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Elementarteilchen kuessen besser

Elementarteilchen kuessen besser

Titel: Elementarteilchen kuessen besser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regina Wall
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hatte schon die ganze Zeit ein glückseliges Lächeln im Gesicht kleben gehabt, da sie die Gelegenheit genutzt hatte, mit Michael zu telefonieren. Doch von ihrer Hochstimmung war im Moment nichts mehr übrig. Sie waren gerade dabei, ihr schwimmendes Hotel zu verpassen und in Mexiko festzusitzen. Was machte man in einem solchen Fall? Sich mit einem kleinen Fischkutter hinterherfahren lassen?
    Ganz deutlich merkte Linda, wie ihr ein Rinnsal Schweiß zwischen den Brüsten zum Bauch hinunter kroch. Doch sie hatte keine Zeit, sich darüber aufzuregen. Ihre Gedanken kreisten nur noch um ein Thema.
    Anna blickte sie genauso panikerfüllt an, wie sie sich fühlte. „Wir brauchen ein Taxi“, sagte sie dann entschlossen und schaute sich um.
    In dem Moment wurde Linda von einem vorbeieilenden Passanten hart zur Seite gestoßen, wobei ihr der Rucksack aus der Hand gerissen wurde und ihr neu erstandener Strohhut in den Staub fiel. Mit einem Aufschrei fiel sie unsanft auf ein Knie und verdrehte sich dabei den Knöchel. Während sie noch schmerzerfüllt stöhnte, hörte sie Anna laut „Hey“ rufen.
    „Der Kerl hat dir den Rucksack aus der Hand gerissen, ist dann wie eine Rakete in die Menge geschossen und war sofort verschwunden. Tut mir leid, aber ich habe ihn nicht aufhalten können.“ Die atemlose Anna machte ein erschrockenes Gesicht, in dem sich das schlechte Gewissen abzeichnete.
    „Kein Problem, Anna. Dem wäre keiner hinterhergekommen.“ Die Vorstellung einer kleinen, molligen Anna, die mit einem runden Strohhut voller Plastikfrüchte einen Taschendieb wie Daniel Craig als James Bond durch die Menge verfolgte und ihn nach hundert Metern stellte, war einfach absurd. „Meine Bordkarte und den Pass habe ich sowieso in dem Dokumentengürtel unter meinem T-Shirt. Und im Rucksack waren nur eine Wasserflasche und das Tuch, das ich gekauft habe.“ Linda keuchte auf, als sie versuchte, ihr linkes Bein zu belasten. Sofort plumpste sie wieder auf die staubige Straße. „Mist, ich kann mich nicht richtig aufstellen, geschweige denn zum Schiff rennen, um es noch zu bekommen.“ Verzweiflung machte sich auf ihrem Gesicht breit.
    „Was ist passiert?“, fragte plötzlich eine vertraute Stimme, die scheinbar auch in Hektik war.
    Anna blickte auf und stieß einen erleichterten Schrei aus. „Philipp, Gott sei Dank. Du bist unsere Rettung. Irgendjemand hat Linda den Rucksack geklaut. Und dabei hat sie sich den Knöchel verstaucht. Und unser Schiff legt auch bald ab.“ Anna war völlig aufgelöst.
    „Ja, Letzteres betrifft mich auch. Ich kümmere mich gleich um dich, Linda. Aber habt ihr ein Handy?“
    Anna gab ihm ihres. Während Philipp eine Nummer eintippte, erklärte er den beiden, dass er Simon anrufen wolle, der mit Betty vermutlich schon längst wieder auf dem Schiff war. „Wenn die Turteltäubchen die Zeit nicht auch vergessen haben“, fügte er noch trocken hinzu.
    Während er Simon die Sachlage erklärte und ihn bat, der Crew mitzuteilen, dass sie in knapp fünfzehn Minuten am Schiff seien, stieß er einen schrillen Pfiff durch die Zähne aus, der Simon vermutlich in dem Moment das Trommelfell zerfetzte. Kurz darauf hielt ein Taxi am Straßenrand und Philipp verabschiedete sich von Simon. Dann drückte er Anna das Handy und seine Einkaufstüte in die Hand und hob Linda mit einer einzigen, geschmeidigen Bewegung auf. Anna strahlte ihn – dankbar für seine männliche Entschlossenheit – glücklich an.
    Als sie dem Taxifahrer ihr Fahrziel mitgeteilt und ihm die Dringlichkeit deutlich gemacht hatten – Philipp hatte ihm ein saftiges Trinkgeld versprochen –, untersuchte dieser während der Fahrt auf der Rückbank Lindas Knöchel. Anna drehte sich ängstlich nach hinten und fragte: „Ist er gebrochen?“
    „Nein, ich denke nicht. Sonst hätte Linda vor Schmerzen aufgeschrien, als ich sie hochgehoben habe. Aber ich vermute, dass er dick wird, wenn sie ihn nicht gleich auf dem Schiff kühlt.“ Vorsichtig tastete er über die weiche Haut ihres Knöchels und bewegte vorsichtig ihren Fuß. Außer einem leichten Stöhnen gab Linda nichts von sich, während sie sich verzweifelt an irgendwelchen Griffen im Taxi festklammerte, das wie der Henker durch die Straßen brauste. „Ich würde sagen, du gehst gleich zum Schiffsarzt, damit er dich mit Salbe und einem Verband versorgen kann. Dann solltest du dein Bein etwas hochlegen und kühlen.“
    Er blickte ihr in die Augen, die im gedämpften Licht des Taxis ein intensives

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