Elegie - Fluch der Götter
eine dunkle Färbung an.
Erleichtert lachte Dani auf. »Er ist weg, Onkel!«
Die Kiefernzweige, welche die Höhle verdeckten, raschelten, dann waren sie wieder still. Dani wartete einen Augenblick mit einem stärker werdenden Gefühl der Beunruhigung. Als es Thulu nicht gelang herauszukommen, schob Dani die Zweige mit der rechten Hand beiseite, sodass Licht in die Höhlung fiel.
»Onkel!«
Der ältere Yarru blinzelte ihn an. »Tut mir leid, Junge. Dachte, die Rast … würde mir guttun.« Er bemühte sich aufzustehen und zog eine Grimasse. »Anscheinend nicht.«
Eine kalte Hand der Angst schloss sich um Danis Herz. Im schwindenden Licht des Sonnenuntergangs sah Onkel Thulu sehr schlecht aus. Seine Augen waren fiebrig hell, und sein Gesicht wirkte eingefallen und ausgemergelt. Die Lippen waren trocken und rissig, und die aschfarbene Haut schien lose an den Knochen zu hängen.
Dani machte einen tiefen Atemzug und berührte die Tonflasche mit einer instinktiven Geste. Er wollte seiner Angst befehlen zu weichen. Unwillkürlich dachte er plötzlich an den Stakkianer Carfax, der schließlich den Mut gefunden hatte, ihn zu retten, als die Wehre sie angegriffen hatten. Es schien sehr lange her zu sein.
Dennoch schöpfte er Mut aus dieser Erinnerung.
»Lass mich mal sehen.« Er kniete neben seinem Onkel nieder und löste die Bänder des Wollhemdes. Als er es ein wenig zurückschob und die Brust seines Onkels entblößte, stieß er unwillkürlich einen zischenden Laut aus. Die drei tiefen Wunden, die die Krallen des Fjel hinterlassen hatten, waren feuerrot und eiterten. Das Fleisch
war an den Seiten angeschwollen, und eine gelbliche Substanz sickerte daraus hervor.
»Es ist nichts.« Onkel Thulu nestelte an seinem Hemd. »Ich kann weitergehen, Junge.«
»Nein.« Dani setzte sich auf die Hacken. »Nein«, sagte er erneut, diesmal mit mehr Nachdruck. »Das kannst du nicht. Wir werden hierbleiben, bis du wieder bei Kräften bist.«
FÜNF
E s war ein gutes Gefühl, mit den Kaldjagern zu jagen.
Skragdal hatte seine Uniform ausgezogen, seinen Schild beiseitegestellt, die Lederriemen gelöst, die den unbequemen Stahlpanzer hielten, sowie die Schlachtaxt und den Streitkolben abgelegt. Ohne sie fühlte er sich so unbeschwert wie ein Junges; ihm war fast schwindlig vor Leichtigkeit.
Hinter dem westlichen Rand des Knochentrockenlandes, wohin die kleinen Leute geflohen waren, wuchsen Eschenbäume, und der Weißfluss fiel von den Höhen in vielen Kaskaden herab. Wasser sammelte sich in schäumenden Teichen, ein leuchtendes Band ergoss sich über einen ausgefurchten Granitvorsprung, nur um sich in den nächsttieferen Teich zu stürzen und von dort aus abzufließen, tiefer und tiefer, bis es schließlich das Tal von Neherinach erreichte.
Neben einem solchen Teich kauerte Skragdal zwischen den Wurzeln einer großen Esche und hatte seine Krallen in die lockere Erdkrume gegraben. Er war froh, dass er sich entschieden hatte, hier zu warten. Eine kühle Brise fuhr über seine entblößte Haut. Er blähte die Nüstern und sog tief die Luft ein.
Da.
Der Geruch von Blut – von lebendem Blut. Ein schlagendes Herz und der üppige Duft der Angst, die deutlichen Ausdünstungen von Wollfett. Er spürte, wie ein breites Jägergrinsen seine Mundwinkel nach oben zog. Es war Spätsommer, und die jungen Männchen unter den Bergschafen kämpften um den Rang und steckten ihre Herrschaftsbereiche für den kommenden Winter ab.
Die Kaldjager trieben eines dieser Schafe auf ihn zu.
Er hob den Kopf und sah es. Es war ein Bock, der in langen Sprüngen den Berg herunterkam. Sein Fell war zottelig und grauweiß. Ein Paar gezahnter Hörner ragten in gewaltigen Krümmungen aus seinem Schädel; sie waren so dick wie der Unterarm eines Tungskulder.
Das Tier sah ihn und erstarrte.
Und da waren die Kaldjager, die den Bock verfolgten, einer zu jeder Seite. Sie bewegten sich rasch und zielbewusst und schnitten dem jungen Bock den Rückweg ab. Einer von ihnen bemerkte Skragdal, der gerade aufstand und aus dem Schatten der Esche trat. Sogar aus der Ferne waren seine glitzernden gelben Augen deutlich zu sehen. Er senkte die Schultern und öffnete die Hand in einer deutlichen Geste. Tungskulder, diese Beute gehört euch .
Glücklich breitete Skragdal die Arme aus. Sie fühlten sich ohne Rüstung so leicht an.
Der Bock blieb neben dem Teich stehen und rammte seine gespaltenen Hufe in den Boden. Er atmete schwer und senkte den Kopf. Die gewaltigen
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