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Elegie - Fluch der Götter

Elegie - Fluch der Götter

Titel: Elegie - Fluch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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ihren hellen Rüstungen aus. Lilias wunderte sich, dass man sie zurückgelassen hatte. Waren sie freiwillig hiergeblieben oder vielleicht in früheren Schlachten verwundet worden? Vielleicht waren sie auch nur zu jung, um an vorderster Front in einem schrecklichen Krieg zu kämpfen. Es war schwer, ihr Alter zu schätzen.
    Doch die meisten Leute hier waren Frauen.
    Keine Kinder. Zumindest sah sie keine. Wenige, sehr wenige Kinder hatten die Riverlorn im letzten Zeitalter von Urulat geboren. Die Ellylon hatten schon immer wenige Kinder gehabt – Haomanes Kinder, erschaffen vom Gedankenfürsten, der die Gabe seines Bruders Satoris des Drittgeborenen abgelehnt hatte.
    Und dafür wurde er angebetet.
    Bei diesem Gedanken schüttelte Lilias den Kopf. Sie verstand es nicht – sie würde es niemals verstehen. Wieso weigerten sich sowohl die Menschen als auch die Ellylon anzuerkennen, dass hinter ihren andauernden Streitereien der Krieg der Schöpfer steckte? Es war Stolz, nichts als Stolz und Dummheit – zwei Dinge, die sie sehr wohl kannte.
    Die Frauen von Meronil sprachen nur selten mit ihr. Es waren Mägde, die sich um ihre Bedürfnisse kümmerten. Eamaire und
andere brachten ihr Essen, sauberes Badewasser sowie Laken für ihr Bett. Sie bemühten sich nicht einmal mehr, Lilias zu verachten, was in gewisser Weise noch schwerer zu ertragen war. Lilias war eine Gefangene, war aufgegeben worden, ihre Macht war gebrochen, und sie war keiner Beachtung mehr würdig. Sie war eine Last, um die man sich kümmern musste, mehr nicht.
    Wenn es in ihrem Herzen am finstersten war, stellte sich Lilias vor, wie Meronil von den Streitkräften des Fürsten Satoris angegriffen wurde. Dann sah sie eine Horde rasender Fjel, die die weißen Türme und Brücken mit ihren breiten, hornigen Füßen besudelten, die die Steine mit ihren mächtigen, krallenbewehrten Händen niederrissen, während Tanaros Königsmörder, der Soldat, auf seinem schwarzen Schlachtross saß und zusah, wie die Ellylon-Frauen kreischend flohen und nicht wahrhaben wollten, dass es so weit gekommen war.
    Manchmal empfand sie bei diesen Gedanken grimmige Freude.
    Zu anderen Zeiten erinnerte sie sich an Aracus Altorus mit seinen weit auseinanderstehenden Augen, vertrauensvoll, fordernd. Sie erinnerte sich an Blaise, den dunkeläugigen Blaise mit all seiner grimmigen Treue. Sie hatten Lilias gerecht behandelt, und im Innersten ihres Herzens wünschte sie nicht mehr, sie tot zu sehen, in ihrem eigenen Blute liegend. Das würde Calandor nicht zurückbringen, genauso wenig wie Fürst Satoris’ Sieg. Es war schließlich ihr eigenes Volk, es waren Arahilas Kinder. Doch sie beide glaubten , sie glaubten so stark. Eine Hoffnung, eine Vision, eine zusammengefügte Welt; ein schwacher Funke, der durch Malthus, den Weisen Gesandten und Haomanes Waffe, sorgfältig am Leben erhalten wurde.
    Zu diesen Zeiten lehnte Lilias die Stirn gegen die Einfassung ihres Fensters und weinte, denn sie besaß zu wenig Glauben und zu viel Wissen.
    Nur ein einziger Tag war anders und durchbrach den ewigen Kreislauf der Langeweile. Lange nachdem Lilias zu der Überzeugung gekommen war, dass so etwas nie geschehen würde, hatte eine Edeldame der Ellylon ihren Gemächern einen Besuch abgestattet. Es war die Dame Nerinil gewesen, die in Malthus’ Rat saß und die
wenigen Überlebenden des Hauses von Numireth dem Flinken repräsentierte, dem Gründer von Cuilos Tuillenrad, der Stadt des Hohen Grases.
    Sie kam unangekündigt und erfüllte die Turmstube mit ihrer unirdischen Schönheit. Lilias hatte sich an die Mägde gewöhnt, doch die Dame Nerinil war etwas vollkommen anderes. Wie kam es, dass sogar bei den Riverlorn eine die andere überstrahlte? Vielleicht war es eine Art des Glanzes, ein Überbleibsel der Magie, die verloren gegangen war, als die Welt gespalten wurde. Sie war froh, die Mägde gebeten zu haben, alle Spiegel aus ihrem Zimmer zu entfernen.
    »Zauberin des Ostens!« Nerinil lief im Zimmer umher; für eine Frau ihrer Art war sie ungewöhnlich ruhelos. Ihre Stimme klang glockenartig und gleichzeitig abgehackt. »Es gibt da eine Sache, die mir Sorgen macht.«
    Lilias lachte laut. »Nur eine, Herrin?«
    Die Dame Nerinil runzelte die Stirn. Es war ein Ausdruck außerordentlicher Zartheit; die feine Haut zwischen ihren schwingenartig geformten Brauen kräuselte sich dabei nur ganz leicht. »In Malthus’ Rat habe ich Euch eine Frage gestellt, und Ihr habt sie nicht beantwortet. «
    »Ja.« Lilias

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