Elegie - Herr der Dunkelheit
dem Übungsgelände lösten die Fjel ihre festen Reihen auf, um unbehaglich zum Himmel emporzublicken.
»Gibt es einen Sturm, was meint Ihr?« Neben ihm sah auch Hyrgolf mit zusammengekniffenen Augen nach oben.
Vorax kratzte sich gedankenverloren und sinnlos an der Rüstung über seiner Brust. Sein Pferd bewegte sich unruhig und stampfte mit einem Huf auf. »Ich bin mir nicht sicher.« Ein stechender Schmerz
ging von seinem Brandmal aus, als ob ein Hornissennest unter seinem Brustpanzer steckte, und er spürte ein deutliches Ziehen aus der Richtung der Festung. »Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Kein gewöhnlicher Sturm jedenfalls. Marschall, brecht die Waffenübung ab. Schickt die Leute in ihre Unterkünfte.«
Hyrgolf brüllte einen Befehl in der Sprache der Fjel, und sein Bannerträger gab ihn als Signal weiter. Unter dem drohenden Himmel schwankten und wippten die Standarten, und ein Donnergrollen war zu hören. Tausende von Fjeltrollen rückten halbwegs geordnet vom Übungsfeld ab, stellten sich in gewundenen Reihen auf und liefen auf ihre Quartiere zu.
Über dem hoch aufragenden Bauwerk türmten sich Wolken. Eine Schicht über der anderen zog heran, wie ein Spiegelbild des Gebäudes unter ihnen. Zornige Blitze zuckten über den Himmel und beleuchteten die Unterseite der dunklen Wolkenmassen, die die Farbe blauer Flecken angenommen hatten. Was auch immer sie enthalten mochten, für jene, die auf freiem Gelände von ihnen überrascht wurden, brachten sie zweifelsohne nichts Gutes.
»Es ist der Fürst«, stellte Hyrgolf fest. »Er ist erzürnt.«
»Das ist sicher richtig.« Vorax verzog das Gesicht und krümmte sich über dem Sattelknauf zusammen, als der Schmerz sein Herz wie eine Faust ergriff und das ziehende Gefühl sich verstärkte. »Marschall!« Er brachte das Wort mit einem Schnaufen heraus. »Ich brauche Hilfe. Ich muss wieder dorthin zurück. Jetzt .«
»Jawohl, Fürst Vorax!« Hyrgolf salutierte energisch und beugte sich hinunter, um die Zügel von Vorax’ Pferd kurz unter dem Zaumzeug zu ergreifen. »Macht Platz!«, brüllte er seine Leute an, die ihm beim Abmarsch den Rücken zuwandten. »Macht Platz für Fürst Vorax!«
Die Reihen schwenkten auf seinen Befehl hin nach links und rechts und machten eine Gasse frei. Trotz des Schmerzes erkannte Vorax wie durch einen Schleier die beeindruckende Disziplin, die Tanaros seinen Truppen eingeimpft hatte, und die verlässliche Tüchtigkeit der Tungskulder-Fjel, die den Befehl führten. Dann fuhr ein Blitz vom Himmel, und lauter Donner war zu hören. Sein Ross, das
sich unerwartet launisch gebärdete, versuchte auszubrechen und riss an den Zügeln, die der Fjeltroll mit eisernem Griff gepackt hielt. Vorax’ Brust brannte so stark, dass er Mühe hatte, sich im Sattel zu halten.
Wieder ertönten laute, heftige Donnerschläge, und die Wolken öffneten sich, um endlich ihre Last über dem Land abzuladen. Der Regen, der nun herunterprasselte, war ölig und unsauber und stank nach Schwefel. Schlimmer noch, erkannte Vorax mit einem Schaudern, er brannte auch wie Schwefel. Es war ein unnatürlicher Regen, der von der Wut des Schöpfers verunreinigt war. Unter seiner Rüstung kribbelte seine Haut, die eine Berührung des Regens fürchtete, und er war froh, dass seine stakkianische Einheit nicht auf dem Feld gewesen war.
»Fürst Vorax!«, brüllte Hyrgolf ihm ins Ohr, und sein hässliches Gesicht war dicht vor ihm. Wasser tropfte von seinen Augenwülsten und grub dampfende Bäche in seine verhärtete Haut. »Ich habe eine Gulnagel-Eskorte angefordert! Das ist der schnellste Weg!«
Ein neuerlicher Krampf packte seine Brust. Sein Ross wieherte vor Schmerz und Angst laut auf und blähte wegen des Gestanks die Nüstern. »Ich danke Euch!«, konnte Vorax noch hervorbringen, dann waren die Fjel schon da, einer an jeder Seite, zwei Gulnagel, die ihre Fangzähne bleckten, als sie hervorsprangen, um seine Zügel zu übernehmen.
Sie begannen zu laufen, ohne dem Sturzregen weitere Beachtung zu schenken, und zogen die Zügel straff an, sodass sein Pferd angestrengt hinter ihnen herlief und vom Trab in den Galopp wechselte, als auch die Gulnagel von schnellem Schritt zu eilenden Sprüngen übergingen. Ihre krallenbewehrten Füße rissen tiefe Löcher in die Erde, als sie an ihren hastig voranschreitenden Brüdern vorbeirannten. Vorax hielt sich mit beiden Händen an seinem hohen Sattelknauf fest und konzentrierte sich darauf, nicht abgeworfen zu werden. Das ganze Feld
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