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Elegie - Fluch der Götter

Elegie - Fluch der Götter

Titel: Elegie - Fluch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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geht. Bister, also satt und dunkel glänzend – bis auf das linke Auge, in dessen Iris ein farbiger Fleck funkelte.
    Er leuchtete Rot, und doch ist Rot nur eine sehr unvollkommene Bezeichnung für seine tatsächliche Farbe. Scharlachrot, könnte man sagen, oder Karmesinrot; röter als der Kehllappen eines Hahns oder der glasierte Apfel im Maul eines Schweins.
    So kam ich auf die Welt, mit einem fluchbeladenen Namen und einem winzigen blutroten Punkt, der in meinem Blick prangte.
    Meine Mutter war Liliane de Souverain, eine Adeptin des Jasmin-Hauses, deren Familie schon seit Generationen im Dienste Naamahs stand. Mit meinem Vater verhielt es sich ganz anders: Er war der dritte Sohn eines Handelsfürsten, doch war der Scharfsinn, durch den sein Vater in der Cité Eluas zu hohen Würden gelangt war, leider schon in jenem Samen verschwendet worden, mit dem seine älteren Brüder gezeugt worden waren. Er hätte uns dreien gewiss einen besseren Dienst erwiesen, hätten seine Neigungen ihn zu einem anderen Haus geführt; zum Bryonia-Haus zum Beispiel, dessen Adepten im geschickten Umgang mit Geldangelegenheiten ausgebildet werden.
    Aber Pierre Cantrel hatte einen schwachen Verstand und starke Begierden, sodass er, wenn klingende Münze den Beutel an seinem Gürtel füllte und aufwallende Lust den Beutel zwischen seinen Beinen fast zum Bersten brachte, zum lasziven und sinnlichen Jasmin-Haus eilte.
    Und dort, umgeben von der Ebbe seines Geistes und der Flut in seinen Lenden, verlor er obendrein auch noch sein Herz.
    Von außen betrachtet mag es nicht so erscheinen, aber im Palais der Nachtblumen, das nur vom einfachen Volk aus den Provinzen mit anderen Namen belegt wird, herrschen komplizierte Gesetze und Regeln. So muss es auch sein, denn wir dienen nicht nur Naamah allein – wie seltsam, dass ich es immer noch betone –, sondern auch den großen Abgeordnetenhäusern, den Nachfahren Eluas und seiner Gefährten und von Zeit zu Zeit sogar dem Königshaus selbst. Obgleich die königliche Familie nicht gerne zugeben mag, wie häufig wir ihren Söhnen und Töchtern tatsächlich schon gedient haben. Außenseiter behaupten, die Adepten würden wie Vieh gezüchtet, um Kinder zu zeugen, die dem jeweiligen Kanon der Häuser entsprechen. Dem ist jedoch nicht so; oder zumindest ist dies nicht verwerflicher als die Tatsache, dass andere Ehen aus politischen oder finanziellen Gründen arrangiert werden. Wir heiraten aus ästhetischen Gründen, das ist wahr, doch soweit ich zurückdenken kann, wurde noch niemand in einen Bund gezwungen, der ihm oder ihr zuwider gewesen wäre. Dies wäre ein grober Verstoß gegen die Gebote des Heiligen Elua.
    Dennoch entspricht es der Wahrheit, dass meine Eltern ein zu ungleiches Paar waren, und als mein Vater um die Hand meiner Mutter anhielt, sah sich die Doyenne des Jasmin-Hauses gezwungen, abzulehnen. Dies war nicht weiter verwunderlich, denn meine Mutter war treu nach den Maßstäben ihres Hauses geformt, mit honigfarbener Haut, Haaren so schwarz wie Ebenholz und großen dunklen Augen, die schwarzen Perlen glichen. Mein Vater dagegen war von hellerem Teint. Er hatte flachsblondes Haar und dunkelblaue Augen. Wer konnte da voraussagen, was die Vermischung ihrer Anlagen hervorbringen würde?

    Mich, natürlich, was der Doyenne im Übrigen recht gab. Ich habe das nie geleugnet.
    Da er sie nicht mit der Erlaubnis des Nachtpalais ehelichen konnte, lief mein Vater kurzerhand mit meiner Mutter davon. Es stand ihr frei, mit ihm zu gehen, denn sie hatte ihre Marque mit neunzehn vollendet. Alle Adeptinnen und Adepten des Nachtpalais tragen in Andenken an Naamah traditionelle Muster auf dem Rücken, die ihnen von Marquisten auf die Haut gezeichnet werden. Sie dürfen jedoch nur Gaben zur Gestaltung ihrer Marque verwenden, die ihnen Freiersleute aus freien Stücken zur Huldigung Naamahs überreicht haben. Sobald ihre Marque vollendet ist, können sie das Nachtpalais verlassen und ihre Dienste auf eigene Rechnung anbieten. So machten sich meine Eltern, ausgestattet mit dem prallen Geldbeutel meines Vaters, der Gunst meines Großvaters und der Mitgift meiner Mutter, die sie für ihre Marque erhalten hatte, auf und davon.
    Ich bin mir sicher, auch wenn ich sie seit meinem vierten Lebensjahr nicht mehr gesehen habe und daher nicht fragen konnte, dass beide glaubten, meine Mutter würde ein vollkommenes Kind, einen wahren Schatz für das Haus zur Welt bringen, den die Doyenne mit offenen Armen empfangen würde.

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