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Elena - Ein Leben für Pferde

Elena - Ein Leben für Pferde

Titel: Elena - Ein Leben für Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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begutachtete sein Werk mit einem kritischen Blick und legte Ronalda eine Decke über. »Opa und Oma haben den Hof total heruntergewirtschaftet und Papa muss jetzt wohl zusehen, dass er irgendwie die Schulden abbezahlt. Er hatte bis gestern Abend keinen blassen Schimmer davon, wie viel Geld Opa plattgemacht hat.«
    Ich konnte nicht verstehen, wie mein Bruder so cool sein konnte. Oder tat er nur so?
    »Können wir nicht irgendetwas unternehmen?«, fragte ich.
    »Was denn?« Er schüttelte den Kopf und grinste. »Willst du einen Flohmarkt machen oder deine alten Pferdebücher verkaufen?«
    Ich überhörte den Spott in seiner Stimme.
    »Ich verstehe das alles nicht«, sagte ich und wehrte Paradiso ab, der unbedingt meine Jacke ablecken wollte. »Opa hat doch immer Geld verdient, mit dem Schulbetrieb und den ganzen Einstellern, den Turnieren und der Gaststätte.«
    »Tja, das ist das große Rätsel.« Christian zupfte an seinen Haaren herum. »Opa hat einfach nicht gerechnet und geglaubt, dass es irgendwie gehen würde. Aber jetzt haben die von der Bank keine Lust mehr und wollen ihre Kohle. Und wenn Opa keine hat, wird der Hof versteigert und wir können hier unseren Kram packen.«
    »Aber … aber du sagst das so, als wäre es dir ganz egal.« Ich war schockiert. »Würde es dir überhaupt nichts ausmachen, wenn wir hier wegziehen müssten?«
    »Ich bereite mich seelisch auf diese Möglichkeit vor«, antwortete Christian und band sein Pferd los. »Außerdem sehe ich meine Zukunft sowieso nicht hier auf dem Hof. Nach dem Abi studiere ich Jura und werde Anwalt. Oder Börsenmakler, wie Fritz Teichert. Oder Rockstar. Da kann man richtig Kohle verdienen. Ich hab echt keinen Bock, mich so sinnlos abzurackern wie Papa.«
    Er brachte Ronalda in ihre Box, um das nächste Pferd zu putzen. Mir hatte es die Sprache verschlagen. Ich hatte es immer für eine Selbstverständlichkeit gehalten, dass Christian eines Tages den Amselhof übernehmen und weiterführen würde.
    »Aber … aber du … du reitest doch auch gern«, stotterte ich. »Du hast doch Spaß an den Turnieren.«
    Christian blieb vor mir stehen und musterte mich. Ihn schien das alles tatsächlich nicht im Geringsten zu beängstigen.
    »Deshalb muss ich mir doch nicht so einen Haufen Arbeit und Ärger aufladen«, sagte er verächtlich. »Wenn ich genug Geld verdiene, kann ich mir ein Pferd leisten, um Turniere zu reiten. Dafür brauche ich ganz sicher keinen eigenen Hof.«

8. Kapitel
     
    Papa, Christian und Jens fuhren um kurz vor neun aufs Turnier. Ich hatte beim Verladen geholfen und darauf gewartet, dass Papa mich fragen würde, ob ich mitfahren wolle. Aber das hatte er nicht getan und ich hatte auch nicht darum gebeten, mitfahren zu dürfen. Ich hatte keine Lust, zurück ins Haus zu Mama zu gehen; stattdessen beschloss ich, einen Ausritt mit Fritzi zu unternehmen. Es gab so viel, über das ich in Ruhe nachdenken musste.
    Wenig später trabte ich den sandigen Weg entlang, der zwischen dem großen Reitplatz und den Koppeln zum Wald führte. Es nieselte noch leicht, aber es war nicht kalt und das dichte Blätterwerk der Bäume im Wald würde den Regen abhalten. Ich musste Fritzi kaum lenken. Er kannte meine Lieblingswege und schlug von selbst die Richtung ein. Spaziergänger würden um diese frühe Uhrzeit an einem Sonntagmorgen nicht unterwegs sein und die Wege, die durch den Regen der letzten Tage aufgeweicht und nicht mehr so knochentrocken wie im Sommer waren, luden zu einem herrlichen Galopp ein.
    »Vielleicht müssen wir vom Amselhof weg«, sagte ich zu Fritzi, der sofort seine Ohren nach hinten drehte. »Das wäre echt schrecklich!«
    Allein die Vorstellung, nie mehr mit Fritzi durch den Wald reiten zu können, trieb mir die Tränen in die Augen. Und überhaupt – was würde dann aus Fritzi werden? Nein, nein, das durfte einfach nicht passieren!
    Plötzlich blieb Fritzi stehen und wandte den Kopf. Ich drehte mich im Sattel um und musste wider Willen grinsen. Eigentlich hatte ich Twix in Fritzis Box eingesperrt, aber irgendwie war es dem Hund gelungen zu entkommen. Wie eine kleine braun-weiße Kanonenkugel kam er nun mit seinen kurzen Beinchen den Weg entlanggefegt und bellte begeistert, als er uns erreicht hatte.
    »Du bist ein böser Hund, weißt du das?«, schimpfte ich, aber Twix freute sich wie ein Plätzchen und umkreiste Fritzi hechelnd und schwanzwedelnd, sodass ich ihm nicht böse sein konnte. Er liebte Ausritte mindestens so sehr wie mein Pferd.
    »Na

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