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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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und einen kannte sie – Martinek, den Regenten von Pelmars Südosten, dessen Gesicht einen grausamen, schadenfrohen Ausdruck trug. Der andere, ein weiterer Grenzwächter, stand unsicher auf seinen Füßen. Es war etwas entfernt Vertrautes um ihn, um die dunklen, ernsten Augen und den Haarschopf, der ihm über die bleiche, verbundene Stirn fiel. Die übrigen beiden waren Ellylon, und ihre fein gemeißelten Züge wirkten fremd in ihrer steinernen Halle. Einen der beiden kannte sie, nachdem sie seine Standarte oft genug gesehen hatte; es war Lorenlasse von Valmaré in seiner schimmernden Rüstung. Der andere Ellyl trug abgetragene Reisekleidung, und er war ihr fremd. Er sah sie voller Trauer an.
    »Nein«, sagte sie schließlich zu ihm, zu ihnen allen, und ließ das Wort wie einen Stein fallen. Ihre Finger umklammerten die Armlehnen des Throns, und in ihrer Nachricht lag bittere Befriedigung. »Ihr habt uns umsonst angegriffen, Ihr, der Ihr König des Westens
werden wollt. Beschtanag hat kein Verbrechen begangen. Cerelinde von den Riverlorn ist nicht hier.«
    Das Schwert von Aracus Altorus fuhr zischend aus seiner Scheide. Seine Spitze drängte sich gegen die kleine Mulde unter ihrer Kehle. Lilias saß, ohne mit der Wimper zu zucken, da. Calandor war tot, Beschtanag gefallen, und ihr war egal, ob sie lebte oder starb. Er beugte sich vor, einen Fuß auf dem Sockel des Throns, und drückte hart genug zu, dass Blut hervorquoll.
    »Wo ist sie?«
    Sein Atem fuhr heiß über ihr Gesicht, gut genährt, nach Hitze und Kampfeslust riechend, und seine Kraft verdankte er den Hammeln und Rehen, die von den Wiesen und Wäldern Beschtanags stammten. »Aracus«, raunte der Verwundete, leise zur Vorsicht mahnend. Der eine Ellyl sagte etwas zu dem anderen in ihrer melodiösen Sprache. Lilias schenkte ihnen keine Beachtung und lächelte mit der ganzen tristen Leere in ihrem Herzen.
    »Finsterflucht«, sagte sie und genoss die Reaktion. »Sie ist in Finsterflucht, in der Hand des Weltenspalters. Dort war sie schon die ganze Zeit. Euer Volk wurde in die Irre geführt.«
    Er fluchte. Aracus Altorus fluchte und wandte sich von ihr ab. Seine Schultern bebten, und Sehnen traten an seinem Hals hervor, angespannt vor Leid. Lilias erfreute der Anblick. Sollte er doch leiden, so, wie sie es auch tat. Sollte er doch das Scheitern schmecken. Er hatte alles zerstört, was ihr lieb und teuer war. Und wofür? Für nichts.
    »Sohn des Altorus.« Lorenlasse von Valmaré sprach ihn in der Gemeinsamen Sprache an, und seine Stimme war sanft. »Glaubt mir, wenn ich sage, dass diese Nachricht für die Riverlorn ebenso betrüblich ist wie für Euch, wenn nicht sogar noch mehr. Aber dennoch gibt es eine andere Sache zu erledigen.«
    »Ja.« Er beruhigte sich und wandte sich ihr dann wieder zu. »Das ist richtig.«
    Trotz allem merkte Lilias, dass sie sich gegen die Rückenlehne des Throns presste. Er hätte Angst haben sollen. Er hatte sie nicht. Seine Trauer inmitten der Siegeslaune sorgte dafür. Es war kein Zorn
in seinem Gesicht zu lesen, auch keine Gnade, nur eine Art müden Edelmuts, für den sie ihn verabscheute. Wieso sollte ihm dieser Sieg zufallen? Welcher Zufall seiner Geburt, welche Laune Haomanes schenkte ihm diesen Preis?
    Zwei Schritte zu ihr, dann drei.
    Er streckte eine Hand aus, die Handfläche geöffnet. »Der Soumanië.«
    Er lag wie ein totes Gewicht auf ihrer Stirn, und es hätte sie nicht schmerzen sollen, ihn zu verlieren. Doch das tat es. Vor allem, den Stein an ihn zu geben, an diesen Mann. Lilias klammerte sich an die aus Granit geschlagenen Armlehnen ihres Throns, bis ihre Nägel bluteten. »Wollt Ihr ihn von mir nehmen?«, fragte sie. »Wie das, da Ihr ihn nicht erstritten habt? Wollt Ihr hier einen Sieg für Euch beanspruchen? Ich denke nicht, Altorus. Dieser Schatz gehörte dem Drachen von Beschtanag.« Sie lachte, und es klang hoch und schrill. »Glaubt Ihr, Calandor hätte sein Ende nicht vorausgesehen, ebenso wie ich? Glaubt Ihr, ich hätte nicht gesehen, wer Oronins Bogen und den Pfeil des Feuers führte? Wo ist die Bogenschützin, Sohn des Altorus? Ich sehe keine Frau in Eurem Gefolge. Fürchtet Ihr, einen solchen Schatz in die Hand einer Frau zu geben?«
    »Zauberin«, sagte er geduldig. »Den Soumanië.«
    »Nein«, flüsterte sie. »Martinek! Ihr seid Pelmaraner. Bedenkt, was das bedeutet. Wollt Ihr zulassen, dass er die Herrschaft über meine Ländereien und über die Euren beansprucht?«
    Der Regent der südöstlichen

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