Elegie - Fluch der Götter
und tief in das Fleisch darunter einsank.
»Für Hyrgolf«, flüsterte er und zerrte seine Klinge frei.
Er hielt nicht inne, um dem Fürsten der Riverlorn beim Sterben zuzusehen, auch wenn dieses Bild vor seinen Augen blieb, als er sein Pferd wendete und auf die Verderbte Schlucht zupreschte: Ingolins Augen, unergründlich und grau, in Schmerz und Kummer geweitet, während Haomanes Gegenwart in ihnen verblasste. Hinter ihm verstummten
die Hörner, und ein gewaltiger Schrei erhob sich unter der Schar, der von den aufsteigenden Raben spöttisch aufgenommen wurde.
Von Finsterflucht war nichts zu hören.
Angst, wahre Angst ergriff nun Tanaros. Die Brandwunde unter seinem Brustpanzer fühlte sich eiskalt an. Es konnten durchaus noch schlimmere Schläge gegen Finsterflucht geführt werden. Er erinnerte sich an die Stimme des Fürsten, die so leise und seltsam gewesen war. Er kommt, Tanaros Schwarzschwert. Sie alle kommen — die kleinen Marionetten meines älteren Bruders …
Am Eingang zur Verderbten Schlucht holte er die Fjel ein und schrie: »Folgt mir so schnell wie möglich! Ich eile dem Fürsten zu Hilfe!«
Sie nickten müde.
Tanaros warf einen raschen Blick hinter sich. Eine Handvoll Ellylon-Krieger war bei ihrem gefallenen Fürsten geblieben. Der Rest kam rasch und voller Rachegefühle im Herzen auf ihn zu. Die Schlucht konnte abgeriegelt werden, aber es würde eine Weile dauern, bis die langsameren Fjel sie erreicht hatten — und so viel Zeit ließen ihnen die Verfolger nicht. Er sah zurück auf seine schwerfälligen Jungs, die sogar in der Niederlage noch treu zu ihm standen. »Der Eingang zur Verderbten Schlucht muss gehalten werden. Wer von euch will dafür sorgen?«
Zwölf Tungskulder traten ohne Zögern vor und salutierten vor ihm. »So lange, wie es nötig ist, Heerführer!«, sagte einer von ihnen.
»Gute Jungs.« Tanaros’ Augen brannten. »Ich bin stolz auf euch.«
Er trieb sein schwarzes Pferd wieder an und preschte in die Schlucht.
Die Wacht von Finsterflucht machte sich nur langsam daran, das Tor zur Verderbten Schlucht zu öffnen.
Uschahin schrie sie mit schrecklicher Ungeduld an, doch es half nichts, denn es benötigte zwei Fjel-Mannschaften, um die Tore zu bewegen, und eine der beiden war abwesend. Irgendetwas war in
der Festung vorgefallen, irgendetwas hatte die Wächter in Aufruhr versetzt.
Es war eine bittere Ironie des Schicksals, dass er vor dem bloßen Stein machtlos war, während auf der Ebene hinter ihm ein Mensch, die dumme sterbliche Bestie Altorus, die Macht erlangt hatte, die Materie zu formen. Uschahin zitterte im Sattel und schlang die Arme um das Futteral, in dem sich der gespaltene Schattenhelm befand. Er wartete.
Er sah, wie die Raben zurückkehrten; wie Rauch strömten sie über die Schlucht. Da wusste er, dass die Armee ihnen folgen würde, und er betete, Tanaros möge ein guter Heerführer sein und bei ihr bleiben.
Aber nein, Tanaros war einer der Drei. Wie Uschahin wusste er nur zu gut, wo die größte Gefahr lag. Als sich das Tor zur Schlucht endlich knirschend öffnete, ertönte Hufgetrappel hinter ihm. Und da war der Heerführer, blutbespritzt und mit der gezückten schwarzen Klinge in der Hand.
»Traumspinner«, keuchte er. »Es gibt etwas, das unbedingt getan werden muss.«
Uschahin hob den Kopf und wagte wieder zu hoffen. »Die Hohe Frau …«
»Verdammt sei die Hohe Frau!« Tanaros’ Stimme brach. »Sie ist nur eine Spielfigur, mehr nicht!« Er setzte seinen geborgten Helm ab und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Einen Moment lang glaubte Uschahin, er wische sich die Tränen ab. »Du hattest recht«, sagte er mit leiser Stimme. »Das Fundament … das Fundament zerbröckelt, und ich glaube, er kommt, Uschahin. Der Träger. Es ist alles eingetreten, Stück für Stück. Ich muss ihn aufhalten.«
»Wir müssen nur …«, begann Uschahin.
»Sie kommen , Traumspinner!« Tanaros holte tief Luft. »Wir müssen die Verderbte Schlucht unpassierbar machen. Ruf die Tordenstem zusammen und schick sie zu den Apparaten, die Speros gebaut hat. Sie werden es nicht aus eigenem Antrieb tun; sie brauchen einen Befehl. Davon hängt das Leben meiner Jungs ab — zumindest das von denen, die noch übrig sind.«
»Tanaros«, sagte Uschahin und verlagerte das Gewicht des Futterals in seinen Armen ein wenig. »Mit dem Soumanië kann Aracus Altorus …«
» Zeit «, unterbrach Tanaros ihn. »Aracus ist nur ein sterblicher Mensch, und seine Fähigkeiten sind
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