Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
Vom Netzwerk:
Ohren an, um ihre Worte zu verstehen, aber es gelang ihm nicht. »Uru-Alat!« Er vernahm ein leises Flüstern. »Sie sind so klein ! Sind es Männer oder Kinder?« Es war der Junge, Dani, der furchtlos neben ihm kauerte und die dunklen Augen im Feuerschein weit aufriss. Sie erzählen ihm nicht mehr als mir, dachte Carfax, und der Junge tat ihm leid. Was dachte sich Malthus dabei, in die Unbekannte Wüste vorzudringen und den Jungen seinem Zuhause zu entreißen, um ihn gleichzeitig in Unwissenheit zu halten? In Finsterflucht kannte man zumindest den Preis der Vereinbarungen, auf die man sich einließ.
    »Nein«, sagte er. »Es sind Zwerge, Dani. Vor langer Zeit haben sie sich von allen Angelegenheiten der Menschen zurückgezogen.«
    Eine dunkle Hand ergriff das Fläschchen, das um seinen Hals hing, und die dunklen Augen blickten verwirrt drein. »Was glaubt Malthus, dass sie besitzen?«
    »Ich weiß es nicht.« Er wünschte, er täte es.
    Eine Entscheidung wurde gefällt, und der Anführer der Zwerge trat vor. »Morgen wird es eine Anhörung geben«, sagte er. »In den Obsthainen von Malumdoorn. Kommt in Frieden, oder kommt gar nicht.«
    »So wird es sein«, sagte Malthus würdevoll.
     
    Nacht.
    Sie kam schnell und dunkel in den Sümpfen des Deltas. Turin eilte hinter der verblassenden Gestalt des Fährtenlesers her, rutschend, planschend und Hunrics schnellen Schritt verfluchend. Vor ihnen ragten kleine Hügel trockenen Landes auf, die in dem schwindenden Licht zurückzuweichen schienen, kaum greifbar. Endlich traf ein ersterbender Lichtstrahl den Palodusbaum, der über den Hügel wachte.

    »Komm schon!«, rief Hunric und kletterte die Böschung hinauf, die vor ihm lag; die tote Kriechechse hing an einem Strick, den er sich um die Hüften geschlungen hatte. »Komm schon !«
    Turin, der vor der Böschung bis zum Bauch im Wasser stand, biss die Zähne zusammen und suchte nach Möglichkeiten, um sich hinaufzuziehen. Schieferplatten, so breit wie seine beiden Hände, glitschig und moosbewachsen. Auf dieser Insel würde nichts Essbares wachsen. Mit aller Gewalt schob er sich die steile Wand empor, eine Hand nach der anderen, und der Atem brannte in seinen Lungen.
    Oben angekommen, stützte er die Hände auf den Schenkeln ab, beugte sich vor und keuchte.
    »Sieh mal!« Hunric grinste ihn mit ausgebreiteten Armen an. »Das Herz des Deltas. Ist das nicht wunderbar?«
    Turin hätte heulen können.
    Nichts gab es hier, gar nichts, nur moosbewachsenen schwarzen Schiefer mit scharfkantigen Brüchen, die in seine aufgeweichten Fußsohlen schnitten, und ein paar herabgefallene Äste des Palodusbaums. Er war müde, nass und fußwund, und seine Lenden quälte nagendes Verlangen.
    »Eine Quelle mit frischem Wasser wäre schön gewesen«, sagte er erschöpft, setzte sich, nahm den Rucksack ab und begann mit der ermüdenden Aufgabe, seine Stiefel von den Füßen zu pellen. »Bist du sicher, dass dieser Weg aus dem Delta hinaus führt?«
    »Der Weg hinein ist auch der Weg hinaus.« Der Fährtensucher beäugte ihn, dann sammelte er einige Zweige auf. »Du bist ganz erledigt. Setz dich hin und ruh dich aus. Ich mach das schon.«
    Er setzte sich und rieb sich die wunden Füße. Eigentlich war ein Feuer gar nicht nötig. Der Schiefer war warm und speicherte die Wärme der Sonne wie eine Schmiede. Er konnte beinahe den Schwefel riechen. Es wäre allerdings schön gewesen, frisch gebratenes Fleisch zu haben, selbst wenn es schon einen Tag alt war. Fleisch verdarb schnell in der Wärme; kein Wunder, dass Hunric versucht gewesen war, es roh zu essen.
    So warm war es hier. So warm.
    Sein schmerzender Körper prickelte in der Hitze.

    »Dies ist seine Heimat.« Auf der Kuppe des kleinen Hügels hatte Hunric nun die Zweige ordentlich aufgeschichtet und beugte sich über den Stoß. »Seine Heimat!«, wiederholte er voll Inbrunst, schlug Funken und blies. Ein Stückchen Anmachholz geriet in Brand, winzige Flammen flackerten auf.
    »Seine Heimat«, wiederholte Turin dumpf. Im dunklen Sumpf zu ihren Füßen flammte ein gelbgrüner Funke auf. »Und morgen gehen wir dann direkt nach Pelmar, ja?«
    »Pelmar.« Hunric, noch immer auf Knien, grinste ihn an. »Oh ja.«
    In der Luft pochte etwas, wie eine Antwort auf das Pulsieren in seinen Lenden. Er dachte wieder an die weißen Glieder der Hohen Frau der Ellylon, biss die Zähne zusammen und verbannte den Gedanken aus seinem Kopf. In der Luft? Nein. Der Stein unter ihm bebte, langsam und stetig, warm wie

Weitere Kostenlose Bücher