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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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Die Zehen stießen hart gegen den Granit, bis es ihm schließlich gelang, sich auf den Felssims zu wuchten und auf wackligen Beinen aufzustehen.
    »Ach, mein Junge.« Onkel Thulu zog ihn in einen Arm und weinte. »Oh Junge!«
    »Eines ist wahr, Onkel«, sagte Dani dumpf an Thulus Schulter, »ich als Träger könnte mir keinen besseren Führer vorstellen.«
    Es dauerte lange, bis sie von dem Felsvorsprung zum Weg zurückgeklettert waren. Als sie es geschafft hatten, zitterten beide vor
Anstrengung und der Nachwirkung der Angst. Onkel Thulu wickelte sich das Seil von den Hüften und löste es von dem Felsen, um den er es geschlungen hatte, einem stolzen Granitblock. Er küsste das Seil vor Dankbarkeit, und er drückte seine Lippen auch noch auf den Stein. »Gepriesen sei Uru-Alat«, sagte er inbrünstig und schob den Grabstock wieder in den Gürtel.
    »Wahrlich«, murmelte Dani und ließ sich auf die kühlen Steine fallen. Seine Schultern schmerzten und seine Arme fühlten sich an, als seien sie halb aus ihren Gelenken gerissen worden. »Wie weit müssen wir noch gehen, Onkel?«
    Onkel Thulu sah zum Fluss unter ihnen hinab. »Wir werden einen anderen Weg finden.« Entschlossenheit lag in seiner Stimme. »Einen besseren Weg, Dani. Der Gischtfluss ist ein Schlüssel, da bin ich sicher. Es gibt … Spuren, eine leichte Fäulnis liegt in dem aufgewühlten Wasser.« Er strich über seinen Grabstock, summte kurz geistesabwesend vor sich hin, dann hielt er inne. »Es gibt eine unterirdische Abzweigung, die zur Verderbten Schlucht führt. So viel spüre ich, denn selbst hier ist das Wasser besudelt.« Gedankenverloren unterbrach er sich und tippte sich gegen die Lippen. »Es muss ein paar Wegstunden weiter westlich liegen. Vielleicht, wenn wir die Berge hinter uns lassen und uns nach Westen halten … ja. So verläuft das Muster der Adern von Uru-Alat.« Thulu sah zu seinem Neffen hinüber, der sich in seinen Mantel gewickelt hatte und sich die schmerzenden Glieder rieb. »Hast du die Kraft dazu, mein Junge?«, fragte er sanft.
    »Ja.« Dani erschauerte kurz, dann lachte er. »Wenigstens sind wir noch keinen Fjeltrollen begegnet«, sagte er.
     
    »Wir haben keinerlei Berichte über solche Wanderer erhalten.«
    Ihr Gastgeber sprach mit glatter Stimme, und tatsächlich war Coenred, Graf von Gerflod, ein aalglatter Mann. Sein kastanienbraunes Haar fiel ihm glatt über die Schultern. Sein Bart war sauber gestutzt, seidenglatt und umrahmte ordentlich seine roten, weichen Lippen.
    Osric nickte. »Wahrscheinlich hat man sie noch nicht entdeckt.«
    »Wahrscheinlich«, stimmte ihm Graf Coenred zu und hob den mit Edelsteinen geschmückten Bierkrug. Er nickte einer der Dienstmägde zu. »Gerde, fülle die Becher unserer Gäste. Trinkt aus, Jungs, das Hammelfleisch kommt erst noch!«
    Die Dienerin machte einen nervösen Knicks und bediente eilig die Männer an der langen, auf kräftigen Böcken ruhenden Tafel. Es dauerte, bis sie die Leute des stakkianischen Herrschers ebenso versorgt hatte wie Osric und seine Truppe. Die Männer des Grafen waren recht zahlreich und sehr ansehnlich gekleidet. Ein anderer Diener brachte ihr den nächsten Bierkrug. Als sie auf das Ende der Tafel zukam, wo die Fjeltrolle saßen, wurden ihre Schritte langsamer, und ihre Hand zitterte beim Einschenken merklich.
    Osric und Coenred sprachen mit gedämpfter Stimme und achteten dabei weder auf ihre Anspannung noch auf deren Grund. Zwar hatte der Graf seine Gastfreundschaft in einer Geste der Verbundenheit auch auf die Fjel ausgedehnt, aber das hieß noch lange nicht, dass er sie an der Beratung der Menschen teilhaben ließ.
    Skragdal versuchte ein gutwilliges Lächeln, als er dem Mädchen seinen Humpen entgegenstreckte. Fürst Satoris zuliebe gab er sein Bestes, um sich der Gastfreundschaft des Grafen würdig zu erweisen, und kauerte bereitwillig auf dem winzigen Stuhl, den man ihm hingestellt hatte. Er war für menschliches Maß gemacht, und Skragdal konnte darauf nicht bequem sitzen, hielt die breiten Schenkel gespreizt und stieß mit den Knien ständig gegen die Tischkante. Es war nicht seine Schuld, dass die Möbel zu klein waren oder dass der Griff seiner Krallen das weiche Metall des Humpens eindellte und verformte. Er versuchte, diese Dinge mit einem Lächeln zu begleiten, gelassen und entschuldigend, indem er seine Oberlippe kräuselte und in einer Geste guten Willens seine Augenzähne zeigte.
    Die Dienerin kreischte vor Entsetzen auf, und der

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