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Elena - Ein Leben für Pferde

Elena - Ein Leben für Pferde

Titel: Elena - Ein Leben für Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Geschichte von Lajos und Tims Opa zu erzählen. Davon, dass Tim mich auf der Wiese umarmt hatte, sagte ich ihr allerdings nichts.
    Ich ging zurück in mein Zimmer, zog mich an und scheuchte Twix aus dem Bett.
    Unten war noch alles dunkel. Niemand hatte den Tisch gedeckt oder Kaffee gekocht; Mama, Papa und Christian schienen noch zu schlafen. Ich hatte gar nicht mitbekommen, wann sie nach Hause gekommen waren. Gähnend deckte ich den Tisch und häufte sieben Löffel in den Filter der Kaffeemaschine.
    Als ich mich umdrehte, zuckte ich erschrocken zusammen. Papa stand in der Tür. Er war unrasiert und sah aus, als hätte er nicht viel Schlaf abbekommen.
    »Hallo«, sagte ich. Ich hatte ihm sein ungerechtes Gebrüll noch nicht verziehen. »Willst du einen Kaffee?«
    »Hm.«
    Er ging an mir vorbei und setzte sich an den Tisch. Hunger schien er nicht zu haben, er saß nur da und starrte vor sich hin.
    »Ist Mama krank?«, fragte ich ihn. Normalerweise war sie morgens immer als Erste auf den Beinen.
    »Nein. Sie ist bei ihrer Freundin geblieben. Die Straßen waren glatt.«
    Weil er nichts mehr sagte, sagte ich auch nichts. Ich wartete, bis der Kaffee fertig durchgelaufen war, dann schenkte ich Papa eine Tasse ein.
    »Danke«, sagte er knapp.
    »Ach Papa.« Ich wandte mich zu ihm um. »Corinna, Engelbert, Laura und die Kaisers sind gestern Mittag mit ihren Pferden weggefahren.«
    »Das weiß ich. Corinna hat mich angerufen«, erwiderte Papa und gab ein Stück Zucker in seinen Kaffee. Gähnend rührte er um und starrte weiter vor sich hin. Todsicher würde ich ihm nicht verraten, wo sie ihre Pferde hingebracht hatten.
    »Sie haben ihre Spinde ausgeräumt und alles mitgenommen. Ich glaube, sie kommen nicht zurück.«
    Ich bemerkte, wie Papa in der Bewegung innehielt. Er blickte mich an. Offensichtlich wusste er doch nicht alles.
    »Wieso hast du mich dann nicht angerufen?«
    Ich beobachtete, wie Papa das Blut in das blasse Gesicht stieg. Ein gefährliches Zeichen, wie ich mittlerweile nur zu gut wusste. Er wurde immer rot im Gesicht, bevor er anfing zu brüllen. Aber ich ließ mich nicht einschüchtern.
    »Weil ich dachte, dass du es weißt«, erwiderte ich spitz.
    Papa starrte mich ein paar Sekunden an, dann stützte er seinen Kopf in die Hand und schob den Kaffee von sich weg.
    »Na super«, murmelte er. »Die Ratten verlassen das sinkende Schiff.«
    Ich wollte noch irgendetwas sagen, etwas Tröstendes, aber mir fiel nichts ein. Und dann kam Christian auch schon die Treppe heruntergepoltert.
    »Morgen«, sagte er und drängte sich an mir vorbei in die Küche. Er goss sich Kaffee ein und blickte zwischen Papa und mir hin und her. »Ist was passiert?«
    Ich antwortete nicht, weil ich mir vorgenommen hatte, mit diesem elenden Verräter so bald nicht wieder zu reden. Deshalb zuckte ich nur mit den Schultern, ging hinaus und zog mir Jacke und Schuhe an.
    Ich ließ Twix bei Opa und Oma in den Flur, holte mein Fahrrad und radelte zur Bushaltestelle, denn ich wollte den frühen Bus erwischen, der aus Hettenbach kam.
    Das Handy war wirklich eine grandiose Sache. Weder Christian noch sonst jemand konnte verhindern, dass Tim und ich uns SMS schrieben.
    Melike wartete schon frierend an der Bushaltestelle vor dem Rathaus, und im Bus, der eine Minute später anhielt, saß wie verabredet Tim.
    Meine Freundin kannte die ganze Geschichte ja zum größten Teil aus eigener Erfahrung, aber Tim lauschte mir ungläubig, als ich ihm nun von Lajos, dem Forsthaus und unserem Verdacht, es könnte sich um das Versteck der Pferdediebe handeln, erzählte. Seine Augen wurden immer größer, und als ich seinen Opa erwähnte, verfinsterte sich seine Miene. Natürlich sagte ich nichts von Melikes Verdacht, sein Vater könnte über seinen Opa die gestohlenen Pferde heimlich vertickt haben, immerhin hatte sich diese Annahme mittlerweile als unsinnig herausgestellt.
    »Ich glaube, das letzte Mal, dass ich meinen Opa gesehen habe, war auf meiner Taufe«, sagte Tim schließlich düster. »Und daran kann ich mich nicht mehr erinnern.«
    »Wieso das denn?«, fragte Melike erstaunt. »Ihr wohnt doch nur ein paar Kilometer auseinander.«
    »Mein Opa kann meinen Vater nicht leiden«, erklärte Tim und fügte hinzu: »Was ihn mir eigentlich sympathisch machen sollte.«
    »Das heißt, du kennst deinen Opa und deine Oma gar nicht?« Jetzt war es Melike, die ihre Augen aufriss.
    »Meine Oma ja«, entgegnete Tim. »Die kommt hin und wieder, wenn mein Vater nicht zu Hause

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