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Elena - Ein Leben für Pferde

Elena - Ein Leben für Pferde

Titel: Elena - Ein Leben für Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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war so an das Forsthaus gekommen.
    »Haben Sie keine Frau?«, bohrte Melike weiter, aber diese Frage schien Lajos dann doch zu weit zu gehen.
    »Du lässt mir gar keine Geheimnisse«, erwiderte er und grinste. Sein Blick wanderte zu Fritzi, der in einer der Boxen stand und Heu knabberte.
    »Dein Fritzi ist übrigens ein sehr schönes Pferd, Elena. Warum hat er Probleme mit Männern? Hat er schlechte Erfahrungen gemacht?«
    »Allerdings.« Jetzt war ich an der Reihe und schilderte Lajos in Kurzfassung Fritzis Lebens- und Leidensgeschichte.
    »Elena hat Fritzi geheilt«, behauptete Melike. »Und Twix auch.«
    Der Hund öffnete ein Auge, als er seinen Namen hörte.
    »Er war schlimm verletzt, als Elena und ich ihn gefunden haben.« Melike senkte die Stimme. »Elena kann nämlich was mit ihren Händen machen, und dann verheilen Wunden schneller und so. Und sie spürt, wo es einem Pferd wehtut.«
    »Quatsch«, widersprach ich und merkte, wie ich rot wurde.
    Aber Lajos sah mich interessiert an. »Stimmt das?«, fragte er.
    »Na ja …« Ich blitzte Melike wütend an, aber sie grinste nur. »Ich … ich weiß auch nicht. Aber wenn ich eine Stelle berühre, an der ein Pferd oder ein Hund Schmerzen hat, dann … dann spüre ich das irgendwie in meinen Händen. Das ist wie ein Prickeln, ein bisschen wie ein … Stromstoß. Das erste Mal habe ich es damals bemerkt, als ich Fritzi gepflegt habe.«
    Lajos saß uns gegenüber und blickte mich unverwandt aus seinen dunklen Augen an. Plötzlich zeigte er auf Melikes Jasper. »Zeig mir doch mal die Stelle, an der er ein Problem hat«, forderte er mich auf.
    Melike und ich wechselten einen erstaunten Blick. Woher konnte Lajos wissen, dass Jasper seit Wochen nicht klar lief und immer wieder lahmte? Drei verschiedene Tierärzte hatten schon an ihm herumgedoktert, allerdings ohne nennenswerten Erfolg.
    »Na los«, ermutigte Lajos mich.
    Ich stand also auf, ging zu Jasper in die Box und ließ meine Hände zuerst über seine Beine gleiten. Lajos hatte sich erhoben, lehnte in der offenen Boxentür und sah mir neugierig zu. Mir fiel ein, dass Friedrich Gottschalk gestern behauptet hatte, Lajos habe goldene Hände und sei besser als jeder Schulmediziner. Mir war das Ganze total peinlich, ich kam mir vor wie eine Hochstaplerin. Aber dann schloss ich die Augen und konzentrierte mich. Im Stall war es auf einmal so still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. An Jaspers Beinen und Hufen spürte ich nichts, aber an seiner Flanke war etwas, ein leichtes Vibrieren. Als ich meine Hände über seine Kruppe gleiten ließ, zuckte ich unvermittelt zusammen. Ich schlug die Augen auf und blickte Lajos an.
    »Da habe ich etwas gespürt«, flüsterte ich.
    Er schüttelte leicht den Kopf und ich zweifelte sofort an mir, aber dann breitete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus.
    »Das ist ja unglaublich«, sagte er. »Der arme Bursche hat eine Blockade am Kreuzdarmbein – oder Iliosacralgelenk, wie es medizinisch korrekt heißt.«
    »Woher können Sie das wissen?«, staunte Melike. »Wir haben ihn drei Mal röntgen lassen, ohne dass etwas dabei herausgekommen ist.«
    »Ich habe schon gehört, dass er lahmt, als ihr auf den Hof geritten seid«, erwiderte Lajos bescheiden. »Und den Rest habe ich dann gesehen. Wenn du erlaubst, renke ich ihn ein. Geh an seinen Kopf und halte ihn fest.«
    Melike tat, wie ihr befohlen, und dann sahen wir staunend zu, wie Lajos Jaspers Hinterbein ergriff, es erst sanft nach vorn und dann zur Seite zog. Jasper war die Sache nicht ganz geheuer und er wollte das Bein wegziehen, aber in dem Moment zog Lajos einmal energisch, es knackste vernehmlich.
    »Ups!«, machte Melike erschrocken und Jasper schien dasselbe zu denken. Er blickte sich verwundert zu uns um.
    »Die Blockade ist jetzt gelöst«, erklärte Lajos uns. »Aber du musst dein Pferd in den nächsten Wochen und Monaten anders bewegen, um die Muskeln und Bänder richtig zu trainieren. Außerdem musst du ihn warm halten. Wenn du mit ihm bei dieser Kälte ins Gelände reitest, solltest du ihm unbedingt eine Nierendecke überlegen.«
    Er stellte einen richtigen Trainingsplan für Jasper auf, und das erste Mal, seitdem ich Melike kannte, erlebte ich sie sprachlos.
    Als wir eine Stunde später zurück zum Amselhof ritten, redete sie dafür ohne Unterbrechung. Lajos hatte sie tief beeindruckt und ihre Schwärmerei für meinen Bruder war damit erledigt. Ihr neuer Stern hieß Lajos Kertészy.
    Ich stellte fest,

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