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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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bevor er ihn wie einen Speer mit dem dickeren Ende voran in die Gartenerde von Malumdoorn stieß.
    Nun stand er da wie eine Standarte, aschgrau und brüchig.
    »Die Probe des Grünens hat begonnen«, sagte Haldol.
    »So sei es.« Malthus neigte den Kopf und ergriff den Soumanië.
    »Nein .« Die Stimme des Zwergs war scharf. »Du bist Haomanes Waffe, Gesandter, und trägst seine Werkzeuge. Was die Souma zu vollbringen mag, das wissen wir nur zu gut. Es ist jedoch Yrinnas Wille, der mit dem Grünen ermittelt werden soll. Wir werden einen aus deiner Gemeinschaft wählen, der es versuchen soll.« Sein tiefäugiger Blick glitt über die kleine Gruppe. »Du«, sagte er abrupt und deutete mit einem dicken Finger auf Dani. »Der Geringste von allen. Lasst uns sehen, ob Yrinna dir gewogen ist.«
    »Besteller der Erde …« Malthus sah den Zwerg finster an, und der Soumanië flackerte.
    »Es ist so, wie es sein soll.« Haldol der Zwerg verschränkte die Arme, und sein Volk pflichtete ihm raunend bei. »Bestreitest du es, Gesandter? Sohn Malumdoorns, was sagst du, der du sie hierhergebracht hast?«
    Hobard von Malumdoorn warf einen bitteren Seitenblick auf den jungen Yarru-Yami. »Malthus, ich kam im Vertrauen nach Meronil, um dir diese Nachricht zu bringen, aber ich bin Vedasianer und durch den Eid, den ich schwor, Yrinnas Kindern verpflichtet. Ich beuge mich ihren Forderungen. Du hast uns in die Unbekannte Wüste
getrieben, um den versengten Jungen zu holen, und all unser Leben bei der Suche nach ihm aufs Spiel gesetzt. Lass ihn nun die Prüfung ablegen, wenn sie es verlangen.«
    Die Zwerge standen in dichten Reihen hinter dem toten Ast, als wollten sie die Erde herausfordern. Malthus’ Reisegefährten warteten unbehaglich auf die Entscheidung des Gesandten. Carfax beobachtete sie. Blaise Caveros war angespannt und hatte die Zähne zusammengebissen; die kleinen Muskeln an seinem Kiefer zuckten. Der Ellyl, Peldras, war gleichzeitig wachsam und gelassen. Doch in den Augen der Bogenschützin Fianna lag etwas Hungriges, Verzweifeltes und Sehnsüchtiges.
    Warum, fragte sich Carfax.
    Die Yarru hingegen flüsterten miteinander; der dicke Onkel Thulu neigte seinen Kopf zum Ohr des Jungen, und seine Lippen bewegten sich. Was sagte er? Wieso lächelte der Junge? Merkte er denn gar nicht, dachte Carfax hilflos, dass er nur ein Stein auf dem Spielbrett war?
    »So sei es !« Malthus’ Stimme fuhr mit Donnerhall auf sie hernieder, dann wurde sie wieder sanft. »Dani. Probiere es. Du kannst es immerhin versuchen, mein Junge.«
    Und das tat er. Dani von den Yarru ging mit ernstem Gesicht auf den toten Ast zu. Unverhofft musste Carfax dabei an Turin denken, den jungen Stakkianer aus seiner Schar. Turin hatte seine Pflichten sehr ernst genommen und sich auch der schwierigen Aufgabe gestellt, in die Rolle einer Ellylfrau zu schlüpfen. Es hatte ihn gewurmt, dass er bei ihrem unglückseligen Angriff auf Malthus’ Truppe nicht hatte dabei sein dürfen. Wenn er an die grasbewachsenen Hügel dachte, die an der Stelle emporgeschossen waren, wo seine Kameraden gefallen waren, dann war Carfax jetzt froh darüber, dass er den Jungen verschont hatte. Er fragte sich, ob der junge Stakkianer und seine zwei Begleiter inzwischen wohlbehalten in Beschtanag angekommen sein mochten, und hoffte es inständig. Gehüllt in das Schweigen seiner gebannten Zunge hoffte er ebenso, dass Fürst Satoris’ Pläne noch nicht gefährdet waren.
    Dani hockte sich vor den Ast und berührte ihn mit den Händen.

    Blass und verwittert und grau war das tote Holz; die Handflächen des Jungen waren ebenfalls bleich und wettergegerbt. Er formte eine Schüssel mit den Händen, und die leuchtenden Linien in den Innenseiten verbanden sich zu einem Stern. Er beugte den struppigen Kopf, als ob er lauschte, und sein Onkel, sein dicker Onkel, sang mit gedämpfter Stimme und grinste. Blaise hob eine Augenbraue. Die Bogenschützin kaute auf ihrer Unterlippe. Im Obsthain, umgeben vom süßen Duft sonnengewärmter Äpfel, rückten die Zwerge zusammen und sahen gespannt zu.
    Dani zog den Stopfen aus der Phiole, die er um den Hals trug.
    Einen Tropfen, einen Tropfen Wasser ließ er an der Öffnung des Fläschchens zusammenrinnen. Einen Tropfen. Und es roch – bei den Schöpfern! Carfax holte unwillkürlich tief Luft. Es roch … wie Wasser. Wie das Leben, dicht und kräftig und mineralreich. Der Tropfen schwoll an, wurde immer runder und leuchtete so hell wie Stahl. Schwoll an, wurde

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