Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elegie - Fluch der Götter

Elegie - Fluch der Götter

Titel: Elegie - Fluch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
Vom Netzwerk:
Und aus ihm war eine besondere Truppe hervorgekommen: Menschen und Fjel. Graf Coenred hatte sie gesehen und gewusst, dass sie zu seinem Land unterwegs waren. Er hatte die
Frauen und Kinder von Gerflod weggeschickt und ihnen befohlen, in einem Gutshaus in der Nähe Unterschlupf zu suchen.
    »Es war ein Abschlachten.« Sorhild erzählte die Geschichte, während sie am Kopfende eines langen Tisches in der Großen Halle saß, und ihre Augen waren gerötet vom nächtelangen Weinen. »Als wir zurückkehrten, haben wir die Leichen gefunden, aufgeschichtet wie Klafterholz – und blutige Fjel-Fußabdrücke auf dem Boden, überall.« Sie lächelte grimmig. »Mein Gemahl und seine Männer haben tapfer gekämpft. Viele Menschen, die von Finsterflucht ausgesandt worden waren, sind gestorben. Aber gegen die Fjel konnten sie nichts ausrichten.«
    »Nein«, murmelte Dani. »Das konnten sie bestimmt nicht.«
    Tief in der Nacht suchten ihre Worte ihn heim. Es war leicht, sich das alles vorzustellen. Es war in die trauernden Gesichter der Frauen eingeschrieben und in die blutigen Risse im Boden. Und wenn es hier der Wahrheit entsprach, dann war es auch in der Heimat so. Er dachte an Warabi, die Frau des alten Ngurra, die unablässig geschimpft hatte, nur um ihr sanftes Herz zu verbergen. Er konnte sich unmöglich vorstellen, dass sie nicht dort im Steinernen Hain war und auf ihre Rückkehr wartete. Und Ngurra! Ngurra, der ihm sein ganzes Leben hindurch geduldig und nachsichtig beizubringen versucht hatte, was es bedeutete, der Träger zu sein. Damals hatte Dani ihn nicht verstanden.
    Er wünschte sich, er würde auch jetzt nicht verstehen, was vor sich ging.
    »Wir können hier nicht bleiben«, flüsterte er und hörte, wie sich sein Onkel ruhelos auf der Pritsche neben ihm hin und her warf. »Falls wir doch verfolgt worden sind, haben wir die Fjel zu ihrer Türschwelle gelockt.«
    »Ich weiß, mein Junge.« Onkel Thulus Stimme klang trübe. »Wir brechen auf, sobald es hell wird. Was hältst du von diesem Tunnel, von dem sie gesprochen hat?«
    »Ich weiß nicht.« Dani schaute hoch zu den Deckenbalken, die im Mondlicht, das durch das schmale Fenster fiel, nur undeutlich sichtbar waren. Dieses ganze Holz und die Steinmassen über ihm
waren ihm unangenehm. Und der Gedanke daran, Meile für Meile unter der Erde gefangen zu sein, drückte ihm den Hals zu. »Was glaubst du, sind da draußen noch mehr Fjel auf der Jagd nach uns?«
    »Wir können es uns nicht leisten, das Gegenteil anzunehmen«, sagte Thulu. »Aber aus welcher Richtung kommen sie?«
    »Wenn sie von Norden kommen, ist der Tunnel der letzte Ort, an dem sie uns vermuten werden. Aber wenn sie von Finsterflucht kommen …« Dani rollte sich auf die Seite und schaute seinen Onkel an.
    Thulus Augen glitzerten. »Dann säßen wir in der Falle wie Kaninchen im Bau.«
    »Ja.« Dani zitterte. »Onkel, ich habe Angst. Du musst die Entscheidung treffen. Du bist mein Führer, und ich vertraue dir. Welchen Pfad du auch auswählst, ich folge dir.«
    Thulu nickte in der Dunkelheit. »Dann soll es so sein. Ich denke darüber nach und sage dir bei Sonnenaufgang, wie ich mich entschieden habe.«

ELF
    M eara griff nach der Schöpfkelle.
    »Nicht diese Suppe.« Der Suppenkoch Thom schaute nicht von der Rübe auf, die er gerade kleinhackte. »Die für die Hohe Dame ist in dem kleinen Topf. Bring sie bloß nicht durcheinander.«
    Trotz der drückenden Hitze in der Küche zitterte Meara, als würde ihr ein eisiger Finger über den Rücken fahren. »Was sagst du?«, flüsterte sie. »Was machst du, Thom?«
    »Was das Beste ist.« Er hackte mit unglaublicher Geschwindigkeit. Dünne, helle Rübenscheiben fielen von dem Messer.
    »Auf wessen Befehl?«
    Das Messer hielt inne, und er schaute auf zu ihr. »Auf Befehl unseres Fürsten.«
    Damit meinte er Uschahin, denn das war ihr Fürst. Er war derjenige, der sie zusammenrief und ihnen Beistand leistete, und der denjenigen einen Platz gab, die sonst keinen Platz hatten. Offenbar hatte er Mearas Worten zugehört, doch nun lag in ihrem Mund ein bitterer Geschmack, und sie hatte Angst zu schlucken. »Er ist einer der Drei! Er kann sich nicht gegen den Willen des obersten Fürsten stellen.«
    »Nein.« Thom sah sie an; das dünne Haar fiel ihm in die Stirn. »Aber wir können das für ihn tun.« Er deutete mit dem Kopf in Richtung Tür. »Beeil dich. Heerführer Tanaros kommt bald zurück.«
    Hastig belud sie das Tablett und füllte Suppe aus dem kleinen

Weitere Kostenlose Bücher