Elena - Ein Leben für Pferde
legte den Kopf schief. »Du warst neulich schon mal hier, nicht wahr? Mit einem anderen Mädchen auf einem weißen Pony, stimmt’s?«
»Ja.«
»Woher kennst du mich eigentlich?«, mischte sich Friedrich Gottschalk ein. »Du hast uns deinen Namen noch gar nicht verraten.«
»Ich heiße Elena. Elena-Marie Weiland.«
Der Waldschrat erstarrte und schaute mich ganz komisch an.
»Weiland?«, vergewisserte er sich. »Vom Amselhof in Steinau?«
»Dann bist du die kleine Enkelin vom Ludwig«, sagte Friedrich Gottschalk.
Ich nickte und bemerkte den raschen Blick, den Gottschalk und der Waldschrat wechselten.
»Wieso?«, fragte ich.
»Ach, nur so.« Der Waldschrat lächelte wieder.
»Allmählich wird mir so einiges klar. Dann verdankst du wohl auch den Besuch von der Polizei den beiden jungen Damen«, sagte Tims Opa zum Waldschrat. Nein, zu Lajos, verbesserte ich mich in Gedanken.
Peinlich, peinlich die ganze Geschichte! Hätte ich mich irgendwie in Luft auflösen können, dann hätte ich es spätestens jetzt getan, aber ich gestand alles und ließ eine langatmige, leicht verworrene Erklärung folgen.
»… und deshalb waren meine Freundin und ich sicher, dass Sie mit dem Waldschrat unter einer Decke stecken«, schloss ich schließlich.
»Mit wem?«, fragte Lajos irritiert nach.
»Äh, Entschuldigung«, murmelte ich und wurde knallrot. »Aber mit dem Bart … und weil Sie hier mitten im Wald wohnen …«
»Da hast du’s!« Friedrich Gottschalk lachte. »Du solltest dich wirklich mal wieder rasieren.« Er schien das alles rasend komisch zu finden, selbst den Polizeieinsatz.
Lajos sah allerdings eher traurig aus. »Auf jeden Fall habt ihr Mädchen Mumm«, sagte er. »Aber warum habt ihr die Polizei angerufen und nicht einfach euren Eltern Bescheid gesagt?«
»Weil die nicht wissen dürfen, dass wir allein in den Wald reiten«, gab ich zu und stand auf. »Ich muss jetzt auch nach Hause. Sonst krieg ich einen Riesenärger.«
»Es ist wohl das Beste, wenn dein Pferd heute Nacht hier bei Lajos bleibt«, sagte Friedrich Gottschalk und blickte auf seine Uhr. »Ich fahre dich zum Amselhof, bevor sich deine Eltern Sorgen machen.«
Erst da fiel mir wieder ein, dass meine Vorsicht unnötig war. Mama war ganz sicher noch nicht zu Hause, mittwochs wurde es bei ihr immer später, und Papa war mit Christian unterwegs. Wahrscheinlich hatte überhaupt noch niemand gemerkt, dass ich nicht daheim war.
»Nein, nein«, lehnte ich ab. »Ich kann schon wieder reiten.«
»Aber es ist bereits dunkel«, wandte Lajos besorgt ein. »Lass doch dein Pferd bei mir im Stall und hol es morgen ab.«
Unmöglich. Wie sollte ich erklären, dass Fritzi nicht in seiner Box stand?
Ich quetschte meinen Fuß wieder in den Schuh und schnallte mir den Chap um die Wade. Nachdem ich Friedrich Gottschalk das Versprechen abgenommen hatte, meinem Opa kein Sterbenswörtchen zu verraten, ging Lajos mit mir in den Stall. Fritzi wieherte fröhlich, als er mich kommen sah.
Lajos sah mir zu, wie ich trenste und sattelte, und als ich aufsitzen wollte, hielt er mein Pferd, das sich normalerweise von keinem Fremden anfassen ließ, am Zügel fest.
»Sind Sie ein Zauberer?«, fragte ich Lajos überrascht.
Da lächelte er. »Das nicht. Aber ich kann ganz gut mit Pferden«, sagte er. »Besser als mit den meisten Menschen auf jeden Fall. Wenn du magst, kannst du mich mal mit deiner Freundin besuchen. Tagsüber.«
Er zwinkerte mir zu, und ich fragte mich, wie ich vor ihm hatte Angst haben können.
»Ja, gern«, erwiderte ich. »Und danke, dass Sie nicht sauer sind.«
»Ist schon okay. Jetzt reite los. Sei vorsichtig!«
24. Kapitel
Mein Wecker klingelte wie jeden Morgen um Viertel vor sechs. Ich machte ihn aus, knipste das Licht an und tastete nach meinem Handy. Es war eine neue Gewohnheit, morgens nach eingegangenen Nachrichten zu gucken, und tatsächlich hatte ich eine SMS bekommen. Von Tim! Mein Herz machte einen Satz.
Seid ihr gut nach Hause gekommen? , schrieb er. Heute Mittag sind Leute aus eurem Stall hier eingezogen. Die Freundin von Ariane und noch zwei andere.
Laura und die Kaisers! Das war eigentlich zu erwarten gewesen, immerhin waren Laura, Ariane und Lisa-Sophie Kaiser die dicksten Freundinnen. Wenn Papa davon erfuhr, würde er sich vor Wut zerreißen wie Rumpelstilzchen.
Ich sprang aus dem Bett und lief ins Bad. Gestern Abend war ich gleich auf mein Zimmer gegangen und hatte fast eine Stunde mit Melike telefoniert, um ihr die unglaubliche
Weitere Kostenlose Bücher