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Elegie - Fluch der Götter

Elegie - Fluch der Götter

Titel: Elegie - Fluch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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nur noch Geist.«
    »Das ist gefährlich genug«, murmelte Tanaros und dachte an den stakkianischen Exodus, den sie beobachtet hatten, und an die Geschichte, die Skragdals Gulnagel ihnen über Graf Coenreds Verrat erzählt hatte. »Das Fleisch folgt dem Willen des Geistes.«
    »Ja.« Fürst Satoris nickte. »Aber Malthus, der Weise Gesandte, ist nicht mehr in der Lage, die Tore von Finsterflucht zum Einsturz zu bringen.«
    Vorax regte sich. »Hatte er wirklich eine so große Macht?«
    »O ja, mein Stakkianer.« Der Schöpfer, der in der Mitte des Turmzimmers stand, wandte sich ihm zu. »Malthus hatte solche Macht, auch wenn sie nicht ausreichte, um mich zu besiegen.« Seine Worte hingen in der düsteren Luft. »Dafür hätte er eine ganze Armee benötigt.«
    »Mein Fürst, er hat eine Armee«, sagte Vorax offen heraus. »Und einen weiteren Soumanië.«
    »Ja.« Satoris schenkte ihm sein messerscharfes Lächeln. »Aber der Soumanië nützt ihm jetzt nichts mehr. Niemand kann ihn einsetzen,
es sei denn, sein noch lebender Eigentümer gibt ihn freiwillig her oder stirbt. Es wird faszinierend sein zu sehen, wie die Waffe meines Bruders mit diesem Dilemma umgeht.« Er drehte sich wieder um und betrachtete die wirbelnden Bilder; die Gegenwart der Drei schien er vergessen zu haben. »Was wirst du tun, Malthus? «, fragte er das Abbild des Gesandten. »Wirst du das Leben der Zauberin verschonen und versuchen, ihr Herz zu beeinflussen? Und wirst du die Folgen eines möglichen Versagens tragen? Oder wirst du dafür sorgen, dass sie vor Gericht gestellt und wegen ihrer Verbrechen zum Tode verurteilt wird?« Der Schöpfer lachte auf; es war ein Laut, der die Grundmauern von Finsterflucht erschütterte. »Oh, es wäre amüsant, wenn du die zweite Möglichkeit wählen würdest!«
    Ein Schauder rann über Tanaros’ Haut. Er warf einen seitlichen Blick auf den Rabenspiegel, in dem Aracus Altorus noch immer neben Malthus ritt. Und dort, weiter hinten im Zug, sah er sie: Lilias von Beschtanag, die Zauberin des Ostens. Sie glich kaum mehr der Frau, der er in Beschtanag begegnet war. Nun war sie bleich und verhärmt, und Angst lag in ihrem Blick. Tanaros bemerkte, wie sein Herz in der gebrandmarkten Brust hämmerte; es war ein fester, endloser Schlag.
    Er fragte sich, wie es wohl wäre, wenn ihm das nach so langer Zeit genommen würde, wenn er plötzlich wüsste, dass seine Herzschläge gezählt waren und jeder einzelne ihn näher an den Tod heranbrachte.
    Im Rabenspiegel entfernte sich Malthus’ Truppe, und ihr Bild verschwamm. Sie kam an einem Wäldchen vorbei und erreichte die vor ihnen liegende Straße. Unter den Raben raste eine gemeinsame Erinnerung von Geist zu Geist: Pfeil, Pfeil, Pfeil! Körper fielen vom Himmel. Die Raben von Finsterflucht wagten es nicht, weiter zu folgen.
    » Genug .«
    Fürst Satoris machte eine schroffe Handbewegung, und der Rabenspiegel zerbrach in unzählige Stücke aus gefiederter Finsternis und zerstreute sich um den Turm herum. Schwarze Augen glänzten
in jedem Winkel, in jeder Spalte und sahen zu, wie der Schöpfer nachdenklich auf und ab schritt.
    »Es steht schlecht, meine Drei«, sagte er schließlich. »Und dennoch ist es besser, als ich befürchtet habe. Wir haben starke Mauern und die Fjel, die dem Feind Widerstand leisten werden. Malthus’ Macht ist nicht mehr die, die sie einmal war. Was wir gesehen haben, reicht nicht aus, um uns zu vernichten.« Er hielt inne, eine Säule aus Finsternis, und hielt den Kopf schräg, damit er aus dem Fenster blicken und den roten Stern von Dergails Soumanië sehen konnte. »Mich besorgt vielmehr das, was wir nicht gesehen haben.«
    »Der Träger«, sagte Uschahin.
    »Ja.« Dieses einzelne Wort fiel wie ein Stein.
    »Mein Fürst.« Tanaros spürte, wie Liebe sein Herz zusammenschnürte. »Die Fjel befinden sich auf der Jagd. Er wird gefunden werden, das schwöre ich Euch.«
    Der Schöpfer neigte ihm den Kopf zu. »Du verstehst, warum dies unbedingt getan werden muss, Heerführer?«
    »Ja, mein Fürst.« Tanaros sprach es nicht laut aus; keiner von ihnen tat das. Die Prophezeiung schwebte über ihnen wie ein Leichentuch.
    »Vielleicht ist der Junge ja schon tot«, sagte Vorax hoffnungsvoll. »Die Mühen im Marasoumië, die harte Reise in einem rauen Land … Sie sind Wüstenbewohner und wissen nicht, wie man in den Bergen überleben kann.« Er hielt sich an diesem Gedanken fest. »Das sollten wir als Anlass zur Hoffnung nehmen. Warum sonst begibt sich dieser

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