Elegie - Herr der Dunkelheit
Das ist das Vermächtnis Uru-Alats an die Yarru-Yami, wie es uns Haomanes Zorn enthüllte. Wir bewachen den Brunnen der Welt. Du bist der Träger.«
Dani ließ die Schultern hängen. »Und wenn ich mich weigere?«
»Dann ist es deine Entscheidung. Willst du nach Hause gehen?« Mit der Spitze seines Zahnstochers aus Knochen deutete Onkel Thulu nach Süden. »Es liegt in dieser Richtung, Dani. Die Flüsse der Neheris fließen nach Süden. Wir müssen nur ihrem Lauf folgen, bis sie unter der Erde versickern und die Wüste beginnt.«
Das kleine Fläschchen war schwer. Es hing wie ein Mühlstein an seinem Hals. Das Wasser darin – das Wasser des Lebens – konnte selbst das Feuermark verlöschen lassen. In Birru-Uru-Alat war ihm das wie ein ruhmreiches Schicksal erschienen. Sich vorzustellen, dass in seinen hohlen Händen die Macht lag, die Welt zu heilen! Mögliche Gefahren waren für ihn sehr weit entfernt gewesen. Selbst als man sie auf der sumpfigen Ebene angegriffen hatte, schien es keine Gefahr zu geben, vor der Malthus sie nicht beschützen konnte. Aber das war nun anders. Seit die Wehre aus dem Wald gekommen waren,
still und tödlich. Seit er das Heer von Finsterflucht mit seiner unfassbar großen Zahl von Kriegern, angeführt von einem der Drei, in den Bahnen erblickt hatte. Alles, was Malthus gesagt hatte, stimmte. Satoris der Weltenspalter hatte ein riesenhaftes Heer aufgestellt und versuchte, die Welt zu erobern.
Und die Gemeinschaft, die geschworen hatte, den Träger zu schützen …
»Glaubst du, dass noch einige von ihnen am Leben sind?«, fragte er.
»Ich weiß es nicht, Dani«, sagte Onkel Thulu. »Es sah nicht gut aus.«
Er wandte sich ab und betrachtete den Sonnenuntergang, während er an ihre Begleiter dachte. Malthus, von dem er glaubte, dass er alles tun konnte. Blaise, standhaft und fähig. Der Haomane-gaali, Peldras, sanft und weise. Der stolze Hobard, dessen Zorn eigentlich kein Zorn war, sondern etwas, dessen Wurzeln in Furcht begründet lagen. Fianna, die so nett und freundlich war. Und Carfax – oh Carfax! Der Stakkianer hatte ihn am Schluss gerettet. Tränen brannten in Danis Augen. Ein goldener Lichtschimmer lag über den Bergspitzen und warf Schatten über die Berge. Die Wärme der Sonne ließ bereits nach. Er wischte sich die Tränen mit dem Handrücken weg und atmete tief durch. »Wie weit ist es nach Finsterflucht?«
Onkel Thulu schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht sicher. Der Weg ist lang.«
»Kannst du ihn finden?«
Eine Pause folgte. »Bist du sicher, dass es das ist, was du willst?«
»Ja.« Dani verschränkte seine Finger über den Knien, um ihr Zittern zu verbergen und dem sorgenumwölkten Blick seines Onkels zu begegnen.»Wenn sie starben, dann starben sie, um mich zu schützen. Und wenn nicht …« Er schluckte. »Ich würde mich schämen, wenn sie wüssten, dass ich gescheitert bin, ohne es versucht zu haben.«
Sein Onkel nahm seinen Grabstock auf und begann, tief in seiner Brust zu summen. Es war ein klangvolles, Sicherheit vermittelndes Geräusch. »Dann werden wir es finden, Dani. Du bist der Träger, und ich habe den Yarru-yami versprochen, an deiner Seite zu bleiben
und deine Schritte zu leiten, wie auch immer du dich entscheiden magst.« Er drehte den Stock in seinen Händen hin und her und summte geistesabwesend. »Wo Wasser unter der Erde fließt, werde ich seine Wege verfolgen. Sobald wir Spuren jener Verunreinigung finden, die das Blut des Schöpfers verursacht, werden wir ihnen nach Finsterflucht folgen.«
»Gut.« Seine Bürde fühlte sich etwas leichter an, nachdem die Entscheidung gefallen war. Er rückte näher an seinen Onkel. Sie saßen in kameradschaftlichem Schweigen da, teilten die Wärme ihrer Mäntel und beobachteten, wie sich das blaue Zwielicht über die Berge senkte. »Onkel?«
»Ja, mein Junge?«
»Es ist nicht wahrscheinlich, dass wir das hier lebend überstehen, oder?«
Das tiefe Summen verstummte. Er hob die Augen, und ihre Blicke trafen sich. »Nein«, sagte Onkel Thulu ruhig. »Wenn wir uns ins Innerste von Finsterflucht begeben? Dann ist es nicht wahrscheinlich, mein Junge.«
Er nickte und erinnerte sich an das Mondlicht, wie es auf dem Fell der Wehre geglänzt hatte, und an die Kameraden, die sie zurückgelassen hatten. »Das dachte ich mir.«
»Es tut mir leid, Dani.«
»Das ist schon in Ordnung.« Unter seinem Mantel griff Dani nach dem Fläschchen, das um seinen Hals hing, schloss die Finger um das seltsame
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