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Elegie - Fluch der Götter

Elegie - Fluch der Götter

Titel: Elegie - Fluch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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Tanaros ihm damit erwies. Um die Wahrheit zu sagen, er war dankbar, fern von Finsterflucht und der Gegenwart der Hohen Frau Cerelinde zu sein. Bei ihr fühlte er sich gleichermaßen von Ehrfurcht ergriffen und unbedeutend, böse und verschämt; zwischen den finsteren Blicken des Heerführers und Uschahin Traumspinners Schmeicheleien war ihm äußerst unwohl zumute gewesen.
    Doch das hier war mehr nach seinem Geschmack. Er genoss die Kameradschaft der Fjel und musste eine Aufgabe erledigen. Es war eine Aufgabe für einen Krieger, und sie diente den Bedürfnissen von Finsterflucht. Er hatte nur einen kurzen Blick in die Tunnel unterhalb von Urulat werfen können, als sie durch die Bahnen gereist waren. Die Vesdarlig-Passage war größer, als er es sich hätte vorstellen können. Zwei Fjel vermochten hier nebeneinander herzulaufen, und Speros konnte sogar auf seinem großen grauen Pferd hindurchreiten.
    »Geist« hatte er die Stute wegen ihrer Farbe genannt. Und genauso bewegte sie sich: gleitend und geschmeidig. Nachdem sein erstes Pferd in den Bahnen geblieben war, hatte er befürchtet, nie wieder ein solches Tier zu bekommen, doch der Heerführer hatte ihm erlaubt, Geist zu behalten. Die Stute trug ihn willig, auch wenn Speros nicht sicher war, ob sie ihn mochte. Sie hatte die Angewohnheit, ihn aus den Augenwinkeln heraus anzusehen, als ob sie sich fragte, wie er wohl schmeckte, und ihre Zähne waren unnatürlich scharf.
    Das war in Ordnung. Schließlich wusste er auch nicht, ob sie ihm gefiel. Aber er war sich sicher, dass er sie liebte.

    Sie kamen rasch voran. Die Gulnagel liefen stetig; zwei von ihnen bildeten die Vorhut, und Geist hielt mit dem scharfen Galopp der anderen mit. Fackelstrahlen warfen ein tanzendes Fresko aus Licht und Schatten an die Wände; es fühlte sich seltsam und erregend an, wie der unvergessliche Ritt durch die Mittlande, als Uschahin Traumspinner sie auf den Pfaden zwischen Wachen und Träumen entlanggeführt hatte.
    Wie seltsam war der Gedanke, dass sich die Ebene von Curonan über ihnen befand! Am nächsten Tag ritten vielleicht die Verbündeten Haomanes über ihre Köpfe hinweg und wussten es nicht einmal.
    Wenn ihnen mehr Zeit verblieben wäre, dann wäre es vielleicht besser gewesen, die Tunnel zu benutzen, anstatt sie zu versperren, dachte Speros. Wie lange es wohl dauerte, eine ganze Armee in einer schmalen Kolonne hindurchzuschleusen? Er rechnete still nach und versuchte herauszufinden, wie groß die Öffnung sein musste, durch die sie wieder ins Freie treten würden, wie weit sie weg sein müssten, damit sie sich ungesehen versammeln konnten, und gleichzeitig wie nah, um über den Feind herfallen zu können, bevor dieser in der Lage war, sich zusammenzurotten.
    Ein Laut aus der Finsternis unterbrach seinen Tagtraum. Zuerst hörte es sich an wie das Bellen eines Hundes. Verwirrt erinnerte sich Speros an eine staubige Straße und ein kleines Gehöft, in dem er zusammen mit dem Heerführer versucht hatte, Pferde zu stehlen.
    Doch nein, unter ihm wogten Geists unermüdliche Muskeln, und einer der Fjel grinste zu ihm hoch. Das Fackellicht spiegelte sich in seinen Augen. Der Laut war viel zu tief und nachhallend, um aus der Kehle eines Hundes zu stammen. Es war der Jagdruf eines Gulnagel-Fjel.
    »Beute, Anführer!«
    Speros stieß ein lautes Triumphgeheul aus und bohrte seine Absätze in Geists Flanken. Die Stute sprang nach vorn, und auch die Gulnagel wurden schneller. Sie rasten den Tunnel entlang wie eine Welle und würden alles, was sich vor ihnen befand, einfach hinwegfegen.
    »Da, Anführer!« Ein krallenbewehrter Finger deutete in einen
Seitentunnel. Speros riss Geists Kopf herum, und das Pferd ließ sich wie eine Katze auf die Hinterbeine nieder, schlitterte, drehte sich, und die eisenbeschlagenen Hufe schlugen Funken auf den Steinen, während die Gulnagel bereits in den Tunnel hineinstürmten.
    Er folgte ihnen. Ihre Fackeln hüpften auf und nieder wie Glühwürmchen, während der Tunnel immer enger wurde. Hier und da verzweigte er sich, verzweigte sich erneut, führte in Biegungen und Windungen zurück in Richtung Finsterflucht. Die Luft wurde heiß und stickig. Das Gefühl des Triumphes machte Unbehagen Platz. Als die Wände immer näher rückten und sich die Decke senkte, verlangsamte er Geist zuerst zu einem Trab, dann zu Schrittgeschwindigkeit, wurde immer langsamer, bis die Tunnelwände schließlich seine Knie berührten.
    Als er nicht mehr weiterreiten konnte, stieg

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