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Elementarteilchen kuessen besser

Elementarteilchen kuessen besser

Titel: Elementarteilchen kuessen besser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regina Wall
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ihren durchweg männlichen Kollegen in vielen Bereichen mit kühlem Blick und scharfem Verstand deutlich hartnäckiger behaupten. Sie liebte ihren Beruf, sie liebte auch ihre Stelle an der Universität Hamburg. Aber es war nicht immer leicht, gegen eingefahrene (männliche) Vorurteile anzukämpfen, wenn es um erfolgreiche Frauen in naturwissenschaftlichen Berufen ging.
    „Oh schaut, jetzt kommt Bewegung in die Menge. Ich hoffe, dass wir bald dran sind.“ Bettina reckte wieder einmal ihren langen Hals und fuhr sich mit der Hand durch ihre rötlich-blonde, fransig geschnittene Mähne.
    „Ich bin schon sehr gespannt, wie unsere Kabine aussieht. Meint ihr, wir haben genug Platz, für unser ganzes Gepäck, ohne dass wir uns im Urlaub ständig auf den Füßen herumtrampeln?“, fragte Anna mit großen Augen in die Runde und strich mit einer Hand über ihre dunklen Locken. Sie war noch ein paar Zentimeter kleiner als Linda und noch etwas rundlicher. Mit ihrem ruhigen, ausgeglichenen Wesen hatte sie als Älteste von vier Schwestern schon viele stürmische Wogen geglättet – und bildete in diesem Trio deshalb auch den ruhenden Pol.
    Linda zuckte die Achseln und meinte nur: „Das kommt darauf an. Wenn die Kabinen so klein sind wie auf einer dieser schwedischen Fähren, auf der ich mal eine Nacht verbracht habe, dann haben wir in diesen zwei Wochen mit Sicherheit nichts zu lachen. Damals haben wir in einer Vier-Quadratmeter-Kabine mit vier Leuten übernachtet.“
    Anna warf ihr einen entsetzten Blick zu. „Wie soll denn das gehen? Da passen doch noch nicht mal zwei Doppelstockbetten mit einem kleinen Bereich zum Durchlaufen rein!“
    „Doch, wenn die Fußenden der Betten im rechten Winkel abwechselnd übereinander angebracht sind.“
    „Das wird hier garantiert nicht so sein“, klärte Betty die beiden auf. „Schließlich haben wir Beispielfotos von den Kabinen gesehen. Wir haben ein normales französisches Doppelbett drinstehen.“
    „Und wo schlafe ich dann? Im Schrank?“, meinte Linda trocken.
    „Nein, das ist eine Überraschung. Du wirst es gleich zu sehen bekommen, wenn wir diesen Wahnsinn endlich hinter uns gebracht haben ... es kann sich also nur noch um Stunden handeln“, seufzte Bettina frustriert. „Ach ja, wie sieht's aus, Linda, hast du dich an unser Verbot gehalten, irgendwelche Fachliteratur oder gar deinen Laptop in den Urlaub mitzunehmen?“
    Mit einem gottergebenen Seufzen nickte Linda und sagte mit gedämpfter Stimme: „Aber es ist mir verdammt schwergefallen, das kann ich euch sagen. Ich komme mir wie amputiert vor.“
    Bettina zog die Mundwinkel nach oben und beugte sich vertraulich vor: „Das glaube ich dir auf's Wort. Aber wir mussten so radikal sein, sonst würdest du nämlich zwei Wochen lang in deiner Kabine sitzen, über Literatur zu Quarks, Leptonen und diesen anderen Dingern brüten und womöglich noch an deiner Habilitation arbeiten. Und das können wir nicht zulassen, stimmt's Anna?“
    „Genau.“ Das Reden überließ sie ganz gerne Betty, die sowieso nichts lieber tat. Langsam rückten sie der sich bewegenden Schlange nach.
    „Na, so schlimm bin ich nun auch wieder nicht“, verteidigte sich Linda.
    „Nein, du bist noch viel schlimmer“, war das Einzige, das Bettina erwiderte, bevor sie wieder einmal mit einem kurzen Blick den Abstand zum Schalter abschätzte.
    „Du hast doch aber auch deine Doktorarbeit in Rekordzeit beendet, ohne dass wir dir ständig vorgeworfen hätten, mit deiner Fachliteratur und deinem Notebook ins Bett zu gehen.“
    „Das stimmt. Der große Unterschied zwischen uns beiden ist aber der, dass du wirklich mit deinen Büchern im Arm einschläfst, während ich in der Zeit auch immer wieder mal einen richtigen Kerl zwischen meinen Schenkeln hatte.“
    Da war es wieder ... dieses Thema.
    Da Linda nicht schon wieder über ihr nichtvorhandenes Sexleben diskutieren wollte, zog sie einen Fluntsch und strich wieder eine widerspenstige Haarsträhne aus dem Gesicht.
    „Du liegst uns beiden am Herzen“, begann Bettina versöhnlich, während Anna so heftig zustimmend nickte, dass ihre kurzen, dunklen Locken nur so flogen, „und wir ertragen es manchmal einfach nicht, wie du dich in deine Arbeit vergräbst, nur weil du einsam bist. Irgendwann kannst du in deinem durchorganisierten, voll strukturierten Leben gar nicht mehr abschalten und stirbst mit vierzig entweder an einem Herzinfarkt oder an Zärtlichkeitsmangel. Unddasmachtunsnochganzwahnsinnig!“ Wenn

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