Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
Vom Netzwerk:
Schwertes ein wenig anders und grub seinem Pferd die Fersen in die Seiten. Lass ihn sich in Sicherheit
wiegen, dachte er und wandte sich dem fahlgrau gekleideten Gegner zu. Lass ihn glauben, ich hätte den Köder geschluckt, und im letzten Augenblick werde ich einen hohen Schlag führen, wenn er mit einem tiefen rechnet…
    »Das reicht!«
    Malthus hatte gesprochen, und der Gesandte breitete die Arme aus, den Stab in der rechten Hand. Und nun leuchtete er durch die Strähnen seines Bartes, der Soumanië. Rot war er, wie ein Stern, und er leuchtete auf seiner Brust, bis niemand mehr den Blick abwenden konnte. Ein rötliches Glühen erfasste die Luft, und eine Kraft schlug zu wie ein Hammer.
    Und die Welt … veränderte sich.
    Carfax fühlte es, fühlte, wie die Beine seines Reittiers nachgaben, wie sich alles wandelte und … änderte . Er stürzte zu Boden, traf hart auf, aus dem Sattel geworfen. Wie eine große Welle überwältigte sie alle die Kraft der Souma. Pferde stürzten und Männer. Der Gesandte schloss die Augen, als ob er Schmerzen litt, und führte den Soumanië. In dem kurzen Augenblick eines gepressten Atemzugs verging das Fleisch von Stakkianern und Pferden zu Lehm, aus Fingern wuchsen Ranken, und Haarsträhnen wurzelten in der Erde. Geformt aus ihren Körpern entstanden kleine Hügel auf dem flachen Sumpfland, um den Ort des Geschehens auf ewig zu zeichnen.
    Wo sie fielen, wuchs das Riedgras.
    Außer bei Carfax.
    Er versuchte sich zu bewegen, und die Wangenklappen seines pelmaranischen Helms kratzten über den fetten Lehm. Mehr konnte er nicht tun, alle Kraft hatte seine Glieder verlassen. Nur seine Sinne waren noch ganz wach. Mit hilflosen Augen sah er zu, wie sich die in Stiefeln steckenden Füße des Grenzwächters näherten. Ruppige Hände drehten ihn auf den Rücken und tasteten ihn ab, nahmen sein Gürtelmesser. Sein Schwert hatte er bei dem Sturz verloren. Carfax lag rücklings auf dem Boden und sah hilflos auf ein rundes Stück leeren Himmels.
    »Ist er … tot?« Eine sanfte Stimme, ein nicht genau zu bestimmender Akzent.

    »Nein.«
    Ein Gesicht erschien über ihm, jung und dunkel, roh geschnitzt, mit weit auseinanderstehenden Augen. Das Sonnenlicht wob einen Strahlenkranz um sein dickes, schwarzes Haar; eine aus Ton gebrannte Flasche hing ihm um den Hals und baumelte über Carfax in der Luft.
    »Geh zurück, Dani.« Die Stimme des Gesandten war ein müder Schatten ihrer selbst. »Es mag eine Falle sein.«
    Das Gesicht verschwand. Eine Stiefelspitze piekte ihn in die Seite. »Soll ich mit ihm Schluss machen?«
    »Nein.« Außer Sicht holte Malthus der Gesandte tief Luft. »Wir werden ihn mit uns nehmen. Lasst mich wieder ein wenig zu Kräften kommen, dann werde ich einen Bann über ihn legen. Es mag sein, dass wir von ihm noch etwas erfahren können.«
    Carfax, der nicht einmal blinzeln konnte, wusste nun, wie Verzweiflung aussah.
     
    Irrlinge wuselten durch die Flure von Finsterflucht, und ihre sanften Stimmen wisperten leise im Gegensatz zu dem stetigen Getrampel der Füße ihres Fjel-Geleits. Alte und Junge, Männer wie Frauen krochen beinahe nah genug heran, um den Saum von Cerelindes Mantel zu berühren, bevor sie dann in ekstatischem Schrecken hastig zurückwichen.
    Es war lange her, wie Tanaros erkannte, dass er Finsterflucht mit den Augen eines Außenstehenden betrachtet hatte. Es musste wirklich seltsam und furchterregend wirken.
    Immer weiter nach innen, immer weiter, durch Flure, die sich wanden wie das Innere einer Meeresschnecke. Es gab natürlich noch andere Gänge, geheime, mit Türen, die sich in Alkoven verbargen, hinter Wandteppichen oder in geschickt angefertigten Friesen. Manche waren allgemein bekannt und wurden häufig betreten, wie jene, die zu den Küchen führten. Manche waren halb vergessen, und über wieder andere gab es nur Gerüchte. Irrlinge benutzten sie natürlich gern, bemühten sich aber, nicht dabei gesehen zu werden. Vorax hatte nur Verachtung für sie übrig, Uschahin dagegen eine
Vorliebe für sie. Tanaros bediente sich ihrer, wenn es nicht anders ging. Die Fjel nahmen sie niemals, denn die engen Gänge waren für sie zu gewunden und eng. Niemand kannte all ihre Geheimnisse.
    Nur Fürst Satoris, der sie einst geplant hatte – zumindest zu Beginn.
    Und so ging es wie in einer Spirale durch die Flure, durch große, gewundene Gänge aus poliertem schwarzem Marmor, der nur von den Adern des Feuermarks erleuchtet wurde, die sich über die Wände zogen.

Weitere Kostenlose Bücher