter ihnen und die Mühle, die Tanaros’ Mittländer-Schützling mit qualvoller Langsamkeit gebaut hatte. Schlammiges Wasser tropfte von ihren Schaufelrädern. Aber sie arbeitete und trieb die Blasebälge an. »Ist es erledigt?«, fragte er schließlich.
Uschahin zuckte die gekrümmten Schultern. »Komm, wir sehen nach.«
Schritt für Schritt und Seite an Seite kehrten sie zurück. Da war
die Vorratskammer, gesäumt mit Weinfässern und Käserädern. Und dort auf dem Boden schwelte ein kleiner Aschehaufen, der nicht mehr rauchte. Sie schauten auf ihn hinunter.
»Ist es noch gefährlich?«, fragte Vorax.
»Ich glaube nicht.« Uschahin blickte in die Dunkelheit im hinteren Teil der Vorratskammer, wo sich die Höhle zu einem gewundenen Tunnel verengte. »Es ist niemand hier, der auf Oronins Horn achten könnte. Die Gänge sind sogar für die Irrlinge zu niedrig.« Er zuckte noch einmal die Achseln. »Außerdem führen die Tunnel von hier aus nur zur Vesdarlig-Passage, und die ist jetzt blockiert. Keiner reist in deine Heimat oder kann von dort eindringen, Vetter.«
»Hoffentlich hast du recht.« Mit dem Absatz seines Stiefels stampfte Vorax auf den schwelenden Haufen und zerrieb die Überreste zu harmlosem Pulver, bis nur noch schwach rußige Schlieren übrig waren. »Bitte sehr«, sagte er zufrieden. »Jeder Beweis unserer Verschwörung ist vernichtet.«
Uschahin sah ihn an. »Dann sind wir also fertig?«
»Ja.« Vorax hielt seinem Blick stand. »Mir fehlt der Mut deines Irrsinns, Traumspinner. Du hast mich bereits einmal vor dem Zorn des Fürsten bewahrt. Ich will ihn nicht ein zweites Mal hervorrufen. « Er schüttelte den Kopf. »Haomanes Prophezeiung ist keine sichere Sache, der Zorn des Fürsten hingegen schon. Wenn du dich seinem Willen noch einmal widersetzt, wird es keine Gnade mehr geben. Ich würde lieber in seinem Namen als unter seinen Händen sterben.«
Uschahin nickte. »Das wirst du, Vetter.«
»Uru-Alat«, flüsterte Dani. »Ein Felssturz?«
Er hatte ein übles Gefühl in der Magengrube. Onkel Thulu neben ihm war still und starrte ungläubig darauf. Im flackernden Fackelschein reichte der Geröllhaufen bis zur Decke.
»Nein«, sagte Thulu schließlich mit schwerer Stimme. »Nein, das hierist absichtlich geschehen. Der Tunnel selbstist nichtbeschädigt.« Er stieß ein hohles Lachen aus. »Natürlich. Warum sollte man ihn nicht blockieren? Ein Eingang weniger, den man bewachen muss.«
Der Felshaufen konnte nicht umrundet werden. Wie viele Tage waren sie unter der Erde gereist? Wochen, mindestens, vielleicht auch länger. Jeder Schritt war von Angst und Beklemmung erfüllt gewesen; jede Biegung des Tunnels hatte die Gefahr eines Fjel-Angriffs in sich geborgen. Alles umsonst. Es waren keine Fjel da gewesen. Und es gab keinen Ausgang. Der Tunnel war blockiert.
»Können wir sie aus dem Weg räumen?«, fragte Dani. »Oder darüber hinwegklettern?«
Onkel Thulu reckte die Schultern und schüttelte das Joch der Verzweiflung ab. »Ich weiß es nicht, mein Junge. Wir sollten es versuchen. «
Sie steckten die Fackel aufrecht in den Geröllberg und begannen mit der Arbeit. Die kleinen Felsbrocken entfernten sie, die großen gruben sie aus, wobei sie ihre Anstrengungen auf einen Block in einer Höhe von mehreren Fuß über dem Tunnelboden konzentrierten, der das Gewicht der anderen zu tragen schien.
»Fertig, Junge?«, fragte Onkel Thulu, sobald er die Arme um den Stein schlingen konnte.
Dani nickte grimmig und packte den Brocken. »Fertig.«
Sein Onkel zählte bis drei, dann zogen sie daran und konnten ihn ein wenig kippen. Das gewaltige Gewicht des Steins besorgte den
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