Elementarteilchen kuessen besser
wohl nicht dazu entschließen können, als Streichholz zu gehen. Deshalb trug sie das Vorhersehbarste, was es für ihre Person gab: Ein Bunny-Kostüm.
Der schwarze Body mit eingearbeiteter schulterfreier Korsage gehörte zweifelsfrei ihr. Ebenso die halterlosen Netzstrumpfhosen, die ihre schlanken Beine reizvoll umhüllten. Aber sie trug auch noch einen einzelnen weißen Hemdkragen mit passenden Manschetten, ein weißes Puschelschwänzchen und lange, rosa Ohren. Mehr als ein Mann verfolgte sie mit seinem lüsternen Blick, als sie sich ihren Weg zu Lindas Tisch bahnte. Sie verkörperte die sündhafte Verführung pur.
„Hallo Philipp. Gut, dass ich dich hier treffe. Wir haben an unserem Tisch ein Problem, bei dem nur du weiterhelfen kannst.“
Die Art, wie sie sich vor Philipp in den Hüften wiegte und einen verruchten, fast schon lauernden Schlafzimmerblick aufsetzte, um ihn zu bezirzen, ließ Linda ihr gesamtes Aggressionspotenzial entdecken. Am liebsten wäre sie aufgesprungen und hätte dieser Schlampe die Augen ausgekratzt und ihr einen Tritt in den knöchrigen Hintern gegeben.
„Um was geht’s?“, fragte Philipp vorsichtig.
„Jens sprüht schon den ganzen Abend vor Einfällen und hat jetzt wirklich etwas Brauchbares für unser nächstes Projekt zutage gefördert. Er will es bei unserer Abschlussbesprechung dem Chef präsentieren und Pluspunkte einheimsen, braucht aber vorher noch deinen juristischen Rat, ob es durchführbar ist. Würdest du kurz rüber zu unserem Tisch kommen?“ Sie blickte kurz in Lindas Richtung. „Du wärst natürlich gleich wieder hier.“
Es juckte Linda in den Fingern, dieses makellose Gesicht mit dem falschen Lächeln schichtweise vom Schädel abzukratzen. Erschrocken über ihre starken Gefühle senkte sie den Blick auf die Tischdecke.
„Ist das okay für dich, Linda? Ich denke nicht, dass es lange dauern wird.“
„Ja, natürlich“, zwang sie sich mit einem kleinen Lächeln zu sagen, und reckte ihm ihr Gesicht entgegen, als er sich hinunterbeugte, um ihr einen kurzen Kuss zu geben.
„Braucht ihr noch einen von uns?“, fragte Jan pflichtschuldig. Man sah ihm an, dass er auf eine fachliche Diskussion überhaupt keine Lust hatte.
„Nein, danke, das ist lieb von dir. Wir kommen schon zurecht“, beruhigte Desirée ihn mit einem süßen Lächeln.
Als Linda Philipp hinter Desirée hergehen sah, fühlte sie sich, als hätte sie etwas verloren. Nur eine grollende Wut blieb in ihrem Bauch zurück, die sie in dieser Dimension noch nicht kannte. Einerseits fühlte sie sich Desirée in taktischer Hinsicht unterlegen, was die Erfahrung im Intrigenspinnen anging. Andererseits rührte die Wut auch aus einem lebenslangen Minderwertigkeitskomplex, an dem sie immer noch zu nagen hatte. Und da Philipp so fantastisch aussah, hatte sie wieder einmal das Gefühl, ihn nicht zu verdienen. Sie hasste diesen Teufelskreis aus Gedanken, die sie jedes Mal hinunterzogen. Aber sie entdeckte auch eine neue Empfindung in diesem ganzen Gefühlschaos, die so eng mit Philipp zusammenhing und die sie nicht zuordnen konnte. War es Eifersucht?
Desirée bot Philipp an ihrem Tisch einen Platz mit dem Rücken zu Linda an. Sie selbst setzte sich so, dass diese ihr Profil sehen konnte. Während Jens und sie Philipp die Idee erklärten, merkte Linda, wie sehr sich Desirée ins Zeug legte. Einem Außenstehenden wäre nur aufgefallen, dass sie eine attraktive Frau war. Linda wusste aber mittlerweile, dass Desirée nichts ohne Vorsatz tat und offensichtlich versuchte, Philipp zu beeindrucken und ihn gleichzeitig zu umgarnen.
Die Art, wie sie ihren Kopf in den Nacken legte und Philipp aus halb geschlossenen Augenlidern anblickte, während er Fragen stellte, erinnerte an eine hungrige Katze auf der Lauer. So wie sie beim Lächeln ihre Zähne blitzen und ihre Katzenaugen glitzern ließ, sah sie aus wie ein Tigerweibchen, das das Alphamännchen des Rudels zum Paarungstanz lockt.
Linda spürte wieder einen Stich im Herzen. Aber was sollte sie machen? Sie hatte keine Ansprüche auf Philipp. Gut, sie verbrachten viel Zeit miteinander und hatten auch schon einen intim-kuscheligen Nachmittag in der Bucht verbracht. Aber was hieß das für Philipp? Durfte sie an seinen Tisch kommen und ihr Revier abstecken, indem sie ihre Hand auf seine Schulter legte oder sich sogar auf seinen Schoß setzte? Bei einer geschäftlichen Besprechung wäre Philipp von ihrem Verhalten verständlicherweise eher befremdet. Außerdem hatte
Weitere Kostenlose Bücher