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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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Ausgießer des Krugs stieß gegen seinen Humpen. Bier spritzte über den Rand. Mit einem Knall setzte sie das halb leere Gefäß auf den Tisch und floh. Graf Coenred sah kurz auf und befahl einer anderen Magd, einen neuen Krug zu bringen, dann nahm er das Gespräch wieder auf, konzentrierte sich auf Osric und wob ein Netz glatter Worte.

    Skragdal runzelte die Stirn.
    »Mir … gefällt nicht, wie das hier riecht.«
    Eine tiefe Stimme, ein Fjel, hatte das in ihrer Sprache gesagt. Skragdal hob ruckartig den Kopf und sah den jungen Tungskulder Thorun, der mit verkrampften Schultern in unsicherer Haltung dasaß. »Sprich«, sagte er.
    Thoruns starre Schultern vollführten ein kurzes Zucken, als er unter seinen schweren Augenwülsten hervorsah; seine Augen waren rot gerändert und unglücklich. »Ich traue meinen Sinnen nicht.«
    »Ah.« Skragdal erinnerte sich; das war eine Geschichte, die zu den wichtigen zählte. »Bogvar.«
    Thorun nickte. Sie erinnerten sich zusammen daran – Thorun, der diese Sache erlebt hatte, Skragdal, der davon gehört hatte, aber in der Festung hatte bleiben müssen, um in Hyrgolfs Abwesenheit den Befehl zu führen. Cuilos Tuillenrad, die Stadt des Hohen Grases, wo die Hohe Frau der Ellylon die Geister der Toten geweckt hatte. Dort hatte Thorun, verwirrt von dem Zauber, den sie heraufbeschwor, seinen Kameraden Bogvar für einen ellylischen Geist gehalten. Tod, gemeiner Tod war die Folge gewesen. Thorun hatte seine Axthand als Buße angeboten. Der Heerführer hatte abgelehnt.
    Skragdal blähte die Nüstern und atmete tief ein. »Hier gibt es keinen Zauber«, sagte er beruhigend. »Nur Angst, nur Gier. So ist der Geruch der Menschen. Sprich, Tungskulder.«
    »Lügen.« Thorun erschauerte unter seiner dicken Haut. »Dieser Graf riecht nach Lügen.«
    Die Nåltannen stritten sich um den vollen Bierkrug, lachten, als ihre Krallen bei dem Gerangel aneinanderprallten, tranken in großen Schlucken und prosteten sich zu. Die Gulnagel waren nur wenig besser, kauerten mit schmalen Augen und knurrenden Mägen am Tisch und warteten auf das Hammelfleisch. Und die Kaldjager … die kalten Jäger wollten sich in keinem Saal aufhalten, der von Menschenhand errichtet worden war. Sie waren draußen geblieben, hielten vorsichtig Abstand und kundschafteten die Umgebung von Gerflod aus. Weder der Graf noch seine Männer wussten, dass sie überhaupt da waren.

    Dieses Mal war Skragdal dankbar, dass sie so misstrauisch waren.
    Er blähte wieder die Nüstern und sog sachte die Luft ein, wobei er die zarten Ausdünstungen der menschlichen Gefühle über seinen Gaumen streichen ließ. Dort war Osric, hartnäckig und entschlossen, dankbar für das Entgegenkommen des Grafen. Dort waren Osrics Männer, die von Ruhm und Reichtum träumten und darauf hofften, dass die Dienstmägde zurückkehrten. Dort waren Coenreds Männer, nervös und wachsam in ihren Gedanken. Und dort …
    Skragdal roch die Lüge.
    Sie war glatt formuliert worden. Seit ihre Einheit durch das Vesdarlig-Tor gekommen war, hatte es keinen Austausch von Nachrichten gegeben. Niemand wusste, was in Beschtanag geschehen war und dass ihre Pläne gescheitert waren. Weshalb nicht? Das war die Sache des Fürsten. Seine Feinde waren langsam. Und dennoch … dennoch. Hier, nur wenige Wegstunden südlich von Neherinach, wo Osrics Männer und Skragdals Fjel sich trennen würden, hatte es sich herumgesprochen.
    Graf Coenred hatte Nachrichten gehört, die bedenklich genug waren, um seine Treue ins Wanken zu bringen. Alles war bekannt. Nichts wurde ausgesprochen. Die Lüge lag in jedem glatten Verleugnen, jeder höflichen Frage. Die Grafschaft Gerflod hatte die Seiten gewechselt.
    Skragdal atmete mit Bedauern aus. Er fragte sich, wie das geschehen war. Ein Verräter unter den Stakkianern? Das war möglich. Die Fjel hatten ihnen nie vertraut. Menschen erinnerten sich nicht auf dieselbe Weise wie die Fjel, sondern verließen sich sorglos auf ihre Tintenkritzeleien, wenn es galt, Erinnerungen zu bewahren. Und was war das für eine Treue, die mit Gold zu kaufen war? Er zweifelte nicht an Fürst Vorax, natürlich nicht – er war einer der Drei und über jeden Zweifel erhaben. Aber was seine Landsleute betraf, nun, das war eine andere Sache.
    Er schob den Gedanken weg. Nun kam es darauf an, wie sie darauf reagierten.
    »Du riechst es auch«, sagte Thorun.
    »Ja.« Skragdal merkte, dass er den Grafen anstarrte; Coenred war
das ebenfalls aufgefallen, und Angstschweiß trat

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