Elementarteilchen kuessen besser
dem Einbauschrank. Eine moosgrüne Kombination aus einem spitzenbesetzten Slip und einem elegant geschwungenen Körbchen-BH, der an den richtigen Stellen ebenfalls mit geschmackvollen Spitzen verziert war. Auch wenn außer einem Arzt niemand in den Genuss ihrer kleinen Leidenschaft kam, gönnte sie sich hin und wieder edle Stücke, die sie – nur für sich selbst – unter ihrer Kleidung trug.
Als sie ihren Salbenverband wieder angelegt hatte, stutzte sie. Was war das für ein Geräusch? Da, schon wieder. Es klang so ähnlich wie die Schiffssirene bei der Notfallrettungsübung, nur bedeutend leiser.
Erleichtert erkannte sie, dass ein Kind weinte und nicht das gesamte Schiff mit Wasser volllief.
Ein Kind weinte.
Ein Kind weinte zum Herzzerreißen!
Schnell griff sie nach ihrem dünnen Morgenrock und warf ihn sich über, da sie noch kein Kleid herausgelegt hatte. Das Weinen hatte jetzt an Lautstärke deutlich zugenommen und schnitt ihr ins Herz.
Als Jugendliche hatte sie für die kleine, süße Tochter ihrer Nachbarn den Babysitter spielen dürfen, deren Eltern Linda nicht für eine verklemmte Intelligenzbestie gehalten und sie immer freundlich behandelt hatten. Sie hatte die Stunden mit der dreijährigen Jana sehr genossen, die zu dem Zeitpunkt ihre Rosaphase voll ausgelebt und Linda mit dem typisch kindlichen Eifer geliebt und bewundert hatte.
Umso schwerer war es für Linda, das herzzerreißende Schluchzen auszuhalten. Sie humpelte zur Tür und band dabei den Morgenrock fest zusammen. Dann spähte sie durch die halb geöffnete, schwere Kabinentür und entdeckte ein etwa vierjähriges Mädchen ein paar Meter von ihr entfernt alleine im Gang stehen. Das kleine Gesichtchen war tränenüberströmt und sie hatte ihre Finger in die Falten ihres Röckchens gekrallt.
„Hallo Süße, suchst du deine Eltern?“, fragte Linda mit weicher Stimme, um das Kind nicht zu erschrecken.
Das Mädchen schluchzte weiter, als ob sie sie nicht gehört hätte.
„Sch, sch, sch“, versuchte Linda sie aus der Entfernung zu beruhigen. Doch sie war einfach zu weit weg. Sie versuchte, die Tür mit dem gesunden Fuß offen zu halten, um näher an das Mädchen heranzukommen. Doch es kam, wie es kommen musste: Die Tür fiel ins Schloss und Linda war ausgesperrt. Na toll! , dachte Linda. Wenigstens habe ich noch was an und stehe nicht splitternackt im Gang, wo mich jeder sehen kann.
Als sie einen Schritt auf das Mädchen zu machte, zerrte etwas an ihrem Morgenrock. Entsetzt bemerkte sie, dass ein großer Zipfel in der Tür eingeklemmt war. Vorsichtig zog sie daran, wollte aber den dünnen Stoff nicht zerreißen, da sie den Morgenrock heiß und innig liebte. Doch der saß zu fest.
Da das Mädchen immer noch schluchzte, schlüpfte sie kurzerhand aus dem Mantel und humpelte in Unterwäsche zu ihr. Als sie sich vor ihr hinkniete, konnte sie die Kleine soweit beruhigen, um unter Schluchzern zu erfahren, dass sie ihre Kabine suchte. Sie hätte ihre Eltern aus den Augen verloren, wüsste aber dass ihre Kabinennummer 1-3-1-1 lautete, aber sie hätte keine Ahnung, welche der vielen Türen diese Nummer habe.
Linda, die erkannte, dass die gesuchte Kabine hier in diesem Gang sein musste, wollte gerade aufstehen, um sie bei der Hand zu nehmen, als sie von Weitem schon zwei aufgeregt wirkende Erwachsene auf sich zueilen sah.
„Oh, guck mal, sind das vielleicht deine Eltern?“
Linda konnte gar nicht so schnell schauen, wie sich das Mädchen umdrehte und auf die beiden zustürmte. Erleichtert richtete sie sich auf und nickte den beiden zu.
„Oh Gott, haben wir uns Sorgen gemacht.“ Die Mutter wischte sich eine Träne der Erleichterung von der Wange, während sie ihre Tochter an sich drückte. „Vielen Dank, dass Sie sich um unsere Tochter gekümmert haben. Sie war plötzlich weg und wir haben überall gesucht. Irgendwann dachten wir, sie ist vielleicht zu unserer Kabine gegangen, weil wir die als Treffpunkt für solche Situationen ausgemacht hatten.“
„Jetzt ist ja alles wieder gut“, versuchte ihr Mann sie zu beruhigen. „Nur Sie haben jetzt wohl ein Problem, kann das sein?“ Er deutete auf ihren eingeklemmten Morgenrock.
„Ist nicht so schlimm. Ich klopfe bei meinen Freundinnen, dann kann ich den Steward anrufen, damit er mir wieder aufschließt.“ Linda lächelte die beiden an, als sie sich dankbar verabschiedeten und mit ihrer Tochter den Gang hinunterschlenderten.
Dann klopfte sie an der Nachbarkabine. Nach dreißig Sekunden
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