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Elena - Ein Leben für Pferde

Elena - Ein Leben für Pferde

Titel: Elena - Ein Leben für Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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ausprobieren.«
    »Christian sattelt auf jeden Fall gerade Phönix für sie.«
    »Warte mal.« Mama tätschelte mir die Hand, dann beugte sie sich zu Papa hinüber und tippte ihm auf die Schulter. Er drehte sich um.
    »Stimmt es, dass Ariane Phönix reiten soll?«, fragte Mama. »Ich dachte, du wolltest ihr Aquarius anbieten.«
    »Phönix passt besser«, erwiderte Papa. »Er kann schon mehr und ich muss ja die Fuchsstute in Zahlung nehmen… Geschäft ist eben Geschäft.«
    »Aber du hast mir doch versprochen, dass Phönix für mich sein soll!«, platzte es aus mir heraus.
    »Für dich finden wir schon ein anderes Pferd«, entgegnete Papa leichthin. »Jetzt mach nicht so ein finsteres Gesicht.«
    Die Aussicht auf ein Geschäft mit Teicherts schien seine Stimmung bedeutend verbessert zu haben. Er lächelte und legte den Arm um mich. Das hatte er schon lange nicht mehr getan, aber mir war absolut nicht nach der harmonischen Familiennummer zumute. Ich machte mich von ihm los. Nur weg von hier, von diesen blöden Teicherts, die meinten, sie könnten sich mit ihrem Geld alles kaufen!
    Ich rannte aus dem Stall, weiter bis zum Springplatz und setzte mich dort auf den Rand eines Blumenkübels. Die Sonne stand schon tief und blass am Himmel, gleich würde es dunkel sein. Ein paar Amseln zankten sich in den großen Rhododendronbüschen. Ich stützte mein Kinn in die Hände und starrte über den Springplatz zum Wald, der in den Strahlen der untergehenden Sonne in herbstlichen Farben glühte. Einen Augenblick überlegte ich, ob ich nicht einfach Fritzi satteln und in den Wald verschwinden sollte, denn mich nervte auf einmal alles: mein schleimiger Bruder, die blöde Ariane-Ziege, Papa, die vielen Leute überall.
    »Mensch, Elena«, sagte Melike hinter mir, »ich hab dich schon überall gesucht. Eben ist mir Ariane mit Phönix entgegengekommen. Warum …«
    »Papa will ihn an die Teicherts verkaufen«, unterbrach ich meine Freundin, ohne den Blick vom Wald abzuwenden. »Für mich würde er schon ein anderes Pferd finden. Pah!«
    »Das ist ja wohl das Letzte!«, regte Melike sich auf. »Hoffentlich fällt die blöde Kuh runter!«
    »Das wird sie nicht«, erwiderte ich düster. »Phönix ist superbrav. Eher gewinnt sie noch das E-Springen.«
    Plötzlich verschwamm die großartige Kulisse des herbstbunten Waldes vor meinen Augen, denn ich fing an zu weinen. Das war zwar uncool wie nur was, aber ich war total enttäuscht und wütend. Melike setzte sich neben mich, legte tröstend den Arm um mich und schwieg eine Weile.
    »Ärgere dich nicht«, sagte sie schließlich. »Du hast doch Fritzi. Und der wird tausendmal besser als jedes andere Pferd.«
    »Das ist es nicht«, murmelte ich und wischte mir die Tränen ab. »Mein Vater hätte mir doch wenigstens mal was sagen können. Ich stand da wie … wie eine Dumme, und die Ariane hat blöd gegrinst. Das ärgert mich so sehr, verstehst du?«
    Melike nickte mitfühlend. Ich fing an zu zittern, denn es war kalt und ich hatte meine Jacke im Stall vergessen.
    »Komm mit, Elena«, sagte Melike energisch. »Ich hab einen Riesenhunger und hier ist es schweinekalt.«
    »Nein«, erwiderte ich trübsinnig, »ich reite heute nicht.«
    »Aber ich will Ariane reiten sehen und ihr ein paar Stangen runtergucken.« Melike stand auf und zog an meinem Arm.
    Da musste ich wider Willen grinsen. Ich fuhr mir mit den Händen übers Gesicht. »Wie sehe ich aus?«, fragte ich.
    Melike beugte sich vor und sah mich kritisch an. »Bildschön, wie immer«, sagte sie dann todernst.
    Ich fing an zu lachen und sie lachte auch. Wir hakten uns unter und gingen in die Halle.
    Die Springprüfungen zogen mehr Zuschauer an als die Dressur, die große Tribüne war ziemlich voll geworden. Mütter, Väter, Omas, Opas, Kinder, Ehefrauen und Ehemänner der teilnehmenden Reiter drängten sich in den Bankreihen und warteten gespannt auf den ersten Starter.
    Melike und ich holten uns am Waffelstand, den die Frauen des Vereins organisiert hatten, Waffeln mit Schokosoße und setzten uns auf die Tribüne. Corinna Faist, eine Freundin von Mama, trabte mit ihrer Stute Donjana in die Bahn. Sie schaffte erstaunlicherweise den Parcours mit nur einem Fehler und strahlte über das ganze Gesicht. Ariane war als Vierte an der Reihe. Christian redete auf sie ein, als sie in die Vorhalle ritt, und nahm Phönix die Decke von der Kruppe.
    »Guck dir meinen Bruder an«, sagte ich verächtlich. »Er spielt Arianes Turniertrottel.«
    »Idiot«,

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