Elena – Ein Leben fuer Pferde
übrigens mein großer Bruder Fabian, er kriegt leider nur schwer die Zähne auseinander.« Sie kicherte und zwinkerte mir zu, und ich mochte sie auf Anhieb.
Ich schaute mir noch Saskias Pferde an, Carino und White Face, dann musste sie hinter ihrer Mutter und ihrem Bruder herrennen, die mit Papa schon den Stall verlassen hatten.
»Jetzt müssen wir daheim Kisten auspacken.« Sie rollte die Augen in gespielter Verzweiflung. »Die Umzugswagen müssten mittlerweile da sein. Ich hoffe, wir bleiben hier mal eine Weile. In den letzten Jahren sind wir sechs Mal umgezogen.«
»Echt? Wieso das denn?« Ich staunte. Seitdem ich denken konnte, lebte ich auf dem Amselhof, und konnte mir nicht vorstellen, ständig den Wohnort zu wechseln.
»Liegt am Job von meinem Dad.« Kiki zuckte mit den Schultern und verzog das Gesicht. »Sehen wir uns morgen?«
»Klar«, erwiderte ich. »Ich wohn ja hier.«
»Dann bis morgen!« Sie winkte mir und hüpfte davon wie ein Kobold.
Ich winkte auch, dann trabte ich hinüber zum Haus und rannte hoch in mein Zimmer.
Die Rettet Tim vor Bauerntrampel Elena -Gruppe hatte mittlerweile 136 Mitglieder, und ich konnte Kommentare über mich lesen, über die ich gelacht hätte, wäre es nicht so traurig gewesen. Diese ganzen Leute kannten mich überhaupt nicht und schrieben trotzdem das übelste Zeug über mich. Unglaublich!
Ich fühlte mich klebrig und verschwitzt, deshalb duschte ich und zog mir frische Klamotten an. Draußen war es drückend schwül geworden, ein Gewitter lag in der Luft. Mama bat mich, ihr mit dem Tischdecken auf der Terrasse zu helfen. Wir hätten uns auch drüben in den Garten der Gaststätte setzen und uns von Omas Kellnerin bedienen lassen können, aber Mama war sehr stolz auf ihre Terrasse, und das mit Recht.
Stani und Heinrich hatten erst vor ein paar Wochen die hässlichen Waschbetonplatten herausgerissen, die ganze Terrasse um das Doppelte vergrößert und Terrakottaplatten verlegt, dazu hatten sie eine neue Pergola gezimmert und die knorrigen Stämme und Äste der Glyzinie vorsichtig von den morschen alten Balken auf die neuen gebunden. Jetzt blühte die Glyzinie wie ein prächtiger violetter Wasserfall, ringsum standen Hortensien und Geranien in Kübeln. Durch eine Mauer vor Wind und Wetter geschützt war es ein kleines Paradies, und mit den gemütlichen dunklen Polyrattanmöbeln, die Mama im Internet günstig ersteigert hatte, hätte es auch in der Toskana nicht schöner sein können.
»Melike kann übrigens doch nicht«, sagte ich und wollte einen Teller zurückstellen.
»Frau Adelmann und ihre Tochter essen mit«, antwortete Mama.
Mir fiel ein, dass ich mich noch gar nicht für das Handy bedankt hatte. Das musste ich unbedingt sofort nachholen, am besten so unauffällig, dass Mama es nicht mitbekam.
Der Tisch war schnell gedeckt. Papa zündete den Holzkohlegrill an, dann verschwand auch er im Badezimmer. Mama schnippelte die Zutaten für einen Nudelsalat klein und ich half ihr dabei. Dann machte ich noch einen Gurkensalat, den ich selbst besonders gern aß.
Mein stumm geschaltetes Handy vibrierte. Ich lief unter einem Vorwand nach oben und machte die Tür hinter mir zu.
»Und?«, fragte ich aufgeregt. »Wie lief es?«
»Melike wird mir unheimlich.« Tims Stimme klang belustigt. »Es lief haargenau so, wie sie es vorausgesagt hatte. Ariane war nach meiner Schaueinlage fast so weit, dass sie geheult hätte. Sie wär das nicht gewesen, hat sie beteuert, so was würde sie mir nie und nimmer antun, aber sie würde denjenigen kennen, der das Foto eingestellt und die Gruppe gegründet hätte.«
»Mensch, das ist ja super«, sagte ich erleichtert. »Löscht sie das heute noch?«
»Davon gehe ich aus, so verzweifelt, wie ich getan habe.« Tim lachte leise. »An mir ist ein Schauspieler verloren gegangen.«
Meine Mutter rief von unten.
»Ich muss runter zum Essen«, sagte ich zu Tim. »Jetzt bin ich mal gespannt, was sich Melike ausdenkt.«
»Ich auch. Halt mich auf dem Laufenden, okay?«
»Logisch. Mach’s gut. Hab dich lieb!«
»Ich dich noch mehr!«
Ich schaute noch mal kurz bei SchülerVZ rein. Die Gruppe existierte noch. Aber Ariane war ja auch noch im Stall. Die würde ihr blaues Wunder erleben!
14. Kapitel
Christian war Feuer und Flamme für Ilona Adelmann, genau, wie ich es erwartet hatte. Er hing den ganzen Abend an ihren Lippen, während sie von ihren Dressurpferden, der Schule in Frankfurt und anderem öden Kram erzählte. Sie fand es toll
Weitere Kostenlose Bücher