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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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in Fürst Satoris’ tiefer Stimme mit. »Sie ist unser Gast, Traumspinner, und so wird sie auch behandelt werden. Etwas anderes dulde ich nicht.«
    »Herr …«
    »Ich habe Nein gesagt.«

SIEBZEHN
    D as Sonnenlicht fiel durch die Apfelbäume der Obsthaine von Malumdoorn.
    Es war ein ungewöhnlicher Ort für eine Zusammenkunft von derartiger Bedeutung. Carfax wünschte sich mit aller Macht, er wüsste, worum es ging. Die Zwerge hatten sich in großer Zahl versammelt und standen in wachsamen Reihen zwischen den knorrigen Apfelbäumen.
    Hobard brachten sie Respekt entgegen, als sichtbares Zeichen der langjährigen Übereinkunft zwischen ihrem Volk und den Nachfahren derer von Malumdoorn. Der mürrische junge Ritter genoss diese Aufmerksamkeit und schien sich ganz in seinem Element zu fühlen.
    Yrinnas Frieden, dachte Carfax. Das war jene Vereinbarung, die die Zwerge getroffen hatten, laut der sie an den Schlachten, welche die Geringeren Schöpfer entzweit hatten, nicht teilnahmen. Sie scheuten Fürst Satoris’ Gabe, gaben sich höchst selten fleischlichen Gelüsten hin und gebaren nur so viele Kinder, wie zum Fortbestehen ihres Geschlechts nötig waren. Im Gegenzug hatten sie nur die Freiheit verlangt, das Land bestellen zu dürfen und es so fruchtbar zu machen, wie Yrinna die Sechstgeborene es sich gewünscht hatte.
    Die alten vedasianischen Familien, wie jene, zu der Hobard gehörte, hielten es seit langer Zeit schon so: Sie schützten Yrinnas Kinder und hielten sich ganz aus ihren Angelegenheiten heraus, und dafür erhielten sie ertragreiche Obsthaine.
    Was aber bedrohte diesen Frieden nun?
    »Besteller der Erde.« Malthus’ Stimme war weich und beruhigend: Er breitete die Arme aus und machte deutlich, dass er keine Waffe
bei sich hatte, nur seinen Stab. »Ihr wisst, wer ich bin. Und ihr wisst, weshalb ich gekommen bin.«
    Die Zwerge flüsterten miteinander, es war ein leises Geräusch, wie Wind, der durch die Blätter eines Apfelbaumes fuhr.
    »Wir wissen es.« Einer der Stammesältesten der Zwerge stapfte nach vorn und streckte sein trotziges Kinn vor. Verfilzter Bart, streitlustige Augen, ehrlicher Schmutz, der in seine Hände eingegraben war. »Du bringst uns Krieg, Gesandter. Du brichst Yrinnas Frieden. Wieso? Wieso sollten wir hören, was du zu sagen hast?«
    »Weil Satoris Fluchbringer ganz Urulat unter seine Herrschaft zwingen wird, wenn ihr es nicht tut«, sagte Malthus gemessen. »Ist das dein Wunsch, Haldol, Besteller der Erde? Mit anzusehen, wie Yrinnas Erde mit seinem tropfenden Gift besudelt wird? So wird es geschehen, und kein Samen wird unbeschädigt austreiben und keine Blüte mehr Früchte tragen.«
    Das stimmte nicht. In den langen Jahren, in denen Stakkia das Bündnis mit Fürst Satoris hielt, war das Land unversehrt geblieben. Der Fürst wollte lediglich leben, ohne Haomanes Zorn ausgesetzt zu sein. Als Carfax den Mund öffnete, um zu widersprechen, stellte er jedoch fest, dass seine Zunge gelähmt war, so nutzlos wie eine verdorrte Wurzel. Helle Funken glühten in den Augen des Stammesältesten Haldol; die Worte des Gesandten ließen Zweifel in ihm aufkeimen.
    »Wir beteiligen uns nicht an den Kriegen der Schöpfer«, sagte der Zwerg.
    »Doch, das tut ihr.« Die Stimme des Gesandten war sanft, freundlich und listig. »Yrinnas Kinder leugnen es, das stimmt. Aber ihr habt etwas zurückgehalten, das Euch nicht gehört, und indem ihr das tut, unterstützt ihr den Feind. Unseren größten Feind, der die Erde verbrennen würde.«
    »Das sagst du.« Der Stammesälteste rieb sich das Kinn. »Das sagst du. Bei uns gibt es eine Prüfung, Gesandter, für jene, die um Yrinnas Gunst bitten. Ist deine Gemeinschaft bereit, das Grünen zu versuchen?«
    »Das ist sie«, sagte Malthus mit fester Stimme.

    Unter den Zwergen entstand ein wenig Unruhe, die Reihen teilten sich. Ganz hinten lösten sich zwei Gestalten aus der Versammlung und trugen mit großer Ehrerbietung etwas herbei, ein männlicher und ein weiblicher Zwerg, knorrig wie Baumwurzeln, und ihre Augen leuchteten angesichts ihrer heiligen Aufgabe. Carfax reckte den Hals, um sehen zu können, was sie trugen.
    Ein Stab, ganz ähnlich wie der, den Malthus bei sich trug, aber unbeschnitten  – ein toter Ast, der von einem Baum gebrochen worden war. Ein paar Zweige ragten heraus und ein paar vertrocknete Blätter, verschrumpelt und braun. Der Stammesälteste Haldol empfing den Ast mit beiden Händen, hob ihn an seine Lippen und küsste die raue Rinde,

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