Elena – Ein Leben fuer Pferde
am See zu treffen.
Ich hatte gerade geduscht und mich für die Discoparty in der Reithalle umgezogen, als seine SMS kam, die mir die Stimmung verdarb.
Muss leider mit meinen Alten weg zum Essen.
Melde mich später! Sorry!
»Verdammt«, murmelte ich und hatte schlagartig auch keine Lust mehr auf die Party. Mit hängendem Kopf folgte ich meinen Eltern, Liam und Christian, schaufelte lustlos das Essen in mich hinein und wünschte mich ins Bett. Ariane und ihre Eltern waren auch nicht da. Wahrscheinlich waren sie mit Jungbluts gemeinsam weggefahren. Papa und Mama hatten keine große Lust auf Disco und setzten sich mit befreundeten Reiterkollegen draußen in den Biergarten.
Ich schlenderte zum Stallzelt. Melike hatte mir gesimst, dass es in der Türkei entsetzlich sei, heiß und langweilig. Glücklicherweise sei ihre Mutter krank geworden, deshalb habe man beschlossen, morgen nach Deutschland zurückzufliegen.
Fritzi wieherte leise, als er meine Schritte hörte. Ich öffnete die Tür seiner Box und setzte mich in eine Ecke in die weichen Sägespäne. Er streckte mir seine Nase hin, ließ sich eine Weile beschmusen, aber dann wandte er sich wieder seinem Heu zu. Ich spürte, wie die Schläfrigkeit durch meinen Körper kroch. Draußen wurde es dunkel, ich konnte nur noch Fritzis Umrisse erkennen. Er schnaubte leise, drehte sich zweimal um sich selbst, knickte erst die Vorderbeine und dann die Hinterbeine ein und ließ sich mit einem tiefen Seufzer ebenfalls in die Späne sinken. Ich schloss die Augen. Meine Gedanken wanderten zu Tim, kreisten um Liam und den Schlüsselbund, bis zu diesem mysteriösen Holländer. Vielleicht gab es für alles eine ganz einfache Erklärung. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Liam heimlich etwas tat, von dem Papa und wir nichts mitbekommen sollten …
Plötzlich schreckte ich hoch. Ich musste eine ganze Weile geschlafen haben, denn im Stallzelt war es stockfinster. Papa und Mama würden mich sicherlich schon suchen. Ich streckte meine Beine aus und wollte gerade aufstehen, als ich leise Schritte hörte.
Fritzi, der längst wieder aufgestanden war, lauschte aufmerksam in die Dunkelheit und hörte auf zu kauen. Ich konnte den großen keilförmigen Stern auf seiner Stirn schwach leuchten sehen. Die Schritte verstummten direkt vor Fritzis Box. Ich presste mich dicht gegen die dünne Boxenwand und hielt den Atem an. Wer mochte das sein? Jemand, der noch einmal nach seinen Pferden sehen wollte, brauchte doch nur den Lichtschalter zu drehen und musste nicht im Dunkeln herumschleichen. Es war niemand, den Fritzi kannte, denn dann hätte er leise gegrummelt und wäre nicht so angespannt.
Die Sekunden verstrichen, wurden zu Minuten. In dem Moment erklangen Stimmen, die näher kamen.
»… ist sicher bei Fritzi in der Box«, erkannte ich Christians Stimme. Die Neonröhre an der Decke flackerte und flammte auf. Wenig später standen Papa, Christian und Ilona Adelmann vor der Box. Fritzi entspannte sich und schnaubte.
»Elena, da bist du ja!« Papa öffnete die Boxentür. »Wir haben uns schon Sorgen gemacht. Warum hast du dein Handy nicht dabei?«
»Hab ich ja.« Ich blinzelte ins Licht. »Ich hatte es nur leise gestellt. Und dann bin ich eingeschlafen.«
Christian tauschte einen spöttischen Blick mit Ilona. Kleine Mädchen und ihre Pferde – albern!
»Wir gehen noch mal rüber auf die Party«, sagte er. »Die Prinzessin ist ja wieder aufgetaucht.«
»Viel Spaß noch euch beiden«, wünschte Papa.
Ich kam taumelnd auf die Beine und klopfte mir die Späne von den Kleidern.
»Papa«, sagte ich, »hier war eben jemand an der Box von Fritzi. Ich bin aufgewacht, weil ich Schritte gehört habe. Er stand eine ganze Weile da und hat Fritzi angestarrt.«
»Es war doch stockdunkel«, erwiderte Papa überrascht. »Bist du dir sicher?«
»Ja.« Ich nickte. »Ich habe ihn atmen gehört. Und Fritzi war ganz angespannt. Der Fremde ist erst abgehauen, als ihr das Licht angemacht habt.«
Papa dachte wohl ebenfalls an die Pferdediebstähle, die natürlich auch auf dem Turnier überall Gesprächsthema waren.
Wir schauten noch nach den anderen Pferden, füllten bei Cornado und Qantas die Wassereimer nach.
»Komm«, sagte er und legte mir einen Arm um die Schultern, »wir suchen den Stallmeister und sagen ihm Bescheid, damit er ab und zu mal nach dem Rechten sieht.«
16. Kapitel
Am Samstag hatten Quintano und ich einen Fehler kassiert, aber in der Rangfolge lagen wir auf Platz sechs,
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