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Elena - Ein Leben für Pferde

Elena - Ein Leben für Pferde

Titel: Elena - Ein Leben für Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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hatte, stand ein aufgeklapptes Notebook, daneben stapelten sich Bücher, Zeitschriften und Berge von Papier.
    »Setz dich doch.« Lajos hängte seine Jacke an die Garderobe neben der Tür. »Was magst du trinken? Cola? Wasser?«
    »Eine Cola wäre prima.«
    Ich setzte mich an den Tisch und schaute die Bücher und Zeitschriften an. Zu meiner Überraschung waren sie alle auf Englisch. American Journal of Veterinary Research , las ich. Equine Veterinary Journal, Osteopathy for horses – Fundamental and practical aspects.
    Lajos kam mit zwei Gläsern Cola und einem Teller herein. Er schob mit dem Ellbogen einen Stapel Bücher zur Seite, stellte Gläser und Teller ab und setzte sich mir gegenüber an den Tisch.
    »Zum Wohl!«, sagte er und lächelte. »Danke für deine Hilfe.«
    »Kein Problem«, erwiderte ich und trank einen Schluck. Das Brot, das er dick mit Butter bestrichen hatte, duftete verführerisch und mein Magen knurrte. Ich nahm also eine Scheibe und biss hinein. Es schmeckte köstlich, viel besser als das Brot vom Bäcker in Steinau.
    Eine Weile war es ganz still. Irgendwo tickte eine Uhr, ein Holzbalken knarrte. Lajos betrachtete mich.
    »Möchtest du drüber reden?«, fragte er.
    Ich starrte ihn verblüfft an. War er etwa auch noch ein Hellseher?
    »Nein«, beeilte ich mich zu sagen. Bloß nicht! Was sollte ich ihm auch sagen? Ich treffe mich heimlich mit dem Todfeind meiner Familie und jetzt meldet er sich nicht mehr? Albern.
    »Na gut.« Er ließ mich nicht aus den Augen, stellte sein Glas ab und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. »Vor ein paar Jahren habe ich in Amerika einen indianischen Medizinmann kennengelernt. Der konnte dasselbe, was du kannst.«
    »Was?« Ich lief rot an. Wollte er mich auf den Arm nehmen? Was konnte ich denn schon?
    »Er konnte mit seinen Händen die Stellen erfühlen, an denen Menschen oder Tiere Schmerzen oder Blockaden hatten«, fuhr Lajos fort. »Das ist auf den ersten Blick nicht so ungewöhnlich. Es gibt viele Osteopathen und Chiropraktiker, die das können. Eigentlich ist es sogar Voraussetzung dafür, dass man Tiere oder Menschen richtig behandeln kann. Ungewöhnlich war allerdings, dass er auch Krankheiten erfühlen konnte, von denen man vorher nichts wusste. Ich war selbst dabei, als er bei einer Frau einen Tumor erspürt hat. Und er reagierte so ähnlich wie du gestern – er zuckte zusammen, als ob er einen Stromschlag bekommen hätte.«
    Ich starrte Lajos kauend an. Das Brot schmeckte super, ich konnte nicht widerstehen und nahm eine zweite Scheibe.
    »Ich zum Beispiel«, sagte er dann, »kann das nicht fühlen. Ich habe viel Erfahrung im Behandeln von Pferden. In den USA habe ich eine Ausbildung zum Pferdeosteopathen gemacht und vorher hatte ich ja schon Tiermedizin studiert. Ich weiß, auf was es ankommt und wie ich es behandeln kann. Was weißt du über Osteopathie und Chiropraktik?«
    »Nichts«, gab ich mit vollem Mund zu.
    »Also«, Lajos richtete sich auf und räusperte sich, »die Tradition des Heilens mit den Händen ist uralt. Es gibt sanfte Anwendungen, wie eine Massage zum Beispiel, es gibt aber auch ziemlich derbe Praktiken wie das Einrenken. Vielleicht hast du schon mal den Ausdruck ›Knochenbrecher‹ gehört? Na ja. Sehr lange bestand der Hauptunterschied darin, dass die Chiropraktiker sich eher mit dem direkten Mobilisieren und Manipulieren der Gelenke beschäftigten und die Osteopathen mehr mit dem indirekten Mobilisieren der Gelenke über die Muskeln und Bänder. Verstehst du das?«
    Ich hatte ihm aufmerksam zugehört und nickte.
    »Wie bei allem im Leben gibt es Menschen, die begabt sind, und solche, die es nicht sind«, sagte Lajos. »Ich habe schon ziemlich früh erkannt, dass ich eine Begabung für diese Art der Behandlung habe. Und gerade wenn die Schulmedizin am Ende ihrer Möglichkeiten ist, suchen die Leute nach einer Alternative. In den letzten Jahren habe ich mich intensiv mit diesem Thema beschäftigt und habe mich fortgebildet. Ich habe sogar ein paar Bücher darüber geschrieben.«
    Er grinste und tippte auf eines, das direkt neben dem Notebook lag.
    »Immer wieder bin ich Menschen mit außergewöhnlichen Begabungen begegnet und habe versucht, von ihnen zu lernen, um ihre Techniken, ihre Methoden zu begreifen. Mittlerweile bin ich selbst ein Spezialist auf diesem Gebiet geworden. Ein Tierarzt betrachtet ein Problem meistens nur aus einem einzigen Blickwinkel, ich versuche aber, ein krankes Pferd als Ganzes zu sehen und es

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