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Elena – Ein Leben fuer Pferde

Elena – Ein Leben fuer Pferde

Titel: Elena – Ein Leben fuer Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Dazu hatte ich keine Kraft mehr.
    Ich hörte unten im Haus das Telefon klingeln, aber ich schaffte es nicht, aufzustehen. Es interessierte mich auch nicht. Irgendwann schlief ich ein und wachte erst auf, als Twix an der Tür kratzte, um hinausgelassen zu werden. Verwirrt blickte ich mich in meinem Zimmer um. Nur durch eine Ritze der Rollläden fiel etwas Licht, aber ich hatte völlig das Zeitgefühl verloren und wusste nicht, wie spät es war.
    Plötzlich ging die Tür auf und meine Mutter erschien im Türrahmen.
    »Elena!«, sagte sie. »Hier bist du! Was ist denn passiert?«
    Großer Gott, was sollte ich ihr sagen?
    »Deine Lehrerin hat eben angerufen und gesagt, du seist vom Sportplatz verschwunden, ohne dich abzumelden.«
    »Ich hatte so Bauchweh«, flüsterte ich.
    Mama ging zum Fenster und zog gnadenlos die Rollläden hoch. Grelles Sonnenlicht flutete ins Zimmer, ich presste die Augen zusammen.
    »Du kannst doch nicht einfach aus der Schule weglaufen.« Mama klang ziemlich sauer. »Was sind denn das für Manieren? Du bekommst einen Verweis, weil du unerlaubt das Schulgelände verlassen hast!«
    Das war mir so was von egal. Sie hätten mich auch von der Schule werfen können, es hätte mich nicht gejuckt. Die Welt ging unter, mein Herz zerbrach in tausend Stücke, und Mama regte sich auf, weil ich diese dämlichen Bundesjugendspiele verpasst hatte!
    »Was ist denn los, Elena?«, bohrte Mama weiter. »Du bist schon seit ein paar Tagen komisch. Hast du wirklich nur Bauchweh?«
    Ich nickte und zog die Nase hoch. Bauchweh. Kopfweh. Herzweh. Mama stellte noch ein paar Fragen, auf die ich aber keine wirklichen Antworten gab. Für einen Moment überlegte ich, wie sie wohl reagieren würde, wenn ich ihr die Wahrheit ins Gesicht sagte. Mama, ich liebe Tim Jungblut und er liebt mich. Wir haben uns sogar schon geküsst und er hat mir eine goldene Kette mit einem Medaillon geschenkt. Es macht mich total fertig, dass ich ihn nur heimlich treffen kann .
    »Unten steht übrigens ein Päckchen für dich«, sagte sie schließlich, als keine Antwort mehr von mir kam. »Frau Adelmann hat es mir vorhin gegeben.«
    Wahrscheinlich war es eine Tafel Schokolade, weil ihr blöder Gaul mein Handy zertrampelt hatte. Mama seufzte, ging hinaus und machte die Tür wieder hinter sich zu. Twix sprang zurück ins Bett.
    »Musst du nicht mal Pipi machen?«, fragte ich meinen Hund und kraulte seine seidigen Öhrchen. Er blickte mich aus seinen feuchten haselnussbraunen Augen sanft an und fuhr mir mit der Zunge übers Gesicht. Ich lass dich doch jetzt nicht allein, schien er damit sagen zu wollen. Ich zog ihn dankbar in meine Arme und er kuschelte sich mit einem zufriedenen Knurren dicht an mich.
     
    Auch Papa machte abends beim Abendbrot aus dem angedrohten Verweis eine halbe Staatsaffäre. Zu Christians zerschlagener Visage sagte er dagegen nicht viel. Mein Bruder würde mindestens auch einen Eintrag kriegen, aber da wurde mit zweierlei Maß gemessen: Jungs prügeln sich eben mal. Punkt. Es war so ungerecht! Insgeheim vermutete ich, dass Papa sich sogar freute, weil Christian dem Sohn seines Todfeindes ordentlich eine verpasst hatte. Ich hörte mir stumm die Vorwürfe an und knabberte lustlos an einem Brot herum. Irgendwie musste ich Melike noch erreichen.
    Nach dem Abendbrot ging ich mit Twix hinaus und schleppte mich hinüber in den Stall. Fritzi war nicht mehr richtig mein Pferd, seitdem Papa ihn regelmäßig trainierte, und an Quintano durfte ich mein Herz erst gar nicht hängen, denn er gehörte Herrn Nötzli und würde eines Tages verkauft werden. Und auch Sirius war, seitdem ihn die kleine Lisa regelmäßig in der Reitstunde ritt, nicht mehr allein mein Pony. Ich hatte nichts und jetzt nicht mal mehr einen Freund. Denn der fuhr auf Ariane ab! Schon der Gedanke daran trieb mir wieder die Tränen in die Augen.
    Ich ließ mich auf den Heuballen vor Fritzis Box sinken und vergrub mein Gesicht in den Händen. Die vertrauten Geräusche der Pferde, die ihr Heu mahlten, in ihren Boxen raschelten und hin und wieder schnaubten, beruhigten mich ein wenig. Vielleicht sollte ich noch einmal eine Runde mit Sirius ins Gelände reiten, um den Kopf freizubekommen. Ich musste wieder klar denken. Es konnte nicht sein, dass ich immer und immer wieder über Tim und Ariane nachgrübelte!
    Die Tür der Sattelkammer ging auf und Liam kam heraus. Er hatte sein Telefon am Ohr und blieb erschrocken stehen, als er mich sah. Ich zuckte ebenfalls zusammen, weil ich

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