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Elena – Ein Leben fuer Pferde

Elena – Ein Leben fuer Pferde

Titel: Elena – Ein Leben fuer Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Sattelschränke hin und her gerollt, Pferde verladen.
    Mama hängte schon den Wohnwagen an den Jeep. Ich flocht die Mähnen der Pferde, die nicht mehr gehen mussten, aus. Nur Calvador, Cornado und Mister Magic würden gleich im Großen Preis starten, für den sich die besten dreißig Reiter aus den vorangegangenen Wertungsprüfungen qualifiziert hatten.
    Christian war allerbester Laune. Fröhlich pfeifend rollte er den Sattelschrank des kleinen Lkws aus dem Stallzelt; die Ohrstöpsel seines iPod in den Ohren hörte er dröhnend laut Billy Talent.
    Ich belud die Schubkarre mit dem übrigen Heu und den Futtereimern und sah den riesigen dunkelblauen Lkw, der rückwärts an das benachbarte Stallzelt heranfuhr. Und ich sah meinen Bruder, der nichts zu bemerken schien.
    »Christian!«, schrie ich. Er reagierte nicht, ging weiter, während der tonnenschwere Laster direkt auf ihn zurollte. Ich ließ alles fallen und rannte los, aber Christian war zu weit entfernt, ich würde ihn nicht mehr rechtzeitig erreichen.
    Papa hörte mich schreien und kam aus dem Stallzelt, gefolgt von Mama. Sie erkannten die Gefahr, begannen ebenfalls zu laufen und zu schreien. Der Lkw-Fahrer hörte und sah nichts. Christian befand sich schräg hinter seinem Fahrzeug im toten Winkel, er konnte ihn nicht sehen. Ich verspürte nichts als kalte, nackte Panik! Sooft ich meinen großen Bruder auch schon verflucht hatte, er war doch mein Bruder und ich hing an ihm. Wenn nicht noch ein Wunder geschah, würde er in drei Sekunden von dem Lastwagen zerquetscht werden.
    Andere Leute wurden auf die lebensgefährliche Situation aufmerksam, standen fassungslos da oder begannen auch zu laufen.
    Tim tauchte genau im richtigen Moment auf. Ich hatte ihn vorher gar nicht bemerkt, sah in Zeitlupe, wie er losspurtete, als er die Gefahr erkannte. In der allerletzten Sekunde hatte er Christian erreicht, warf sich gegen ihn und riss ihn mit sich zu Boden.
    Der dunkelblaue Lkw zerquetschte den Sattelschrank mit einem hässlichen metallischen Knirschen. Tim und Christian waren außerhalb meines Blickfelds. Leute schrien durcheinander, rannten. Ich hörte Mama schreien, der Lkw-Fahrer stoppte irritiert. Ich schlug mir die Hände vors Gesicht, wollte nicht sehen, was passiert war.
    »Fahr ein Stück vor, du Idiot!«, brüllte Papa den Mann in dem blauen Lastwagen an.
    Das riesige Fahrzeug machte einen Satz nach vorn und kam zum Stehen. Papa war schreckensbleich im Gesicht, Mama presste entsetzt die Hände vor den Mund. Ich ging langsam näher, meine Beine waren weich wie Gummi. Zig Leute drängten sich um den Sattelschrank, der nur noch Schrott war. Ich schob mich durch die Menge, gefasst auf das Allerschlimmste. Und dann – Erleichterung! Tim stand gerade auf, Christian lag noch am Boden und blickte sich verwirrt um.
    Papa war schon bei ihm, riss ihm die Ohrstöpsel aus den Ohren und versetzte ihm eine Ohrfeige. Dann umarmte er ihn.
    »Du hättest tot sein können!«, sagte er mit zittriger Stimme. »Warum musst du auch dauernd laute Musik hören?«
    Christian hatte noch immer nicht kapiert, was eigentlich passiert war. Tim klopfte sich den Schmutz von der weißen Reithose, die am Knie einen Riss hatte. Er blutete heftig.
    Gerade als er verschwinden wollte, drehte Papa sich um.
    »Tim!«, rief er rau. »Warte!«
    Tim blieb stehen. Mama stürzte an Papa vorbei, die Tränen liefen ihr übers Gesicht, und ich traute meinen Augen nicht, als sie Tim nun in die Arme schloss und fest umarmte.
    »Du hast meinem Sohn das Leben gerettet!«, schluchzte sie. »Danke!«
    Auch Papa klopfte Tim auf die Schulter und reichte ihm die Hand. In dieser Sekunde war die jahrzehntealte Feindschaft vergessen. Zweifellos war es einzig und allein Tims schneller und beherzter Reaktion zu verdanken, dass nur der Sattelschrank unter den Reifen des Dreißigtonners zu Mus geworden war und nicht auch noch mein Bruder.
    Tim lächelte verlegen. Ihm war es peinlich, dass so viel Aufhebens um ihn gemacht wurde. Er blickte sich um. Unsere Blicke trafen sich und mein Herz strömte über vor Glück und Zärtlichkeit. Christian war nie nett zu Tim gewesen, und doch hatte der sich, ohne zu zögern, selbst in Lebensgefahr begeben, um meinen Bruder zu retten. Das war unglaublich mutig.
    Der Menschenauflauf löste sich auf, der Lkw-Fahrer entschuldigte sich wieder und wieder. Christian stand mit belämmerter Miene da. Erst jetzt begriff er, was Tim getan hatte.
    Da kam Richard Jungblut mit Ariane und ihren Eltern im

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