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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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erstatten.«
    »In Ordnung.« Tanaros runzelte erneut die Stirn. Dieser Augenblick hätte eine glorreiche Heimkehr sein sollen; es war eine glorreiche Heimkehr. Die Erfüllung der Prophezeiung war abgewendet worden, und die Hohe Frau der Ellylon war in ihrer Gewalt. Doch so viel Angst Cerelinde auch haben mochte – und die hatte sie, das spürte er unter seinen Fingerspitzen –, sie hielt sich mit viel Würde aufrecht. »Hohe Frau. Seid Ihr bereit?«

    Ihre Augen waren weit geöffnet, weit und grau, schimmernd wie der Nebel. »Ich fürchte den Weltenspalter nicht.«
    »Dann kommt«, sagte Tanaros grimmig, »und lernt ihn kennen.«
     
    Das Riedgras schien sich vor ihnen zu verbeugen, als sie sich näherten, es legte sich flach gegen den Boden, als ob ihnen ein starker Wind vorausging. Carfax hatte plötzlich ein altes stakkianisches Kampflied auf den Lippen, als er mit dem Schwert in der Hand voranritt. Er sang laut und hörte, dass andere Stimmen einfielen.
    In die Schlacht, in die Schlacht, in die Schlacht! Wie ruhmreich das war! Die Pferde von Finsterflucht, die sie so treu getragen hatten, waren für diesen Zweck gezüchtet worden. Sein Ross spürte es, es blähte die Nüstern, und seine breite Brust schwoll, als seine Hufe über die sumpfige Ebene sprengten.
    Und dort, vor ihnen: der Feind.
    Malthus’ Truppe hörte sie herannahen, die Hufe klangen laut wie Donner. Sie bereiteten sich vor, so gut es ging, und nahmen auf dem offenen Feld Verteidigungsstellung ein. Carfax beobachtete, dass sie die Versengten in ihre Mitte nahmen und mit den Rücken zueinander einen Kreis um sie schlossen.
    »Schwärmt aus!«, rief er und suchte nach seinem Ziel.
    Die stakkianischen Reiter trennten sich, um die eng beieinanderstehende Gruppe in die Zange zu nehmen, der sie beinahe drei zu eins überlegen waren. Welcher nur, welcher? Der alte Gesandte mit seinem Stab in der Hand? Der Vedasianer, der so wehrhaft und trotzig dreinschaute? Die Bogenschützin, die so ruhig ihre Pfeile auflegte? Das Ellylbürschchen mit seinen hellen Augen, das sein Schwert auf seiner Schulter ruhen ließ?
    Oh nein, dachte Carfax. Du, Grenzwächter. Du, mit deinem fahlgrauen Mantel und deiner falschen Bescheidenheit. Wenn ich mich nicht sehr irre, dann wurde sicherlich dir der Schutz der Truppe übertragen. Blaise Caveros, du Verwandter meines Heerführers. Wir sind im gleichen Alter, du und ich, aber ich bin Tanaros’ Schüler, und du bist Altorus’ Hund. Lass uns die Klingen kreuzen, ja?
    Er stürmte nahe heran, nahe genug für einen ersten Kontakt. Sein
runder pelmaranischer Schild dröhnte unter der Kraft des Schlags, den der Grenzwächter führte; er dröhnte, aber er hielt. Carfax presste die Knie in die Flanken seines Pferdes. In der Mitte ihres Kreises hatte der junge Versengte die Augen weit aufgerissen und umklammerte ein Fläschchen, das um seinen Hals hing. Nur sein Verwandter, der Dicke, stand an seiner Seite, schwang den Grabstock wie eine Waffe und schnaufte dabei.
    Carfax lachte laut.
    Summ, summ, summ.
    Pfeile flogen voraus wie Bienen in ein Kleefeld. Zwei Stakkianer schrien auf und fielen. Die Bogenschützin aus Arduan war abgestiegen und kniete auf dem sumpfigen Boden, der vedasianische Ritter schützte sie und teilte mit dem Schwert seines Vaters wilde Schläge aus.
    »Tötet die Bogenschützin!«, rief Carfax und bereitete sich auf einen neuerlichen Angriff auf den Grenzwächter vor.
    Er war sich bewusst, dass seine Männer Malthus’ Truppe einkreisten und sie durch ihre reine Übermacht überwältigten; sie drängten sich an dem alten Gesandten vorbei und trennten den Vedasianer von der Bogenschützin, um sie einzukesseln, und sie drangen in den silbernen Verteidigungsring ein, den der Ellyl mit seiner Schwertspitze schuf. Überraschend war hier im Inneren jedoch, wie geschickt der Dicke seinen Grabstock schwang und seinen jungen Verwandten beschützte.
    Doch es fruchtete nichts. Sie waren zu wenige, und Carfax’ Männer waren zu zahlreich. Er beobachtete, dass Blaise Caveros nach einer guten Ausgangsposition suchte und dabei sein Schwert ein kleines Stück zu hoch ansetzte. Ein guter Trick, der sehr wohl dazu taugte, einen zu selbstbewussten Gegner in eine Falle zu locken. Heerführer Tanaros hatte ihn sich vor tausend Jahren ausgedacht und ihn seinen Truppen beigebracht – aber ebenso, wie man ihn abwehren konnte.
    Die vielen Stunden auf dem Übungsfeld zahlten sich nun endlich aus.
    Carfax packte den Griff seines

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