Elenium-Triologie
mich, selbst bei gebotener Gelegenheit, damit befaßt hätte. Wankende Regierungen machen die Bevölkerung nervös und übervorsichtig. Die Leute fangen an, ihre Wertsachen wie ihren Augapfel zu hüten, und das erschwert das Leben für Diebe sehr. Nun, Majestät, seid Ihr einverstanden?«
»Eine Generalamnestie für Eure Dienste? Solange ich sie benötige?« entgegnete sie.
»Was soll letzteres bedeuten?« fragte Platime argwöhnisch.
»Oh, nichts Besonderes, Meister Platime«, versicherte sie ihm unschuldsvoll. »Ich möchte nicht, daß Ihr Euch langweilt und mich ausgerechnet dann alleine laßt, wenn ich Euch am nötigsten brauche. Ohne Eure Gesellschaft würde ich verzweifeln. Nun?«
»Abgemacht, bei Gott!« brüllte er. Er spuckte in die Hand und streckte sie ihr entgegen.
Sie blickte Sperber verwirrt an.
»Es ist so üblich, Majestät«, erklärte er ihr. »Ihr müßt ebenfalls in die Hand spucken und dann klatscht Ihr und Platime die Handflächen zusammen.«
Sie zuckte unwillkürlich zurück, dann aber tat sie, was von ihr erwartet wurde. »Abgemacht«, sagte sie mit unsicherer Stimme.
»Das wär's dann! Jetzt seid Ihr wie meine eigene kleine Schwester für mich, Ehlana«, versicherte Platime ihr mit dröhnender Stimme. »Falls Euch jemand beleidigt oder bedroht, schneid' ich ihm die Gedärme heraus, und Ihr könnt höchstpersönlich mit Euren niedlichen Händen heiße Kohlen in seinen klaffenden Bauch füllen.«
»Ihr seid zu gütig«, sagte sie schwach.
»Sie hat dich ganz schön übers Ohr gehauen, Platime!« Talen überschlug sich beinahe vor Lachen.
»Was redest du da?« Platimes Gesicht verfinsterte sich.
»Du hast dich gerade freiwillig lebenslang zum Dienst für die Regierung verpflichtet, hast du das nicht gemerkt?«
»So ein Unsinn!«
»Nein, nein, das hast du! Du hast dich einverstanden erklärt, der Königin zu dienen, solange sie es wünscht, und nicht einmal daran gedacht, eine angemessene Entlohnung auszuhandeln. Sie kann dich bis zum Tag deines Todes hier im Schloß behalten.«
Platime wurde kreideweiß. »Das würdet Ihr mir doch nicht antun, Ehlana, oder?«
Sie streckte den Arm aus und tätschelte seine bärtige Wange. »Wir werden sehen, Platime. Wir werden sehen.«
Stragen krümmte sich vor unterdrücktem Lachen. »Was ist mit dieser Heimwehr, Sperber?« fragte er, nachdem er sich wieder beruhigt hatte.
»Wir werden die Bürger zur Verteidigung der Stadt mobilisieren«, erklärte Sperber. »Sobald Kurik hier ist, arbeiten wir die Einzelheiten aus. Er schlug vor, daß wir uns die Veteranen holen, sie dienstverpflichten und zu Sergeanten und Korporalen machen. Platimes Leute können wir als Leutnants einsetzen, und Ihr sowie Platime werdet unter dem Oberbefehl von Graf von Lenda Dienst als Generäle tun, bis die reguläre elenische Armee zurück ist und euch ablöst.«
Stragen ließ sich das Ganze durch den Kopf gehen.
»Es ist ein durchführbarer Plan«, sagte er schließlich. »Es bedarf bedeutend geringerer Ausbildung, eine Stadt zu verteidigen, als eine anzugreifen.« Er blickte auf seinen niedergeschlagenen dicken Freund. »Es ist schon gut, Eure Majestät«, versicherte er Ehlana. »Ich nehme Euren Beschützer mit und flöße ihm ein wenig Bier ein. Aus irgendeinem Grund wirkt er ein wenig niedergeschlagen.«
»Wie Ihr meint, Durchlaucht.« Sie lächelte. »Fallen Euch irgendwelche Vergehen ein, deren Ihr Euch vielleicht in meinem Reich schuldig gemacht habt und für die Ihr Amnestie ersehnt – zu den gleichen Bedingungen?«
»Nein, Majestät«, entgegnete er. »Der Diebeskodex verbietet, daß ich in Platimes Privatrevier wildere. Wäre das nicht der Fall, würde ich sogleich hinauseilen und jemanden ermorden – nur damit ich den Rest meines Lebens in Eurer Gesellschaft verbringen dürfte.« Aus seinen Augen blitzte der Schalk.
»Ihr seid ein sehr schlimmer Mann, Durchlaucht.«
»Das stimmt, Majestät.« Er verbeugte sich. »Komm schon, Platime. Wenn du dich erst daran gewöhnt hast, wird es dir gar nicht mehr so schrecklich erscheinen.«
»Das war sehr, sehr geschickt, Majestät«, lobte Talen, nachdem die beiden gegangen waren. »So hat noch nie jemand Platime hereingelegt.«
»Es hat dir wirklich gefallen?« fragte sie erfreut.
»Es war brillant, meine Königin. Jetzt verstehe ich, weshalb Euch Annias vergiftet hat. Ihr seid eine außerordentlich gefährliche Frau.«
Sie strahlte Sperber an. »Bist du nicht stolz auf mich, Liebster?«
»Ich glaube, dein
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