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Elegie - Fluch der Götter

Elegie - Fluch der Götter

Titel: Elegie - Fluch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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die Felsen, den Hebel, die Tordenstem, die über die grob gezimmerte Rampe liefen und ihre schweren Steine abluden. Er stieg ab, schlenderte zum Rand des Felsvorsprungs, schaute hinunter auf den Pfad und schätzte den Weg der Felsen ab. Der Wind spielte in seinen schwarzen Haaren. »Wird es den Weg vollkommen blockieren?«

    »Zumindest lange genug, um ihnen ernste Schwierigkeiten zu machen. Es gibt noch eine andere Stelle, an der es genauso gut funktionieren könnte.« Als Speros den Heerführer am Rande des Abgrunds beobachtete, verspürte er ein unangenehmes Gefühl in der Magengegend. »Seid vorsichtig, Herr. Dieser Vorsprung hat keinen besonders guten Halt mehr.«
    Tanaros hob die Brauen. »Hast du Angst um mich?«
    »Ja.« Speros schluckte nervös.
    »Mach dir keine Sorgen. Ich habe so lange überlebt, dass ich nicht an einem Bergsturz sterben werde.« Tanaros trat zurück und legte Speros die Hand auf die Schulter. »Gut gemacht, Mittländer. Das ist eine großartige Idee.«
    »Vielen Dank, Herr!« Seine Nervosität wich einer Woge des Stolzes. »Sie ist mir gekommen, als wir durch die Verderbte Schlucht geritten sind. Ich habe mir gedacht: Warum setzen wir die Kraft der Tordenstem nicht geschickter ein? Das Zuschütten des Brunnens der Welt war das Vorbild. Ihr erinnert Euch sicher, wie …«
    »Ja.« Ein Schatten der Trauer legte sich auf das Gesicht des Heerführers.
    »… wir haben Rollen und Hebel benutzt …« Speros hielt inne. »Verzeiht mir.«
    »Es ist schon in Ordnung.« Speros schüttelte den Kopf.
    »Ich weiß, ich habe in der Wüste versagt.« Speros holte tief Luft. »Glaubt mir, Heerführer, ich habe einen Eid geschworen. Ich habe es schon einmal gesagt, und ich will es noch einmal sagen. Tausendmal, wenn es sein muss. Es wird nie wieder passieren …«
    »Speros!« Der Griff des Heerführers um seine Schulter wurde so fest, dass er schmerzte. »Es reicht«, sagte er leise. »Du wirst nie wieder darüber reden. Ich gebe dir nicht die Schuld an dem, was mit den Yarru passiert ist. Was dort passiert ist …« Er seufzte, nahm die Hand von Speros’ Schulter und schaute hinunter in die Verderbte Schlucht. »Es wird guttun, gegen einen Feind zu kämpfen, den es nach einer Schlacht gelüstet.«
    »Ja, Herr.« Unsicher folgte Speros dem Blick des Generals.
    »Noch nicht, Junge!« Tanaros’ Stimmung änderte sich; nun lächelte
er Speros an. »Sie werden noch früh genug kommen. Ich danke dir dafür, dass du uns auf sie vorbereitet hast.«
    »Ja, Herr!« Speros erwiderte das Lächeln des Heerführers.
    »Du bist ein guter Junge, Speros von Haimhault.« Tanaros versetzte ihm einen Klaps auf die Schulter, schritt über den steinigen Boden und begrüßte die Tordenstem. Er kannte sie alle mit Namen. Kurz darauf war er wieder weg, ritt auf seinem schwarzen Pferd davon, zurück zur Festung; seine Gestalt wurde unter dem mattgrauen Himmel immer kleiner.
    Speros sah ihm nach und dachte wieder daran, wie der Heerführer am Klippenrand gestanden hatte. Der Wind hatte in seinen Haaren gespielt, und in seinen Augen hatte das Gespenst der Angst gehockt. Er wünschte, er hätte etwas tun oder sagen können, um diesen Schatten zu vertreiben.
    Er wünschte, es wäre tatsächlich sein eigenes Versagen gewesen, das sie in diese Lage gebracht hatte.
    Natürlich war es das nicht. Tief in seinem Herzen wusste er das. Das war sein eigenes Gespenst, der Geist seines Vaters, die Missbilligung seiner Familie. Es hatte nichts mit Heerführer Tanaros zu tun; es war etwas völlig anderes. Er hatte gehört, was der alte Yarru über die Entscheidung des Heerführers gesagt hatte, und er hatte die Antwort des Heerführers gehört, den endgültigen, schmerzerfüllten Schrei: Nenn mir einen Grund, wieso ich sie nicht fällen sollte!
    Aber er hatte es nicht getan. Der alte Mann hatte einfach nur dagestanden. Wähle , hatte er gesagt; als ob es nicht sein Volk gewesen wäre, das jemand aus den eigenen Reihen damit beauftragt hatte, Haomanes Prophezeiung zu erfüllen, den Fürsten Satoris und alles andere zu vernichten, was Heerführer Tanaros lieb und wert war. Und was danach geschehen war – die aufblitzende schwarze Klinge, die dumpfen Geräusche, welche die Streitkolben der Fjeltrolle verursachten, das im Sand versickernde Blut …
    »Was hätte er denn sonst tun sollen?«, fragte Speros laut.
    »Anführer?« Einer der Tungskulder sah ihn fragend an.
    »Ach, nichts.« Er reckte die Schultern. Es gab wenigstens eines, das er tun

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