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Elena - Ein Leben für Pferde

Elena - Ein Leben für Pferde

Titel: Elena - Ein Leben für Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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dass der Nachmittag vergangen war, ohne dass ich an Tim gedacht oder mein Handy überprüft hatte. Er hatte sich nicht gemeldet.
    »Lajos Kertészy«, sagte Melike. »Ich werde zu Hause gleich seinen Namen googeln. Der Typ ist spitze. Und wir dachten …«
    Ich hörte ihr nicht mehr zu. Der Stachel der Eifersucht wühlte in meinem Herzen und hinterließ dort einen so unbeschreiblichen, grenzenlosen Kummer, dass es mir für einen Moment den Atem raubte. Ob Tim wohl gerade Ariane Unterricht gab? Oder mit ihr und Laura im Reiterstübchen auf dem Sonnenhof saß? Ich musste schlucken. Gestern hatte er mich noch umarmt, aber heute Morgen im Bus war er plötzlich ganz fremd gewesen. Was sollte ich machen, wenn er sich überhaupt nicht mehr bei mir meldete? Ich wollte mich nicht aufdrängen, aber wenn er bis heute Abend nicht geschrieben hatte, dann würde ich ihm simsen. Egal, was er von mir denken mochte.

26. Kapitel
     
    Am nächsten Morgen fuhr ich wieder mit dem frühen Bus, in der Hoffnung, Tim zu sehen, aber er war nicht im Bus. Ich wartete im strömenden Regen vor dem Schultor – vergeblich. Um zwei vor acht musste ich rennen, um nicht zu spät zu Deutsch zu kommen. Der Platz von Ariane in der Reihe vor mir war leer.
    In der Pause suchte ich den ganzen Schulhof nach Tim ab und Melike fragte einen seiner Klassenkameraden, der ihr sagte, Tim sei heute nicht in die Schule gekommen. Diese Nachricht erschütterte mich. War etwas passiert? Hatte er womöglich einen Unfall gehabt? Und warum war auch Ariane nicht in der Schule?
    Im Unterricht kriegte ich nichts mit, der Vormittag verging quälend langsam. In der vierten Stunde hielt ich es nicht länger aus und sagte meiner Geschichtslehrerin, ich hätte üble Bauchschmerzen.
    »Du siehst auch blass aus«, sagte sie besorgt. »Willst du ins Krankenzimmer gehen?«
    »Nein, ich ruf lieber meine Mutter an und bitte sie, mich abzuholen.«
    »In Ordnung. Dann gute Besserung.«
    Ich nahm meinen Rucksack und meine Jacke, verließ das Schulgebäude und überquerte den menschenleeren Schulhof. Natürlich rief ich nicht bei Mama an, sondern schleppte mich mit bleischweren Füßen zum Busbahnhof. Mittlerweile fühlte ich mich wirklich krank. Ich hatte das Gefühl, als ob mit jedem Schritt die Tränen in meinem Innern nach oben schwappten, jeden Moment hätten sie meine Augen erreicht und würden mir übers Gesicht laufen.
    Mit zittrigen Fingern tippte ich Tims Nummer ein und wartete herzklopfend darauf, dass er sich meldete. Aber sein Handy war aus. Ich kämpfte gegen die Tränen. Tim meldete sich nicht und war auch nicht in der Schule. Ariane war nicht in der Schule. Waren sie vielleicht zusammen aufs Turnier gefahren? Tim bekam wie Christian gelegentlich frei, wenn ein Turnier schon am Freitag begann. Aber er hatte mir nichts davon gesagt, und das hätte er doch getan, denn Freitag war eigentlich unser Trainingstag!
    Am Busbahnhof stieg ich in den nächsten Bus, der nach Steinau fuhr. Eine Viertelstunde später stand ich vor dem Rathaus und überlegte, was ich machen sollte. Wenn ich jetzt nach Hause fuhr, musste ich mir lauter blöde Fragen anhören. Aber ich hatte auch keine Lust, anderthalb Stunden in der Kälte herumzusitzen und zu riskieren, von irgendwem zufällig gesehen zu werden. Da fiel mir Lajos ein. Ich schloss mein Fahrrad auf und radelte los.
     
    Er war gerade damit beschäftigt, hinten im Hof Holz zu hacken, und blickte überrascht auf, als ich mit dem Fahrrad um die Ecke bog.
    »Elena! Was machst du denn hier?« Er ließ die Axt sinken und fuhr sich mit dem Arm über die Stirn. »Hast du nicht eigentlich Schule?«
    »Mir ging’s nicht gut«, erwiderte ich und lehnte mein Fahrrad an die Hauswand. »Kann ich Ihnen was helfen?«
    Halb erwartete ich einen moralischen Vortrag, wie Erwachsene sie gern halten, aber er sagte nur: »Klar. Kannst du die Holzscheite in den Korb packen? Gleich regnet’s sicher wieder und ich brauche das Holz für den Ofen.«
    Er hatte schon eine ziemliche Menge Holz gehackt und ich machte mich an die Arbeit. Dann half ich ihm, die Körbe auf die Veranda zu schleppen, wo er das Holz unter dem Vordach aufschichtete.
    »So«, sagte er nach einer Weile und betrachtete zufrieden den ansehnlichen Stapel, »das reicht erst mal. Jetzt haben wir eine Pause verdient. Ich habe eben frisches Brot gebacken, vielleicht magst du es mal probieren?«
    Ich nickte stumm und folgte ihm ins Haus. Auf dem Tisch, auf dem neulich Friedrich Gottschalk gelegen

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