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Elena - Ein Leben für Pferde

Elena - Ein Leben für Pferde

Titel: Elena - Ein Leben für Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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und vielleicht würde ich Tim sehen … Sofort hatte ich ein schlechtes Gewissen. Egal, ob Tim mich angelächelt oder mir zugezwinkert hatte, ich sollte gar nicht über ihn nachdenken. Papa und Mama würden schon einen Grund haben, weshalb sie die Jungbluts nicht mochten.
    Twix saß neben meinem Bett und wedelte mit dem Schwanz. Ich hob die Bettdecke und mit einem Satz war er bei mir.
    »Das ist zwar auch verboten, aber egal.« Ich knipste das Licht aus und zog die Decke über mich. Twix kuschelte sich dicht an mich, warm wie ein Heizkissen, und stieß einen tiefen, zufriedenen Seufzer aus.
    »Verboten, verboten, verboten«, murmelte ich und kraulte Twix’ seidiges Fell. »Alles ist verboten.«

7. Kapitel
     
    Christian stand vor dem Spiegel und zupfte sorgfältig seine Haare zurecht, als ich am nächsten Morgen verschlafen ins Badezimmer kam.
    »Raus!«, sagte er, ohne mich anzusehen.
    »Beeil dich gefälligst ein bisschen«, murmelte ich und machte wieder kehrt. Mein Bruder brauchte morgens im Bad länger als jeder andere Mensch, den ich kannte, so eitel, wie er war. Dabei war es reine Zeit- und Haargelverschwendung, denn spätestens auf dem Turnier würde die Reitkappe seine Bemühungen zunichtemachen.
    Ich wartete also, bis Christian die Treppe hinuntergepoltert war. Gerade, als ich die Hand auf die Türklinke des Badezimmers legte, hörte ich Papas zornige Stimme von unten. Was hatte ihn wohl um sieben Uhr morgens so auf die Palme gebracht? Ich schlich auf Zehenspitzen bis zur Treppe und lauschte.
    »… kann nicht verstehen, was mein Vater mit dem ganzen Geld gemacht hat. Vierhunderttausend Euro Kredite und dazu die angelaufenen Zinsen! Seit Jahren hat er keine Zinsen mehr bezahlt, geschweige denn einen Cent getilgt! Wie konnte er mit so einem Berg Schulden überhaupt noch ruhig schlafen?«
    »Du kennst ihn doch«, erwiderte Mama etwas leiser. »Er ist zu stolz, sich eine Niederlage einzugestehen.«
    »Zu stolz!« Papa spuckte das Wort verächtlich aus. »Na toll! Die Leute werden sich das Maul über uns zerreißen! Ich dachte, mich trifft der Schlag, als er mir das gestern Abend einfach so erzählt hat.«
    »Reg dich nicht auf, Micha«, sagte Mama. »Nächste Woche reden wir mit dem Steuerberater und hören uns mal an, was er vorschlägt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es wirklich so hoffnungslos sein kann.«
    »Doch, das ist es! Verdammt, keiner hat etwas gewusst, bis plötzlich der Gerichtsvollzieher auf dem Hof steht und mit Zwangsversteigerung droht! Was für eine Blamage! Ich will auf jeden Fall nicht mit dem Hut in der Hand wegen irgendwelcher Kredite oder Fristverlängerungen von Bank zu Bank schleichen. Ich hätte nicht schlecht Lust, den ganzen Mist einfach hinzuschmeißen und den Hof versteigern zu lassen!«
    Ich stand wie erstarrt auf der obersten Treppenstufe und verstand kein Wort.
    »Es ist aber von der Bank auch nicht richtig, dass sie ihm immer wieder Geld gegeben haben«, hörte ich Mamas Stimme. »Sie mussten doch wissen, dass er es niemals mehr zurückzahlen kann.«
    »Das ist doch genau ihre Masche! Immer weiter Geld geben – Herr Weiland hinten und vorn, Sie sind so ein guter Kunde! Jahrelang kassieren sie und kassieren!« Papa schrie mittlerweile vor Zorn. »Und dann drehen sie eiskalt den Hahn zu und schnappen sich den ganzen Hof billig. Die lachen sich doch ins Fäustchen, weil wir so blöde Bauern sind, die das nicht kapieren!«
    »Aber vielleicht haben wir doch noch eine andere Möglichkeit, als den Hof abzugeben.« Mama blieb erstaunlich ruhig. »Wir müssen uns etwas einschränken. Und mit ein wenig Glück können wir das eine oder andere Pferd verkaufen.«
    »Und welches, bitte schön? Vielleicht Lagunas oder Calvador? Mit denen stehe ich zufällig auf der Longlist für die Europameisterschaften und bin für die Nationenpreismannschaft nominiert. Du hast doch keine Ahnung, was du da redest, Susanne!«
    Lautlos zog ich mich zurück und ging ins Bad. Was, um Himmels willen, war denn bloß passiert? Nach einer Katzenwäsche huschte ich zurück in mein Zimmer, zog mich an und scheuchte Twix aus dem Bett. Schnell kehrte ich ein paar Hundehaare vom Bettlaken und machte das Bett so ordentlich, wie es in der Eile möglich war. Mein Herz klopfte, als ich nach unten ging.
    Als ich die Küche betrat und Mama weinend am Frühstückstisch sitzen sah, veränderte sich mein Leben. Das hört sich ganz schön pathetisch an, ich weiß, aber es ist so. Bis dahin hatte ich Mama nie weinen

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