Elementarteilchen kuessen besser
an.
„Bisher jeden Morgen – äh, das stimmt nicht ganz. Als du mich niedergeschlagen hast, habe ich den nächsten Morgen verschlafen.“ Philipp machte ein zerknirschtes Gesicht. Mit einem kleinen Lächeln fuhr Linda fort: „Wenn die Sonne mich weckt, hält mich nichts mehr im Bett. Die Luft ist zu der Tageszeit herrlich. So würzig und frisch – und nach einer Weile kann ich das Salz auf meinen Lippen schmecken.“
Philipps Blick wanderte zu ihrem Mund, den sie sich aus Nervosität kurz ableckte.
„Vielleicht treffen wir uns ja mal beim Joggen“, meinte er nur, als seine Augen wieder auf ihre trafen.
Diese kleine, rosa Zungenspitze hatte es ihm angetan. Wie diese sinnlichen Lippen wohl schmeckten? Was das für ein Gefühl war, wenn diese kleine Zungenspitze seine Mundhöhle erkundete und auf seine eigene traf? Wenn sie sich impulsiv küssten und ihre erregten Körper aneinander pressten? Und er sie dann langsam entblättern durfte, um die Schönheit ihrer Brüste mit allen Sinnen zu genießen?
Philipp, hör auf! , mahnte er sich selbst zur Ordnung. Du machst dir das Leben nur unnötig schwer, wenn du den ganzen Abend voll erregt neben dieser atemberaubenden Frau sitzt. Lass es langsam angehen, auch wenn ein kleiner Teil von dir ganz anderer Meinung ist!
Linda, die merkte, dass irgendetwas in Philipp vor sich ging, seit sie das Thema Joggen angeschnitten hatten, versuchte wieder einmal das Thema zu wechseln. Sie fragte ihn, welche Aufgaben er denn genau als Rechtsanwalt in seiner Firma erledigen musste.
Glücklich, von seinen anregenden Gedanken abgelenkt zu werden, entspannte sich Philipp und erzählte von seinem Alltag als Anwalt und den aufreibenden Monaten, für die sie diese Fahrt geschenkt bekommen hatten.
Linda hörte ihm interessiert zu und bewunderte seine Fähigkeit, in einem Sachverhalt genau das Wesentliche anzusprechen und in wenigen Sätzen verständlich zu erklären.
Irgendwann fiel ihr auf, dass der Themenwechsel ungünstig auf sie zurückfallen konnte, wenn er sie nämlich ihrerseits fragte, was sie täglich auf der Arbeit tat. Doch bevor das passieren konnte, zog Simon glücklicherweise die Aufmerksamkeit aller auf sich und schlug vor, die Sektflasche zu öffnen.
Als sie sich zugeprostet und die gute Teamarbeit gelobt hatten, hörten sie einen Kollegen, der sich als Paul vorgestellt hatte, Desirée aufziehen. „Soso, du wolltest als kleines Mädchen also immer Rapunzel sein?!“
Mit ihren schlanken Fingern strich sie sich eine kurze, dunkle Strähne hinter ihr Ohr und blickte souverän lächelnd in die Runde. „Ja, das war damals mit fünf, als ich permanent Märchenkassetten auf meinem kleinen rosa Kassettenrekorder angehört und die Geschichten nachgespielt habe. Meine Mutter hatte mir damals ein wunderschönes Prinzessinnenkleid genäht, zu dem ich eine kleine Krone und ein altes Stück Spitzengardine als Schleier trug. Und dann tanzte ich durch mein Kinderzimmer und wartete auf den Prinzen, der mich vor der bösen Hexe rettet – so wie vermutlich jedes kleine Mädchen.“ Sie ließ ein silberhelles Lachen erklingen. „Mir haben es damals viele Märchen angetan, aber Rapunzel war immer meine Lieblingsgeschichte. Vielleicht wegen der ausweglosen Situation im verschlossenen Turm und der Dramatik, wenn der Prinz sein Augenlicht verliert. Aber ganz bestimmt auch wegen der langen, blonden Haare, die die Prinzessin so besonders schön aussehen haben lassen.“ Ihr Blick streifte kurz Lindas offene Haare, bevor sie sich wieder Paul zuwandte. Hatte Linda eine kleine Spur von Neid darin aufblitzen sehen?
„Und dein älterer Bruder hat dich damals nicht geärgert? Das muss doch Mädchenkram für ihn gewesen sein“, fragte dieser nach und rückte interessiert seine kleine Nickelbrille zurecht. Er konnte sich vermutlich gut vorstellen, wie dieser sich gefühlt haben musste.
„Ja, am Anfang schon. Er wollte mir dabei immer den Spaß verderben. Aber irgendwann habe ich mich nicht mehr ärgern lassen, auch nicht in anderen Situationen. Denn ich habe schnell gemerkt, dass man vom Ärgern nur Falten bekommt. Und das war es mir nicht wert. Deshalb“, sie deutete mit einem Augenzwinkern auf jeden einzelnen ihrer Kollegen, „lasse ich mich von euch Spitzbuben im Geschäft auch nicht auf die Palme bringen. Sonst bekomme ich frühzeitig Runzeln. Und das muss schließlich nicht sein, oder?“ Sie lachte mit den anderen.
Erwartungsvoll beugte sich Philipp zu Linda. Seine Augen ruhten im
Weitere Kostenlose Bücher