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Elegie - Fluch der Götter

Elegie - Fluch der Götter

Titel: Elegie - Fluch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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es nicht. Ihr alle seid meine Kinder, ihr alle, die ihr lebt und auf dem Antlitz Urulats wandelt, ihr alle, die ihr denkt und euch über eure eigenen Gedanken wundert. Willst du das etwa leugnen?«
    Darin lag Wahnsinn – und auch wieder nicht. Der Wahnsinn der Schöpfer konnte nicht mit den Maßstäben der gewöhnlichen Menschen gemessen werden – und auch nicht mit denen der Wehre, der Ellylon oder der Geringeren Schöpfer. Die Fundamente von Finsterflucht waren in Bewegung geraten; die Fundamente von Finsterflucht hielten. Was davon stimmte?
    Alle Dinge müssen so sein, wie sie sind.
    Uschahin erbebte und richtete den Blick zur Seite auf den Gottestöter. Dort hing er im gleißenden Brunnen und pulsierte wie ein Herz. Ein Splitter der Souma, der grobe Griff war aus Felsgestein geschaffen. Er würde in die Hand eines Kindes passen; ein solches Kind könnte ihn heben und niedersausen lassen, ohne daran zu denken, was es damit zerschmetterte. Was es damit durchbohrte. Das Muster, die Große Geschichte, war gegenwärtig in jedem Lichtpuls, den es ausströmte.
    Lass es eher später als früher so weit sein .
    Sein Blick verschwamm unter Tränen; sie saßen auf den Wimpern, die seine ungleichen Augen einrahmten. »Ah, mein Fürst! Nein, niemals. Das würde ich niemals leugnen.«
    »Uschahin.« In der Stimme des Schöpfers lag nun Zärtlichkeit – eine Zärtlichkeit, die so gewaltig war, dass man sie kaum ertragen konnte. »Diese Ereignisse haben vor sehr langer Zeit begonnen. Vielleicht hätte ich eine bessere Wahl treffen können, oder eine weisere Wahl. Wenn ich meinen Trotz durch Ehrerbietigkeit gemäßigt
hätte, wäre der Zorn meines Älteren Bruders nicht so rasch erregt worden. Aber ich kann die Vergangenheit nicht ungeschehen machen, und selbst wenn ich es könnte, würde dies nichts ändern. Meine Rolle war bereits vorherbestimmt, bevor der Tod Uru-Alats die Sieben Schöpfer gebar, sowohl mein Anfang als auch mein Ende. Obwohl ich müde werde, kann nicht einmal Calanthrag die Älteste mit Sicherheit sagen, wann es kommen wird. Also spiele ich meine Rolle, so gut es mir möglich ist. Ich muss das sein, was ich bin, solange es mir möglich ist. Wenn ich es nicht mehr sein kann, dann werde ich es nicht mehr sein. Verstehst du das?«
    Uschahin nickte heftig.
    »Das ist gut.« Satoris war näher gekommen, ohne dabei einen Laut zu verursachen. Einen Augenblick lang hatte seine Hand auf Uschahins Stirn verweilt. Sie war schwer, so schwer! Und doch lag Trost in dieser Berührung. Trost und eine gewisse Art von Liebe. »Du siehst zu viel, Traumspinner.«
    »Ich weiß«, flüsterte er.
    »Dann sage mir, was du im Norden siehst.« Die Hand war schon wieder weggezogen, und der Schöpfer lief erneut auf und ab. Dort, wo er gestanden hatte, tranken die Steine seinen Ichor, den göttlichen Eiter, und die dunkle Pfütze verschwand. Ein weiterer Ausfluss von ihm war Teil von Finsterflucht geworden. »Haben deine Raben den Träger gefunden? Haben meine Fjel ihn schon erledigt?«
    »Nein.« Uschahin schüttelte den Kopf. »Viele Eurer Fjel versammeln sich in Neherinach. Das haben die Raben gesehen. Ich vermute, die Jagd ist in vollem Gange. Mehr vermag ich nicht zu sagen.« Er zögerte. »Da ist noch etwas, mein Fürst.«
    Der Schöpfer richtete seine glühenden Augen auf ihn. »Sprich es aus!«
    »Die Stakkianer.« Uschahin räusperte sich. »Diejenigen, die wir im Rabenspiegel gesehen haben, bewaffnet und unterwegs auf dem Pfad, den der Galäinridder gebahnt hat … Ich habe ihre Träume berührt. Sie sind auf dem Weg zu den Ebenen von Curonan, denn das ist der Ort, zu dem alle Armeen unterwegs sind. Doch die Stakkianer
waren diejenigen, die zuerst aufgebrochen sind. Inzwischen haben sie ihr Ziel vielleicht schon fast erreicht.«
    Fürst Satoris lachte. Es war ein unangenehmes Geräusch. »Ach ja?«
    »Ja.« Unwillkürlich warf Uschahin einen Blick auf den Schattenhelm, der in der für ihn angefertigten Nische saß. Dunkelheit erfüllte seine Augenlöcher wie ein Versprechen von Qual. »Ich könnte mehr in Erfahrung bringen, wenn Ihr mir die Erlaubnis gebt, über die Ebene zu wandern …«
    »Nein.« Fürst Satoris hob die Hand. »Nein«, wiederholte er. »Ich muss nicht wissen, was in den Herzen dieser Menschen liegt, die die Flucht von Malthus dem Gesandten und seinem farblosen Soumanië beobachtet haben, der so seltsam und verändert ist. Aber ich könnte sie als Exempel gebrauchen. Soll Stakkia doch sehen, wie ich mit

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