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Elena - Ein Leben für Pferde

Elena - Ein Leben für Pferde

Titel: Elena - Ein Leben für Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Es sah nicht danach aus, als ob er mich dafür loben wollte, dass ich Tims Vater den Scheck abgenommen hatte.
    »Und du weißt auch, dass ich von Christian und dir erwarte, euch von jedem, der Jungblut heißt, fernzuhalten. Das sage ich nicht so einfach dahin, sondern meine das sehr ernst.«
    Großer Gott! Er hatte doch wohl nichts über Tims und meine Trainingsstunden herausgefunden? Mir wurde abwechselnd heiß und kalt. Mama erschien in der Tür ihres Büros.
    »Wieso kommst du dann dazu, mit Tim Jungblut auf einem Turnier an einem Tisch zu sitzen und dich zu unterhalten?«
    Christian hatte mich also verpetzt, dieser Mistkerl! Aber damit konnte ich leben, es hätte weitaus schlimmer kommen können.
    »Ich hatte ein Pferd, das über den Hängerparkplatz lief, eingefangen«, brachte ich zu meiner Verteidigung wahrheitsgemäß hervor. »Ich wusste ja nicht, dass es eins von Jungbluts Pferden war.«
    »Aber als du es wusstest, hast du dich trotzdem von dem Jungen zu einer Cola einladen lassen«, warf Papa mir vor. »Kannst du mir erklären, warum?«
    Ja, warum? Weil er mir gefiel. Weil er mich nett gefragt hatte. Weil ich keinen blassen Schimmer hatte, woher diese bescheuerte Familienfehde kam, und weil ich absolut nichts gegen Tim Jungblut hatte.
    »Es war falsch«, antwortete ich leise. »Ich weiß. Ich hab mir nichts dabei gedacht, bis Christian aufgetaucht ist.«
    Was würde erst passieren, sollte Papa jemals erfahren, dass Tim hier auf dem Hof gewesen war und dass wir uns regelmäßig heimlich trafen, wenn er schon wegen einer dämlichen Cola so ein Fass aufmachte?
    »Du hast dir also nichts dabei gedacht. Aha. Und als du zu faul warst, auf den nächsten Bus zu warten, und du zu denen ins Auto gestiegen bist, hast du dir auch nichts dabei gedacht. « Ohne Vorwarnung begann er zu brüllen, dass die Wände zitterten. »Und als du an mir vorbeigegangen bist und diesem Kerl den Scheck aus der Hand genommen hast, obwohl ich drei Sekunden vorher mit Hans Teichert am Telefon besprochen hatte, dass er mir das Geld bar vorbeibringt, da hast du dir wohl auch wieder nichts dabei gedacht, was? Wann, zum Teufel, fängst du denn mal an zu denken?«
    Mir schoss die heiße Röte ins Gesicht, aber gleichzeitig wurde ich mindestens genauso wütend, wie er es war. Ich hatte ihm nur helfen wollen und jetzt wurde ich dafür angebrüllt! Das war so was von total ungerecht. Ich blickte hilfesuchend zu Mama, doch sie sagte nichts, stand nur stumm da. Toll.
    »Vielleicht dann, wenn mir mal einer von euch erklärt, warum wir die Jungbluts hassen sollen!«, schrie ich deshalb zurück.
    Papa starrte mich an und ich glaubte schon, er würde mir jetzt das erste Mal in meinem Leben eine Ohrfeige geben.
    »Du sollst sie nicht hassen«, sagte er dann in gemäßigter Lautstärke, aber mit einer Stimme, die so eisig war wie der Nordpol, »sondern einfach nicht mit ihnen reden, Cola trinken und in ihrem Auto mitfahren. Das würde mir völlig ausreichen. Haben wir uns verstanden?«
    Ich wusste, wann es besser war, die Klappe zu halten, und nickte, obwohl mir die aufsteigenden Tränen beinahe die Kehle abdrückten.
    »Und jetzt verschwinde auf dein Zimmer«, fügte Papa hinzu. »Ich will dich heute nicht mehr sehen.«
    Wie der Blitz drehte ich mich um, rannte die Treppe hoch und in mein Zimmer. Ich warf mich auf mein Bett, vergrub mein Gesicht im Kopfkissen und ließ meinen Tränen freien Lauf. Noch nie zuvor in meinem Leben hatte ich mich so elend gefühlt, so gedemütigt und schrecklich ungerecht behandelt! Ich weinte und weinte, bis keine Tränen mehr kamen und ich nur noch trocken vor mich hin schluchzte.
    Unter meinem Kopfkissen machte es leise »Ping!«. Ich tastete nach meinem Handy, klappte es auf und sah, dass ich eine neue Nachricht bekommen hatte. Von Tim!
    Wir müssen uns morgen sehen, Elena, bitte! Auch wenn wir nicht trainieren können, bitte komm um 3 hoch an die Wiese, las ich mit klopfendem Herzen. Ich muss dir so viel erklären und es tut mir so leid.
    Ach Tim! Ich seufzte und musste gleichzeitig lächeln. Vielleicht hätte ich ihm geschrieben, dass wir uns besser nicht mehr sehen sollten, wenn Papa eben nicht so gebrüllt und mir stattdessen erklärt hätte, warum die Jungbluts eigentlich unsere Feinde waren. Aber so nicht! Tim hatte garantiert nichts mit diesen »Hassgründen« zu tun, die uns weder Papa noch Mama jemals näher erklärt hatten. Es war mir völlig egal, ob er ein Jungblut war oder nicht. Ich wollte ihn auch

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