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Elegie - Fluch der Götter

Elegie - Fluch der Götter

Titel: Elegie - Fluch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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unwichtig. Fürst Satoris hatte ihm den Befehl gegeben, also würde Tanaros aufbrechen.
    Es war ein gutes Gefühl, etwas tun zu können und nicht nur abwarten zu müssen. In der vergangenen Nacht hatte er tief geschlafen und die Glut seines Hasses geschürt, die im Innersten seines Herzens loderte. Das war eine einfache Aufgabe gewesen. Die Stakkianer, die sich entschieden hatten, Malthus zu folgen, hatten damit ihre uralte Übereinkunft verraten. Sie waren Krieger. Sie hatten sicherlich den Preis ihres Verrats berechnet, so wie sie zuvor den Preis ihrer Treue berechnet hatten. Es sollte leicht sein, sie zu töten.
    Rötliches Licht dämmerte am östlichen Horizont, als sie sich versammelten.

    Vorax sah prächtig aus in seiner vergoldeten Rüstung. Er ritt auf einem Pferd, das groß genug war, um ihn zu tragen; seine stämmigen Schenkel hatte er um den Rumpf des Tieres geschlungen, in dessen Augen eine unheimliche Aufmerksamkeit lag. Und so war es auch bei den anderen Pferden. Fünfzig berittene Stakkianer folgten ihm; sie alle ritten auf Finsterflucht-Pferden. Er grinste Tanaros an; seine Zähne traten weiß und stark unter dem Dickicht seines rötlichen Bartes hervor. »Gehen wir auf die Jagd, Vetter?«
    »Ja.« Tanaros warf einen Blick auf die Masse der Gulnagel, die ihn umgaben und deren Lendenmuskeln vor Eifer zuckten. »Das sollten wir tun.« Er gab das Kommando. »Öffnet das Tor!«
    Auf dem schmalen Pfad, der durch die Verderbte Schlucht führte, kamen sie gut voran. Tanaros ritt mit der Leichtigkeit, die ihm die langjährige Kenntnis des Terrains schenkte, und erfreute sich an seiner Freiheit. Da war die Weberkluft. Er zog den Kopf ein und legte die Wange dicht an den Hals des Rappen. Die massigen Füße der Gulnagel stampften über die Felsen; ihre Krallen scharrten über den Stein. Hier und da huschten die kleinen Weber an ihren riesigen Netzen entlang, richteten zerrissene Fäden, und in der Haltung ihrer vergifteten Klauen lag Missbilligung. Hinter ihm donnerten Vorax und seine Stakkianer entlang.
    Über ihnen brüllten die Tordenstem-Wachtposten. Obwohl die Vibrationen ihrer Stimmen zahllose Steine lockerten, die in die Schlucht hinabregneten, war es ein Laut der Zustimmung. Wenn es anders gewesen wäre, dann wären sie jetzt schon tot. Tanaros reckte den Hals, während er ritt, und warf einen anerkennenden Blick auf die sorgfältig platzierten Fallen des Mittländers.
    Nach dem schmalen Pfad kam die Ebene.
    »Lauf«, flüsterte Tanaros seinem Pferd zu und schmiegte sich eng an dessen Rücken. Es stellte die Ohren auf, legte sie dann an und rannte los. Hohes Gras teilte sich wie das Meer. Tanaros schaute nach rechts und links. Zu beiden Seiten sah er die rennenden Gulnagel. Mit großen Sprüngen drangen sie unermüdlich voran. Hinter ihnen war das Stampfen des Stakkianer-Kontingents zu hören. Vorax führte sie an und schmetterte ein Kriegslied.

    Eigentlich hätten Späher da sein sollen. Seit Altoria gefallen war – seit Tanaros unter dem Schattenhelm, der schwer auf seinen Schultern gelastet hatte, eine Armee angeführt hatte –, waren immer Späher da gewesen. Es war die Grenzwacht von Curonan in ihren graubraunen Mänteln, scharfäugig und tödlich.
    Aber niemand war hier.
    Es gab keine mehr, seit sie zusammen mit ihrem Anführer Aracus Altorus zu dessen Hochzeit im Tal von Lindanen gezogen waren. Während die Sonne langsam über den wolkenlosen Himmel zog, ritten sie ungehindert dahin. Alle Armeen von Haomanes Verbündeten hatten sich über das Antlitz von Urulat verteilt und bewegten sich langsam auf diesen Ort hier zu. Noch war er verlassen; die Geister von Cuilos Tuillenrad ruhten still und wisperten nur bei ihrem Vorüberritt.
    Diejenigen, die Fürst Satoris verraten hatten, würden dafür bezahlen.
     
    Der Regen hörte auf, als die Morgendämmerung einsetzte.
    Sie brach mit überraschender Pracht über dem Land an; goldenes Licht schimmerte auf den feuchten Felsen und verwandelte die Pfützen in Myriaden von erdgebundenen Sonnen. Dort, wo Moos wuchs, erschuf sie eine Fülle zartweißer Blumen.
    Die Dämmerung enthüllte noch eine andere Überraschung, die Dani mit einem Freudenschrei willkommen hieß. Nach all ihren Strapazen hatten sie den westlichen Rand des verlassenen Landes erreicht. Vor ihnen lag ein zerklüfteter Abhang, auf dem grüne Bäume in großer Zahl wuchsen, und Berge erhoben sich im Norden. Von irgendwo drangen Vogelgesang und der Klang rauschenden Wassers herbei.
    Onkel

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