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Elena - Ein Leben für Pferde

Elena - Ein Leben für Pferde

Titel: Elena - Ein Leben für Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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murmelte Melike finster und sagte dann irgendetwas auf Türkisch, das nicht nett klang und eindeutig gegen Ariane gerichtet war.
    Wie ich es vorhergesehen hatte, machte Phönix seine Sache sehr gut. Er sprang wie am Schnürchen und beendete den Parcours fehlerfrei. Arianes Mutter, die mit Pelzmantel und passendem Hut in der ersten Reihe saß, klatschte übertrieben begeistert und ich zweifelte nicht daran, dass Papa heute noch ein Geschäft mit Teicherts machen würde.
    »He!«, zischte Melike plötzlich und stieß mich an. »Halt dich fest, Elena! Ich sehe was, was du nicht siehst.«
    »Und das wäre?« Ich stopfte den Rest der Waffel in den Mund und leckte mir die geschmolzene Schokolade von den Fingern.
    Melike wies mit dem Kopf in Richtung Einritt. Ich folgte ihrem Blick und mein Herz machte unvermittelt einen heftigen Satz. Tim Jungblut drängte sich suchend durch die Zuschauer, die in den Parcours starrten. Er trug ein Basecap und hatte den Kragen seiner Jacke hochgeschlagen, aber ich hätte ihn wohl auch erkannt, wenn er sich einen Schal vors Gesicht gebunden hätte.
    Ich vergaß zu schlucken und erstickte fast an der Waffel. »Was macht der denn hier?«, röchelte ich fassungslos. »Dass er sich das traut, herzukommen.«
    »Ich find’s voll süß .« Melike winkte ihm.
    Tim lächelte eindeutig erleichtert, als er uns sah, und kam zu uns herüber.
    »Ich hau dann mal ab.« Meine Freundin stand auf.
    »Nein!« In einem Anflug von Panik hielt ich sie am Arm fest. »Bleib bloß hier!«
    »Ich muss total dringend aufs Klo.« Sie grinste und machte sich los. »Verpass nur nicht gleich deinen Start.«

10. Kapitel
     
    »Hallo.« Tim blieb neben mir stehen.
    Mein Herz schlug heftig gegen meine Rippen. »Hey.«
    Ich tat lässig, als wäre es das Normalste der Welt, dass Tim auf dem Amselhof auftauchte, während mein Puls raste wie nach einem Hundertmetersprint. Jetzt bloß nicht wieder irgendein blödes Zeug reden!
    »Was machst du denn hier?« Meine Knie waren weich wie Gummi, ich traute mich kaum, in seine Augen zu schauen, die mir noch blauer erschienen als sonst.
    »Ich hab gehört, hier soll heute richtig was abgehen und du reitest auch.« Er grinste. »Das wollte ich mir nicht entgehen lassen. Wann bist du dran?«
    »Das ist erst das E-Springen«, sagte ich. »Ich reite gleich im A.«
    Tausend Gedanken wirbelten durch meinen Kopf, mir war übel und ich bereute die Waffel, die ich eben verschlungen hatte. Hoffentlich hatte ich nicht noch Schokoreste im Gesicht! Unauffällig fuhr ich mir mit der Hand über den Mund.
    »Lass uns weiter nach hinten gehen«, schlug ich vor. »Wenn du Christian aus dem Weg gehst, kann eigentlich nicht viel passieren.«
    »Ich werde mich im Schutz der Menschenmassen hinter den Pfeilern verstecken.« Tim schlug den Kragen seiner Jacke hoch.
    Wir sahen uns an und lächelten, dann senkte ich sofort wieder verlegen den Kopf. Absolut unmöglich, ihm in die Augen zu gucken und gleichzeitig zu denken!
    Unten im Parcours war die Hölle los. Die Schulpferde, die sonst nie auf ein Turnier kamen, fanden die Zuschauer und die Veränderungen in der Reithalle nicht besonders prickelnd, und die Reiter, die genauso wenig Turniererfahrung hatten, waren nervös und ritten grottenschlecht. Verweigerungen, Stürze und zwanzig Fehler oder mehr waren das Ergebnis und auf der Tribüne wurde mehr gelacht als geklatscht.
    »Hier ist richtig was los«, stellte Tim amüsiert fest.
    »In der Springstunde sieht’s normalerweise nicht so schlimm aus«, verteidigte ich die schlechten Leistungen meiner Vereinskollegen.
    »Wie beim modernen Fünfkampf im Fernsehen.« Tim grinste.
    Ich musterte ihn verstohlen von der Seite und konnte noch immer kaum glauben, dass er neben mir saß. Warum war er wohl wirklich hierhergekommen und ging das Risiko ein, meinem Bruder über den Weg zu laufen? An den läppischen Vereinsmeisterschaften konnte es kaum liegen, obwohl er das behauptet hatte.
    Inzwischen hatte der letzte Teilnehmer des E-Springens die Halle verlassen und die Männer vom Parcoursdienst sortierten das Kleinholz, das er hinterlassen hatte. Der Sprecher brauchte eine ganze Weile, um die Fehler zusammenzuaddieren. Die vier Starter, die den Parcours einigermaßen geschafft hatten, ritten zur Siegerehrung in die Bahn.
    »Ach, schau an«, sagte Tim und lachte leise. »Die schöne Ariane hat das Springen gewonnen.«
    »Eigentlich hätte ich Phönix reiten sollen«, antwortete ich und merkte, dass es mich überhaupt

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