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Elena - Ein Leben für Pferde

Elena - Ein Leben für Pferde

Titel: Elena - Ein Leben für Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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könnten eines Tages ihren Hass aufeinander vergessen, vollkommen und restlos zunichtemachte.
    Papa und Jens ritten in der großen Halle, Christian war gerade mit einem seiner Pferde fertig und holte das nächste. Opa hatte mich gebeten, mit Sirius in der Anfängerabteilung um drei Uhr mitzureiten, damit er jemanden hatte, der an der Tete reiten konnte.
    Ich putzte Sirius am Putzplatz, als ein riesiger dunkelgrüner Pferde-Lkw auf den Hof zwischen Stallungen und kleiner Reithalle rollte, wendete und anhielt. Neugierig blickte ich durch das weit geöffnete Tor hinaus. Die Lkws von Pferdehändler Nötzli sahen anders aus. Und dann blieb mir fast das Herz stehen, denn ich las die Aufschrift auf der Seite des Ungetüms: »Sportpferde Jungblut« stand dort in fetten knallgelben Buchstaben.
    Da kam Christian die Stallgasse entlanggeschossen, er war rot im Gesicht vor Zorn und rannte an mir vorbei in die Halle. Ich ließ das Putzzeug fallen und folgte ihm.
    »Wie bitte?«, fragte Papa Christian und parierte sein Pferd durch.
    »Wenn ich’s dir sage!«, erwiderte Christian heftig. »Der alte Jungblut und sein Arschlochsohn! Was wollen die hier?«
    Ich musste schlucken. Tim war dabei? Großer Gott!
    »Ich kann es mir schon denken.« Papa stieß einen tiefen Seufzer aus. Zu meinem Erstaunen schien er nicht wütend zu sein, sondern einfach nur total frustriert. Er sprang aus dem Sattel und führte Cornado hinter sich her aus der Bahn.
    Ich zitterte am ganzen Körper, mir war schlecht vor Angst. Was, wenn Papa jetzt auf Richard Jungblut losgehen, sich mit ihm prügeln würde? Opa! Ich musste Opa holen! Der konnte vielleicht das Schlimmste verhindern. Ich rannte los und fand ihn in der Sattelkammer, die er auch als Büro benutzte.
    »Schnell, Opa!«, rief ich panisch. »Eben ist Richard Jungblut auf den Hof gefahren! Kannst du nicht bitte rausgehen, bevor Papa und er aneinandergeraten?«
    »Richard Jungblut? Hier auf dem Hof?« Opa sah mich überrascht an, aber dann zögerte er nicht lange, stand auf und folgte mir zum Turnierstall.
    Dort ging Papa in der Stallgasse hin und her, das Handy am Ohr, und lauschte mit grimmiger Miene. Christian drehte sich um, als Opa und ich in den Stall kamen.
    »Er soll die Pferde von Teicherts abholen«, flüsterte er. »Papa telefoniert grad mit dem Teichert. Aber ich glaube, es stimmt.«
    »Was ist jetzt, Micha?«, rief Richard Jungblut von draußen. »Ich habe nicht ewig Zeit!«
    Richard Jungblut stand im Hof, breitbeinig, Kaugummi kauend, die Hände in die Seiten gestemmt.
    Papa steckte das Handy weg, starrte mit versteinerter Miene ein paar Sekunden vor sich hin. Dann ging er zur Stalltür. Es war wie in einem dieser Westernfilme, bei denen sich der Gute und der Böse gegenüberstehen, bevor sie aufeinander schießen.
    »Die Pferde gehen nicht eher aus dem Stall, als bis ich mein Geld habe«, sagte Papa erstaunlich ruhig.
    »Hans-Dieter hat mir einen Blankoscheck mitgegeben«, erwiderte Jungblut. »Du sollst einfach die Summe einsetzen.«
    Er hielt Papa ein Stück Papier entgegen, aber Papa machte keine Anstalten, ihm den Scheck abzunehmen.
    Ich kapierte allmählich, was sich da gerade abspielte. Der aalglatte Herr Teichert hatte Jungblut damit beauftragt, seine Pferde bei uns abzuholen, weil er selbst zu feige dazu war. Und Richard Jungblut machte das Ganze einen Höllenspaß.
    Plötzlich konnte ich Christians Zorn verstehen. Ich dachte an Ariane, die heute Morgen in der Schule noch überheblicher und unerträglicher gewesen war als sonst. Garantiert hatte sie schon gewusst, was heute Nachmittag geschehen würde. Und garantiert wussten die Teicherts auch, was es für Papa bedeutete, wenn sie die Pferde, die er ausgebildet und geritten hatte, ausgerechnet zu seinem Erzfeind Richard Jungblut stellten.
    Weil Papa sich noch immer nicht rührte, nahm ich all meinen Mut zusammen. Ich ging entschlossen an ihm vorbei und marschierte auf Tims Vater zu.
    »Ah«, sagte der und grinste noch etwas breiter. »Die mutige kleine Pferdefängerin. Hat mehr Mumm als der Herr Papa, was?«
    Kochend vor Zorn pflückte ich ihm den Scheck aus der Hand.
    »Ich freue mich, dass Sie jetzt die blöde Ariane und ihre noch blöderen Eltern am Hals haben«, sagte ich und sah mit Befriedigung, wie Richard Jungblut für einen Moment das Lächeln auf dem Gesicht gefror. »Viel Spaß!«
    Damit drehte ich mich um, ging mit klopfendem Herzen und butterweichen Knien zurück in den Stall und reichte Papa den Scheck. Er wandte

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