Elegie - Herr der Dunkelheit
einen harten Aufprall.
»Hier, Drache! Hier, verdammt! Ich warte!«
Es war Fiannas Stimme, rau vor Verzweiflung, hart vor Trotz. Carfax, der auf dem Rücken lag, blinzelte und hob den Kopf. Er sah, wie Tränen eine saubere Spur über Fiannas rußgeschwärzte Wangen zogen. Der Bogen lag ruhig in ihrer Hand, und der Pfeil des Feuers zog eine weißgoldene Flammenspur hinter sich her, als der schuppenbesetzte Bauch des Drachen über sie hinwegflog. Er bemerkte, dass er das Schwert des Ellyl noch in der Hand hielt, obwohl seine Knöchel aufgeschürft und wund waren. Der Drache stieg nun wieder in die Höhe. Fianna, die noch immer am Leben war und aufrecht stand, verfolgte seinen Flug, und die Pfeilspitze funkelte wie ein Stern. Carfax erhob sich und kam mit einem Ruck auf die Beine. Feuchtes Blut rann an seinem verletzten rechten Schenkel hinunter, durchtränkte seine Beinkleider und sickerte in seinen Stiefel. Es erinnerte ihn an eine andere Wunde, an eine, die nicht heilte.
Vergib mir, Herr…
»Der Pfeil! Der Pfeil des Feuers!«
Es war die Stimme eines Ellyl, die diesen Ruf ausstieß, silbern und unverkennbar. Stimmen von Menschen wiederholten ihn, hart und rau, Kehlen, die durch Rauch und Feuer spröde waren. Sie hatten Fianna gesehen und entdeckt, was sie in Händen hielt. Trotz der großen Verluste sammelte sich die Grenzwacht von Curonan noch einmal. Aber niemand hatte damit gerechnet, eine Bogenschützin aus Arduan mit der verlorenen Waffe auf dem Schlachtfeld zu sehen,
und sie stand ganz allein, umgeben von einem immer enger werdenden Ring beschtanagischer Krieger, während ihr sicherer Blick und die leuchtende Pfeilspitze dem Flug des Drachen folgten.
Er allein konnte sie beschützen.
»Zeit zu sterben«, sagte Carfax laut.
Als Ersten fällte er jenen Mann, der ihm am nächsten stand. Ein Stich in den Bauch, ohne allzu viel Zeit zu verschwenden. Die Spitze der Ellylwaffe drang durch den gegerbten Lederpanzer wie durch Butter. Sein verletztes Bein zitterte, als er das Schwert herauszog, und drohte unter ihm nachzugeben. Dafür war keine Zeit. Er achtete nicht auf das Schwächegefühl, sondern brachte seine Füße dazu, ihn über das unebene Gelände zu tragen, wo er ein neues Ziel ins Visier nahm und mit beiden Händen zuschlug. Ein weiterer Wachmann fiel, dann noch einer, und so schlug er eine Bresche rund um Fianna, die seine Anwesenheit nicht einmal wahrgenommen hatte. Es machte nichts. Es war ein gutes Gefühl, ein Schwert in den Händen zu haben. Noch besser wäre es gewesen, hätte er eine Rüstung gehabt, eine gute stakkianische Rüstung. Sie hätte verhindert, dass er die Unzahl von Schlägen einstecken musste, die sein Fleisch ritzten, bis er aus einem Dutzend oder mehr Wunden blutete. Sie hätte ihn vor der kalten Klinge beschützt, die ihn von hinten durchbohrte und dabei etwas Lebenswichtiges traf. Blut durchtränkte seine Kleidung, vermischte sich mit Schweiß, lief seine Haut hinab.
Keuchend fuhr Carfax auf seinem tauben Bein herum und schlug den vordersten Angreifer nieder, und auch noch den nächsten, der ihm folgte, und zwei, drei weitere. Sie kamen und kamen, und er schlug zu, immer wieder, schlug einen Kreis um sie, bis kein Gefühl mehr in seinen blutverschmierten Armen war. Wieder und wieder, bis er das Schwert nicht mehr halten konnte und das Schlachtfeld sich vor seinen Augen zu verdunkeln begann.
Der Tod ist eine Münze, die mit Bedacht ausgegeben werden sollte. Der Satz dröhnte in seinem Kopf.
Er fiel auf die Knie und versuchte sich zu erinnern, wer diese Worte gesagt hatte. Es klang nach Fürst Vorax. Vielleicht war es auch seine Mutter gewesen. Oh, es gab Helles und Schönes in dieser Welt,
auch wenn sich jetzt alles seinem Griff entwand. Er dachte an blaue Seen unter einem blauen Sommerhimmel, an die Goldrute in voller Blüte, an schimmernden Blütenstaub. Ein beschtanagischer Krieger tauchte aus dem Rauch vor ihm auf, das Gesicht verzerrt, und hielt eine Wurfaxt über den Kopf erhoben, bereit zum letzten Schlag. Carfax, der auf die Knie gesunken war, blinzelte, stieß seine Waffe mit beiden Händen nach oben und traf den Mann unter dem Kinn. Die Spitze des geborgten Schwertes blieb in der Schädeldecke des Gegners stecken. »Stakkianer«, flüsterte er, »sterben langsam.«
Rufe wurden laut, dann das Aufeinanderprallen von Klingen. Irgendwo kämpfte sich die Grenzwacht von Curonan vor und trieb die Beschtanager zurück. Hörner übermittelten den Befehl, die Stellungen zu
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