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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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ein schlagendes Herz.
    Ein gelb-grüner Funke, der höherstieg.
    »Hunric.« Die Stimme versagte ihm beinahe. »Hunric!« Eine Gestalt, die sich bewegte, unmöglich groß. Wurzeln wurden tropfend aus dem Sumpf gerissen. Langsam, oh, so langsam! Ein gelbgrüner Funke. Ein lidgeschütztes Auge, ein tropfendes Kinn. »Hunric …«, flüsterte er.
    »Was denn?« Der Fährtensucher klang beinahe freundlich, als er die Glut zusammenschob, die Kriechechse auf einen Spieß steckte und sie über die Flammen hielt. »Pelmar, ja. Ich weiß es noch. Wir brechen morgen auf. Ist es das, was dir Sorgen macht?«
    Unfähig zu sprechen, deutete Turin auf den Sumpf.
    »Was ?« Der Fährtensucher sah angestrengt in die Richtung.
    Als es zuschlug, bewegte es sich ganz schnell. Ein Keil aus Dunkelheit verdeckte die aufgehenden Sterne. Dieser Keil saß auf einem geschwungenen Hals, und sein Maul öffnete sich weit, sodass die Zähne wie elfenbeinerne Dolche leuchteten. Der Boden unter Turin erbebte wie durch einen heftigen Ruck, als der Schlag geführt wurde. Irgendwo unten im Sumpf krallten sich scharfe Klauen in den Boden, um einen sicheren Stand zu haben. Er sah das lidgeschützte Auge, als es an ihm vorbeischoss, und dann schnappte das offene Maul zu.

    Ein erstickter Schrei brach ab, und die Scheite des Lagerfeuers wirbelten durch die Luft.
    Hunric.
    Völlig aufgelöst gab Turin unverständliche Laute von sich und wich rückwärts wie ein Krebs zurück. Schieferplatten unter seinen Händen und Füßen, deren scharfe Kanten in sein Fleisch schnitten. Kein Schiefer, nein, Schuppen , uralt und bewachsen, dunkel wie Eisen. Vor ihm ragte der lange Hals auf und hob den riesigen Kopf auf die Höhe des Palodusbaumes, während die Mahlzeit durch die Kehle wanderte.
    Es dauerte nicht lange. Nicht lange genug.
    »Bitte«, hauchte Turin, als sich der schreckliche Kopf wieder in seine Richtung wandte und sich, bärtig und mit Moos behangen, über den eigenen Rücken zurückbog. »Oh, bitte !«
    Kurz zuckte die Nickhaut über das gelbgrüne Auge. »Wer bittet?«
    »Turin von Stakkia.« Die Worte drangen wie ein Wimmern aus seiner Kehle. »Ich bin hier im Auftrag von Fürst Satoris.«
    »Satorisss …«
    »Drittgeborener unter den Schöpfern.« In Turin erwachte ein Mut, von dem er nicht geahnt hatte, dass er ihn besaß; er stellte sich dem über ihm aufragenden Kopf und kämpfte gegen das Zähneklappern an. »Dies hier ist seine Heimat, erhabener Drache, und er hat mich hierhergeschickt!«
    »Ja.« Das gelbgrüne Auge blinzelte. »Dein Gefährte war … schmackhaft.«
    »Erhabener Drache!« Das Entsetzen drohte ihm in die Gedärme zu fahren. »Mein Fürst war einst ein Freund Eures Geschlechts!«
    »Ein Freund«, wiederholte der Drache. »Ja, einssst war esss so.«
    »Einst und für alle Zeit.« Schwer atmend griff Turin nach seinem Rucksack, zerrte sein Schwert aus der Verschnürung und hielt es in die Höhe. Die Klinge glänzte grünlich im Licht des Drachenauges. »Ich habe eine Botschaft für die Zauberin des Ostens und für den Drachen von Beschtanag. Wollt Ihr mich nicht passieren lassen?«
    »Ich trauere um meinen Bruder.« Etwas wie Bedauern lag in dem furchterregenden Antlitz des Drachen. »Er hat seinen Pfad gewählt.
An diesem Ort gibt esss große Macht, Menschensohn. Sie hätte Satorisss den Säenden einssst sogar heilen können, aber Haomanes Zorn versengte seine Gedanken, bissss nur noch Irrsinn blieb, und er floh nach Norden in den kühlenden Schnee. Esss issst zu spät für den Säenden. Nun ist diesss meine Heimat, und ich mussss hierbleiben.«
    »Wer seid Ihr?«, flüsterte Turin.
    »Calanthrag«, kam die gezischte Antwort. »Älter als alle anderen.«
    Der Angriff kam plötzlich; der riesige Kopf fuhr herum. Turin wich einmal aus und führte mit dem Schwert einen Schlag gegen das schimmernde Auge. Er traf nicht, und seine Klinge prallte an den undurchdringlichen Schuppen ab. Dies, so dachte er, als ihn ekstatisches Entsetzen überwältigte, ist das Ende. Der Kopf des Drachen fuhr zurück und thronte hoch über dem sehnigen Hals, sodass er den Himmel verdeckte. Turins Hand lockerte sich um den Schwertgriff. Er stand auf einem Drachenrücken, fühlte die Wärme unter seinen nackten, verletzten Fußsohlen und dachte an die Eide, die er geschworen hatte, und die Frauen, die er gekannt hatte. Modergeruch hing in der Luft. Das Drachenauge trübte sich gelbgrün. Alt, so alt!
    Älter als das Delta.
    Es gab Dinge, die Turin von

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