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Elegie - Fluch der Götter

Elegie - Fluch der Götter

Titel: Elegie - Fluch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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hervor.
    Verblüfft hob er den Blick. Irgendwie hatte er geglaubt, dass dies nie geschehen würde.
    Tanaros hatte beabsichtigt, diesen Menschen zu verhöhnen, der versucht hatte, die Hohe Frau der Ellylon zu heiraten und den Fürsten zu vernichten. Er hatte geglaubt, er werde in diesem Augenblick Befriedigung empfinden, doch als er eingetreten war, verspürte Tanaros nichts dergleichen. Aracus’ Blick erinnerte ihn an den von Roscus bei dessen Ende: überrascht und verständnislos.
    Auch in der Tötung von Roscus Altorus hatte er keine Befriedigung gefunden.
    »Es tut mir leid«, sagte er und hob das schwarze Schwert zum letzten Schlag. Das hier war nicht sein Wille; es war nur Pflichterfüllung. »Du hast es dir selbst zuzuschreiben.«
    In diesem Moment wurde plötzlich der Soumanië in Aracus Altorus’ Schwertgriff lebendig und leuchtete grell auf.
     
    Als Uschahin die Verderbte Schlucht zur Hälfte hinter sich gebracht hatte, spürte er es.
    Die Welt geriet ins Taumeln, und sein Pferd stolperte. Ein unveränderter Soumanië mit der Kraft der Schöpfung war auf einen neuen Eigentümer übergegangen. Uschahins Blick verschwamm, und er sah die Schluchtwände hinter sich aufragen. Kiesel lösten sich unter den Hufen seines blutbraunen Pferdes und sprangen den Abhang zum Flussbett hinunter.
    Er richtete sich mühsam auf, jeder verzerrte Knochen in seinem
Körper schmerzte; dann drehte er sich ächzend um und warf einen Blick hinter sich.
    Es war schlimm.
    Das Schlachtenglück hatte sich gegen sie gewendet. Die Hörner, diese verdammten Ellyl-Hörner stießen ihren strahlend hellen Klang aus, laut widerhallend und beharrlich. Überall taumelten Krieger; die Erde selbst schien in Bewegung geraten zu sein. Die Ebene hob und senkte sich langsam und kräuselte sich wie eine riesige Welle.
    Uschahin schmeckte Galle.
    »O mein Fürst!«, flüsterte er. »Du hättest es zulassen sollen, dass ich sie töte!«
    Es war nicht zu spät, noch nicht. Uschahin trieb seinen blutbraunen Hengst mit den Zügeln an und preschte auf Finsterflucht zu.
     
    Tanaros’ letzter Schlag wurde nie mehr ausgeführt.
    Einige Momente lang starrten sich die beiden Gegner großäugig und verblüfft an, während der Soumanië zwischen ihnen leuchtete. Dann flüsterte Aracus Altorus ein Wort, und die Welt erstrahlte in rötlichem Licht.
    Die Erde hob und senkte sich, und Tanaros spürte, wie er zurückgeschleudert wurde und an Boden verlor. Er war halb geblendet und konnte sich kaum im Sattel halten, als sein Pferd vor Wut aufwieherte und darum kämpfte, auf den Beinen zu bleiben. Ein Teil von Tanaros begriff, was soeben geschehen war. Die Zauberin Lilias war gestorben, und die Macht des Soumanië war auf seinen gegenwärtigen Besitzer übergegangen: auf Aracus Altorus, der von Malthus dem Gesandten angeleitet wurde und dessen Vorräte an innerer Kraft, die der Soumanië benötigte, noch nie angezapft worden waren.
    In jenem Augenblick hatte sich alles verändert.
    Haomanes Verbündete wussten es. Die Hörner der Riverlorn erschallten freudig und aufreizend. Frische Kraft, frische Hoffnung erfüllte sie und verlieh ihnen Stärke. Sie hatten einen neuen Verbündeten gefunden. Die Ebene selbst hob sich in Auflehnung gegen
die Armee von Finsterflucht; sie kräuselte sich; Risse und Spalten bildeten sich.
    Und in der Mitte des Schlachtfeldes saß Aracus Altorus unantastbar auf seinem Pferd und hatte die Hände um den Griff seines zerschmetterten Schwertes geschlossen. Er hatte den Helm abgesetzt, damit er besser sehen konnte, und in dem rötlichen Glanz, den der Soumanië verströmte, wirkte sein Gesicht sowohl schmerzverzerrt als auch durchscheinend. Malthus war mit wirbelnder Robe zu ihm geritten und gab ihm Kraft und Rat.
    Und Ingolin, der Fürst der Riverlorn, sammelte seine Truppen.
    Aller Hass, den Tanaros nicht hatte aufbieten können, als er Aracus den Todesstoß versetzen wollte, kehrte nun zehnfach verstärkt zurück. Er dachte nur noch daran, das zu beenden, was er begonnen hatte, und trieb sein Pferd auf Aracus zu.
    Es war sinnlos. Das Brandmal des Fürsten Satoris schützte Tanaros zwar gegen den Soumanië selbst, aber die Erde stieg vor ihm in Wellen auf und wurde unter ihm weich. Als er noch zwanzig Schritte von seinem Ziel entfernt war, taumelte sein Pferd und versank bis zu den Gelenken im Boden.
    Malthus der Gesandte sah ihn ernst und unversöhnlich an.
    Tanaros kam nicht mehr voran.
    Mit einem Fluch riss er den Kopf seines Reittieres

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