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Elegie - Fluch der Götter

Elegie - Fluch der Götter

Titel: Elegie - Fluch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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erinnerte sich an die sanften, wohlklingenden Töne voller Unverständnis und Wut. Warum tut Ihr so etwas? Lilias sah sie neugierig an. »Ich habe mit einer Gegenfrage geantwortet. Ihr seid es gewesen, Herrin, die das Gespräch nicht weiterführen wollte. Warum ist es Euch jetzt auf einmal so wichtig?«
    Nerinil sah sie mit ihren leuchtenden Augen an. »Weil ich Angst habe.«
    Lilias nickte. »Ihr habt Eure Frage selbst beantwortet.«
    »Angst?« Die Ellyl-Frau stieß ein kurzes, ungläubiges Lachen aus. »Nur Angst? Ich habe auch Angst, Zauberin, aber deswegen verurteile ich nicht Tausende zum Tode.«
    »Doch«, sagte Lilias müde, »das tut Ihr. Ihr und alle Verbündeten Haomanes. Was wird denn Eurer Meinung nach geschehen, wenn die Armee auf Finsterflucht zumarschiert?«
    Die Dame Nerinil schüttelte den Kopf; ihre dunklen Haare
schwangen hin und her. Winzige Diamanten waren darin verwoben, und sie glänzten wie der Aven, wenn er des Nachts das Licht der Sterne widerspiegelte. »Eure Frage wurde gestellt und beantwortet, Zauberin. Ihr kennt unsere Lage und unseren Traum. Trotz unserer Angst und nicht wegen ihr marschieren wir gegen Finsterflucht.«
    Lilias zuckte die Achseln. »Zweifellos wird das den Frauen und Müttern der Gefallenen ein großer Trost sein. Ich bin sicher, es wird ihnen gefallen, dass der Bauernsohn aus den Mittlanden sterben musste, damit die Riverlorn wieder das Antlitz von Haomane erblicken können.«
    Kurz legte sich ein Schatten der Wut über das Gesicht der Dame Nerinil. »Ihr habt es sehr eilig, Haomanes Verbündete dafür zu verurteilen, dass sie die Soldaten angewiesen haben, die Waffen gegen den Weltenspalter zu ergreifen, Zauberin. Dabei wart Ihr es, die uns getäuscht hat und in die Falle des Weltenspalters locken wollte, damit wir abgeschlachtet werden. Ist das nicht Scheinheiligkeit? Die Riverlorn haben Euch weder bedroht noch Euch etwas angetan.«
    »Nein«, stimmte Lilias ihr zu und schaute aus dem Fenster. »Aber ich wäre die Nächste gewesen.«
    Schweigen setzte ein. Lange sagte die Dame Nerinil nichts, denn die Ellylon waren unfähig zu lügen. »Vielleicht«, meinte sie schließlich. Ihre Stimme war tief und melodisch. »Wie der Weltenspalter, so wart auch Ihr eine Freundin der Drachen.«
    »Das war ich.« Lilias schluckte und schmeckte das Salz ihrer Tränen. O Calandor!
    »Und Euer Leben wog das von Tausenden anderen auf?«
    »Für mich, ja.« Lilias sah die Dame an. »Wie Ihr sagt, Herrin, habe ich nichts getan, was Euch bedroht oder geschadet hätte. Ich wollte nur in Ruhe gelassen werden. Hatte Beschtanag es verdient, deswegen vernichtet zu werden?«
    »Nein, deshalb nicht«, sagte Nerinil leise. »Aber der Soumanië sollte niemals Eurer Macht unterstehen und vor allem nicht auf diese Weise gebraucht werden. Als Ihr das tatet, habt Ihr Euch gegen Haomanes Willen gestellt. Sicherlich war Euch klar, dass eine solche Handlung nicht für immer hingenommen werden konnte.«

    »Ach, Haomane.« Lilias kräuselte die Lippen. »Wir sprachen vorhin von Angst , Herrin. Wovor hat Haomane Angst? Warum hütet er seine Macht so eifersüchtig, dass er nicht einmal einen ganz winzigen Teil mit einer sterblichen Frau teilen will?« Sie hielt inne. »Oder ist es etwa das Wissen , das der Gedankenfürst fürchtet? Sogar Haomanes Verbündete scheinen Angst vor der Weisheit der Drachen zu haben. Vielleicht will er diese Weisheit auslöschen.«
    »Nein.« Die Ellyl-Frau hatte dieses Wort zögerlich ausgesprochen, doch dann runzelte sie die Stirn und wiederholte es kraftvoller. » Nein .« Schillernde Lichtpunkte tanzten im Raum umher, als sie noch einmal den Kopf schüttelte. »Ich werde Euren Lügen und Spitzfindigkeiten nicht zum Opfer fallen. Ihr wollt lediglich Eure Taten rechtfertigen, die wiederum nur Euren eigenen Zwecken dienen.«
    »Darf Haomane der Erstgeborene von sich etwas anderes behaupten? « Lilias lachte kurz auf. Sie fühlte sich alt und verbraucht und wünschte, die Ellyl-Frau würde gehen. »Im Gegensatz zum Gedankenfürsten weiß ich das wenigstens. Habe ich das je geleugnet?«
    Die Dame Nerinil sah sie mit einem undeutbaren Ausdruck ihrer dunklen, flackernden Augen an. »Es scheint mir, dass Ihr bei Malthus’ Rat wahre Worte gesprochen habt, Zauberin. Ihr seid eine stolze Frau – und eine eitle dazu.«
    »Ja«, sagte Lilias. »Ich weiß.«
    »Arahila die Schöne bittet uns, Mitleid zu haben«, meinte die Dame Nerinil. »Möge sie mir in ihrer unendlichen Gnade

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