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Elegie - Fluch der Götter

Elegie - Fluch der Götter

Titel: Elegie - Fluch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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verzeihen, aber es ist meinem Herzen nicht möglich, Euch zu bedauern, Lilias von Beschtanag.«
    Diese Worte hatten einen vertrauten Klang. »Ich will Euer Mitleid nicht haben«, murmelte Lilias.
    »Ich weiß.« Die Dame Nerinil aus dem Hause Numireths des Flinken neigte anmutig den Kopf. »Aber Ihr hättet es verdient.«
     
    Der Tunnel führte ewig weiter. Nach dem unerbittlichen Gelände des nördlichen Fjel-Reiches hätte dies eigentlich einfach sein sollen. Hinter dem anfänglichen Abstieg verlief der Tunnel gerade. Der
Boden war von zahllosen Generationen plattgetreten worden – von breiten Fjel-Füßen, Menschenstiefeln und sogar Pferdehufen, denn er war so breit, dass zwei Menschen nebeneinander herreiten konnten. Unter der Erde war es wärmer als oben, und sie hatten Wind und Regen hinter sich gelassen. Sie besaßen Wasser, Nahrung und Fackeln, die ihnen den Weg erhellten.
    Doch dagegen stand eine erstickende Angst. Dani hätte alle Annehmlichkeiten des Tunnels liebend gern aufgegeben, nur um wieder aus ihm herauszukommen. In der Wüste konnte man meilenweit sehen. Hier unten hingegen gab es nur den endlosen schwarzen Schlund des Tunnels. Stein unten und Stein oben, Tonne um Tonne. Sie benutzten die Fackeln nur sehr sparsam; ein schwaches Leuchten bewegte sich durch die Dunkelheit.
    Einmal hatte Dani gesehen, wie eine gewaltige schwarze Wüstenkobra eine Springmaus verschluckt hatte. Ihre Hinterbeine hatten noch gezuckt, während sie langsam im Schlund der Schlange verschwunden war. Danach hatte sie eine deutlich sichtbare Verdickung verursacht, als sie durch den langen, sehnigen Körper gedrückt wurde.
    Genauso wie diese Springmaus fühlte er sich jetzt.
    Im Tunnel roch es nach Fjeltrollen; es war ein moschusartiger und etwas ranziger Gestank. War er alt oder frisch? Es gab keine Möglichkeit, das herauszufinden. Jeder Schritt vorwärts war von Anspannung begleitet. Sie wären gern ohne die Fackeln ausgekommen, aber das war unmöglich. Bei jedem zweiten Schritt wären sie gegen die Wände gelaufen oder hätten sich in einem der kleineren Seitentunnel verlaufen.
    Von Zeit zu Zeit kamen sie an Luftschächten vorbei, die in die Decke hoch über ihnen eingelassen waren. Dann blieben sie stehen, atmeten tief die frische Luft ein und schauten hoch zu den Strahlen des Tageslichts, die in den Tunnel drangen. Jedes Mal löschte Onkel Thulu dann seine Fackel, und für einige kostbare Schritte gingen sie in dem schwachen Licht weiter.
    Doch bald schmeckte die Luft wieder abgestanden, und die Dunkelheit wurde dichter, bis sie die Hand nicht mehr vor den Augen
sehen konnten. Dann hielten sie an und lauschten auf Anzeichen für herankommende Fjel. Das Schlagen des Feuersteins schien jedes Mal zu laut und der Funkenregen, mit dem Onkel Thulu die Fackel wieder entzündete, zu hell zu sein.
    Es gab keine Möglichkeit, die vergehende Zeit zu messen. Sie versuchten die Luftschächte zu zählen, hatten aber keine Ahnung, wie weit diese auseinanderlagen. Wenn sie zu müde zum Weitergehen wurden, machten sie Rast und schliefen abwechselnd in den Seitentunneln. Manchmal spürten sie auf ihrem endlosen Gang einen Hauch kühler Luft auf ihren Gesichtern, obwohl die Finsternis undurchdringlich blieb. Dani vermutete, dass es oben Nacht war, wenn diese frische Luft herabdrang.
    Doch im Tunnel machte das keinen Unterschied.
    Sie fanden Rastplätze, wo die Streitkräfte von Finsterflucht früher einmal ihr Lager aufgeschlagen hatten – breite Ausbuchtungen mit Spuren alter Lagerfeuer. Dort fanden sie versteckte Vorräte, wie Sorhild von Gerflod ihnen verraten hatte. Bei dem ersten Lager, das sie erreichten, blieb Dani unter dem Luftschacht stehen und betrachtete die Zeichen, die über der kalten Asche eines gelöschten Lagerfeuers in die Höhlenwand geritzt waren.
    »Kannst du das lesen, Onkel?«, fragte er.
    Onkel Thulu schüttelte den Kopf. »Nein, Junge. Diese Kunst beherrsche ich nicht.«
    Dani fuhr die Zeichen mit den Fingerspitzen nach und wunderte sich. »Was glaubst du, ist es ein Zauberspruch? Oder eine Warnung?«
    Sein Onkel schenkte ihnen einen zweiten Blick. »Es könnten ebenso gut Sippenzeichen sein. Komm, wir sollten weitergehen.«
    Danach blieben sie nicht mehr lange an diesen Orten, denn dort, wo die Fjeltrolle gegessen und geschlafen hatten, war ihr Gestank am stärksten. Sie nahmen jedoch alles mit, was ihnen nützlich sein konnte, und eilten sofort weiter. Dani dachte über die eingeritzten Zeichen nach und fragte

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